Mit Reisen Geld verdienen

Mit Wissen und Charme müssen Reiseleiter ihre Gruppe auch auf mühsamen Etappen bei Laune halten können.
Mit Wissen und Charme müssen Reiseleiter ihre Gruppe auch auf mühsamen Etappen bei Laune halten können.(c) imago/imagebroker (imago stock&people)
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Exotische Flussfahrten, exklusive Zugreisen, extraordinäre Rundtrips – bei Gruppenreisen ist eine fachkundige Leitung immer dabei. Die Ausbildung dafür dauert zwischen fünf Wochen und fünf Monate.

Das Gewerbe des Reiseleiters in ein offenes, und es gibt auch kein offizielles Berufsbild oder Ausbildungssystem“, erklärt Sabine Claudia Tanner, Inhaberin der Reiseleiterakademie. Der dort angesiedelte Diplomlehrgang bereitet in fünf Wochen auf die Herausforderungen einer Tätigkeit vor, die Gruppenreisenden den Urlaub so angenehm wie möglich gestalten soll. Die Ausbildung besteht aus einem Grundlagenseminar, zwei Vorbereitungswochen und einer Kurswoche: „Da sind wir dann ,on the road‘ – mit dem Bus, der Bahn oder zu Fuß.“

Multitasking gefordert

„Die Teilnehmer müssen in konkreten Reiseleitersituationen beweisen, dass sie multitaskingfähig, körperlich fit und auch über einen längeren Zeitraum konzentriert sein können“, erläutert Tanner. Idealerweise ist bereits ein Spezialgebiet vorhanden, bevor die Ausbildung beginnt. Absolventen können über das Netzwerk der Akademie in erste Jobs vermittelt werden.

Die Ausbildung an der Reiseleiterakademie ist auch deshalb zeitlich so kompakt, weil sie sich nicht mit Länderkunde aufhält. Am BFI Wien wird dieser Punkt im Lehrplan unter „Tourismusgeografie“ behandelt. Für den gesamten Reiseleiterkurs veranschlagt das BFI fünf Monate.

Bindeglied zum Veranstalter

„Als Bindeglied zwischen Reiseziel, Reiseveranstalter und Reisenden können Reiseleiter national und weltweit für in- und ausländische Veranstalter tätig sein. Reise- und Fremdenverkehrsbüros, Tourismusverbände, Hotels oder Kurverwaltungen sind darüber hinaus potenzielle Dienstgeber“, erklärt die zuständige Produktmanagerin Heidelinde Wohlfart. Als persönliche Voraussetzungen nennt sie „hohe Selbstlernkompetenz, Organisationstalent und Dienstleistungsbereitschaft, Kontaktfreudigkeit mit selbstbewusstem und sicherem Auftreten, Reise- und Einsatzbereitschaft, zeitliche Flexibilität und körperliche Fitness“. Gute Allgemeinbildung auf Maturaniveau, wahlweise eine abgeschlossene Berufsausbildung sind ebenfalls erwünscht.

Dass man den Wert der Allgemeinbildung nicht genug betonen kann, weiß Maria Husa. Sie verantwortet die Reiseleiterausbildung am Wifi Wien. „Gotik? Ist das was zum Essen?“, ist nur eine der Fragen, mit der sie im Assessment-Center konfrontiert wurde, das der Teilnahme am Kurs vorangeht. „Dieses Aufnahmegespräch ist deshalb kostenpflichtig, weil wir damit auch die Ernsthaftigkeit der Bewerber abklopfen“, erläutert Husa. Wissen ist dabei allerdings nicht das Wichtigste; vielmehr zählen gedankliche Flexibilität, rhetorisches Talent und Weltoffenheit.

Selbstmarketing notwendig

Tourismusgeografie ist während der sechsmonatigen Ausbildung ebenfalls ein Thema, genau wie Rechnungswesen und Reisebürorecht, Geschichte und Kunstgeschichte sowie Marketing und Eigen-PR: „Die meisten Reiseleiter arbeiten auf selbstständiger Basis und müssen ihre Jobs akquirieren. Wie sie am besten auf Reiseveranstalter zugehen, lernen sie bei uns.“ Anfänglich würden sie mit Tagesfahrten bis maximal drei Tagen betraut, als Chefreiseleiter dieser Veranstalter könnten sie durchaus das ganze Jahr unterwegs sein. Eines der wichtigsten Ziele sei es aber, „im Kurs das Handwerkszeug zu vermitteln, wie man interessante Reiseleitungen für sämtliche Reiseziele weltweit gestaltet“, betont Husa.

Web: www.wifi.at
https://www.bfi.wien
http://www.reiseleiter-akademie.at

INFORMATION

Bei Reiseleitern unterscheidet man zwei Ausrichtungen. Die einen begleiten eine Gruppe vom Anfang bis zum Ende einer Reise und sind für die Organisation und die Betreuung der Teilnehmer zuständig. Vor Ort saisonal vom Veranstalter stationierte Reiseleiter kümmern sich etwa um die Abholung vom Flughafen, Ausflüge und Beschwerden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2017)

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