Kultur tickt anders

Management eines Kulturbetriebs braucht sowohl kaufmännisches als auch sehr spezifisches Know-how.
Management eines Kulturbetriebs braucht sowohl kaufmännisches als auch sehr spezifisches Know-how. (c) imago/Westend61
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Neue kompakte Ausbildungen behandeln branchenspezifisch Themen von Personalführung bis zum Umgang mit Musikjournalisten.

Ob es um das Burgtheater–Budget geht, um die hastig umbesetzte Regie für den Salzburger „Jedermann“ oder um Museumsleiter, denen Bedienstete die Gefolgschaft verweigern. Die Querelen allein der jüngeren Vergangenheit zeigen, wie komplex das Management einer kreativen Branche im Blick der Öffentlichkeit ist.

Entsprechend schwierig sei es, für Kulturbetriebsleiter passende Weiterbildungen zu finden, sagt Karin Wolf, Direktorin des Instituts für Kulturkonzepte in Wien. „Teilnehmer aus der Kultur fühlen sich in Seminaren und Lehrgängen der Wirtschaft oft als Exoten. Außenstehende wissen in der Regel nicht, wie der Kultursektor tickt.“

Das Institut, das am 3. Mai im Rahmen eines Infotages sein Angebot an Seminaren und Lehrgängen zu Kulturmanagement und -vermittlung präsentiert, bietet vermehrt Inhouse-Trainings zu Personalentwicklung und Mitarbeiterschulung an. Laut Karin Wolf erkennen Kulturinstitutionen diese Themen zunehmend als wichtig für die Weiterentwicklung ihrer Organisation. Gemeinsam mit Geschäftsführern aus Kulturorganisationen wurde im Kulturkonzepte-Qualifizierungsverbund auch ein spezielles Seminarprogramm entwickelt, das laut Wolf von Mitarbeitern von Museen, Festivals und Theaterbetrieben aus ganz Österreich besucht wird. Heuer spannt sich der Bogen der zwölf Seminare von „Excel für Kulturbetriebe“ über „Fundraising“ bis zu „Strategisches Content Marketing“. Der nächste Termin richtet sich exklusiv an Frauen: Im Seminar „The Queen's Speech“ am 26. und 27. April in Wien vermittelt der Schauspieler Hans Ruchti, wie sich Frauen in Meetings und Teambesprechungen behaupten können und bei Vorträgen oder Eröffnungen überzeugend und selbstsicher auftreten.

Brückenschlag Kultur und Tourismus

Einen neuen Kulturmanagement-Schwerpunkt im Rahmen eines Tourismusstudiums will ab Herbst das Kolleg für Tourismus der Tourismusschulen Salzburg setzen. „Unsere Studierenden, die sich schon mit den Themen Messe und Event beschäftigt haben, sollen mehr Inhalte im Kulturmanagement vermittelt bekommen. Sie sollen keine künstlerischen Leiter ersetzen, sondern Kulturevents professionell abwickeln können“, sagt Leonhard Wörndl, Geschäftsführer der Tourismusschulen Salzburg. Dabei gehe es insbesondere um Fragen wie die Vermarktung von Kulturevents,Ticketingsysteme,Kostendisziplin, rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen, Sicherheitsvorschriften, Technik sowie das Arbeiten in internationalen Teams. Arbeitgeber sind Kulturreiseveranstalter, Tourismusverbände, Kulturinitiativen jeder Art, Festivalbüros, Künstlervermittlungen oder Eventbüros. Absolventen, die einen akademischen Grad erwerben möchten, könne man internationale Partneruniversitäten anbieten, die die Ausbildung auf ihre Bachelorstudien anrechnen.

Einem Relaunch unterzogen wurde das zweisemestrige Musikmanagement-Programm der Donau-Universität Krems. Unter dem Titel „Musik und Medien“ dockt es inhaltlich an das englischsprachige Masterstudium „Music Management“ an, sodass Absolventen direkt zum Master-Abschluss weiterstudieren können. Im Zertifikatsprogramm wird auf aktuelle Entwicklungen in den Kommunikationstechnologien und -strategien rund um Musikproduktion eingegangen. In der Regel seien die Teilnehmer bereits in der Musikbranche tätig, sei es als Manager, als Künstler oder bei Musikveranstaltern, sagt der wissenschaftliche Leiter des Programms, Miguel Kertsman.

Auch Einzelthemen buchbar

Wer nicht bis zum Master weiterstudieren wolle, sei meist an speziellen Fragen des Zertifikatsprogramms interessiert, etwa an Urheberrecht, Medienrecht oder an Musikproduktion. Zwei der fünf Module sind dem Musikjournalismus gewidmet. Zum einen ermutige man Teilnehmer des Zertifikatsprogramms, zum Master weiterzustudieren, um kompletter ausgebildet zu sein. Zum anderen bemühe man sich, Teile des Programms auch für Personen verfügbar zu machen, die nur an bestimmten Aspekten interessiert seien. Aus diesem Grund können auch ein- bis zweitägige Lehrveranstaltungen einzeln gebucht werden.

Web: www.kulturkonzepte.at

www.ts-salzburg.at

www.donau-uni.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2017)

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