Computerführerschein: Grundlage für fast jeden Job

Österreichs 500.000. ECDL-Absolventin, Infenion-Lehrling Jennifer Oberegger, mit ECDL-Foundation CEO Damien O’Sullivan und OCG Präsident Makus Klemen.
Österreichs 500.000. ECDL-Absolventin, Infenion-Lehrling Jennifer Oberegger, mit ECDL-Foundation CEO Damien O’Sullivan und OCG Präsident Makus Klemen.(c) Österreichische Computer Gesell
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Fundierte IT-Anwenderkenntnisse sind in immer mehr Berufen unverzichtbar. Das ECDL-Zertifikat ist eine Möglichkeit, diese nachzuweisen.

Der Europäische Computerführerschein ECDL feiert heuer sein 20jähriges Bestehen. Seit seiner Einführung im Jahr 1997 hat hierzulande jeder Zwölfte am ECDL-Programm teilgenommen, Österreich liegt damit nach Großbritannien und Italien auf dem dritten Platz.

„Im Laufe seiner Geschichte wurde der ECDL von ursprünglich sieben auf insgesamt 13 Module erweitert. Vier davon – Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Computer- und Online-Grundkenntnisse – bilden das Basiszertifikat. Das Standardzertifikat inkludiert weitere drei aus fünf Wahlmodulen, darüber hinaus gibt es noch drei Advanced-Zertifikate“, erklärt Christine Wahlmüller-Schiller von der Österreichischen Computergesellschaft OCG, die den von der ECDL Foundation in Dublin entwickelten Computerführerschein für Österreich adaptiert.

Eine wichtige Zielgruppe sind Lehrlinge. „In den Oberstufen ist die EDV-Schulung ganz gut, in der Unterstufe gibt es Nachholbedarf“, begründet das Wahlmüller-Schiller. Der ECDL wird auch an rund 800 Schulen aller Schultypen angeboten, wobei hier vor allem die Neuen Mittelschulen aktiv sind. „Es braucht aber immer einen engagierten Lehrer“, so die OCG-Expertin. Bei den älteren Zielgruppen werde die Nachfrage weniger, der Bedarf sei aber weiter gegeben. „Zwar meinen heute viele, über ausreichend Kenntnisse zu verfügen, dies ist aber oft eine Fehleinschätzung“, weiß Wahlmüller-Schiller. Sie verweist dabei nicht nur auf diesbezügliche Gespräche mit Unternehmen, sondern auch auf eine 2014 von der OCG durchgeführte Studie, die ein Missverhältnis zwischen der Selbsteinschätzung der Österreicher und den tatsächlichen Computerkenntnissen zutage gebracht habe. Entsprechend sind speziell Wiedereinsteiger in das Berufsleben ebenfalls eine wichtige Zielgruppe, die unter anderem über das AMS erreicht wird.

Auf www.edcl kann ein Selbsttest absolviert werden. Dort finden sich auch die österreichweit rund 300 Zertifizierungsstellen, die entsprechende Kurse anbieten. Bei den größten Anbietern BFI und Wifi kosten Kurse für das Standardzertifikat 1590 Euro. Auch ein Selbststudium ist möglich.

Von Unternehmen gefragt

Dass der Computerführerschein in der Wirtschaft gefragt ist, zeigen zahlreiche Kooperationen mit Unternehmen und Institutionen wie Siemens, OMV oder der Stadt Wien. Auch bei der Erste Bank gehört das ECDL-Zertifikat standardmäßig zur internen Lehrlingsausbildung, wie Birgt Payer, Leiterin Recruiting & Placement, berichtet. „Es gibt bei uns fast keinen Job, in dem man diese Kenntnisse nicht braucht.“ Neben Textverarbeitung und Tabellenkalkulation sei vor allem Outlook wesentlich, das Privatanwender heute kaum noch kennen. Mit neueren Entwicklungen wie Apps seien Jugendliche hingegen meist ohnehin vertraut. „Bei älteren Mitarbeiter setzen wir satt des ECDL eher auf spezifische Schulungen – aus Kapazitäts- und Kostengründen“, so Payer.

Was neue Inhalte angeht, so ist im September die Einführung eines Moduls zum Thema Coding geplant, um nicht nur Anwenderkenntnisse, sondern IKT-Fitness allgemein in den ECDL zu integrieren. In weiterer Folge sollen Digital Marketing und Datenschutz folgen. Auf Wunsch der Schulen wird zudem ein Zertifikat zum Thema sicherer Umgang mit Daten in Internet und Social Media evaluiert.

Sowohl Wahlmüller-Schiller als auch Payer wünschen ECDL–Kurse für Menschen, die derzeit keine Unterstützung dafür erhalten, etwa für Flüchtlinge. Die OCG haben bereits 30 bis 40 Flüchtlinge geschult, die TU Wien und die PH OÖ haben ähnliche Programme durchgeführt.

Web:www.ecdl.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2017)

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