Sprachkurse: Denken, Dichten und Träumen

(c) Bloomberg (Chris Ratcliffe)
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Neue Kursformate laden ein, sich der englischen Sprache auf ungewöhnlichen Wegen zu nähern. Einige Erfahrungsberichte:

Eine Sprache, die man im prosaischen beruflichen Kontext braucht, über den Umweg der Poesie zu perfektionieren, mag kein gängiges Rezept sein, scheint aber gerade durch den ungewöhnlichen Zugang zu funktionieren. „Das Schwierigste in einer Fremdsprache sind Witze und Gedichte“, sagt Karin Misak, Teilnehmerin am Workshopprogramm „Poetry in Business“, einem Methodenmix, der Gedichte als emotionale Stimulanz verwendet und für die Reflexion darüber Rollenspiele und interaktive Aktivitäten einsetzt. „Mit großer Konzentration muss nicht nur dem Inhalt des Gedichts gefolgt, sondern auch der Blickwinkel auf die Sprache geändert werden – und genau das bringt die großen Fortschritte im Festigen der Sprachkenntnisse“, berichtet Misak.

Misaks Kollegin, Ulrike Wahsner, war auf der Suche nach einem Englischkursformat, bei dem „Spaß, Kreativität und das Entwickeln von Sprachgefühl im Vordergrund stehen“. Bei „Poetry in Business“ sei sie fündig geworden. „Die intensive Kommunikation über vielfältige Themenbereiche hat – für mich – dem Englischtraining eine anregende Leichtigkeit verliehen.“ Die Wiener Firma Talkshop, die sich immer wieder um innovative Kursformate bemüht, bietet „Poetry in Business“ als sechsteilige Workshopreihe an. Hauptsächlich würden die Kurse von Unternehmen gebucht, jedoch auch von Privatpersonen, sagt Talkshop-Leiterin Christina Merl. Demnächst soll auch eine offene „Poetry in Business“-Workshopreihe angeboten werden.

Mix mit Muttersprachlern

Ebenfalls auf große Akzeptanz bei den Teilnehmenden scheint das Sprachintensivprogramm für Führungskräfte „Executive English Village“ des Anbieters BEC2 zu stoßen. Die Teilnehmer sind fünf Tage lang in einem Hotelresort im salzburgischen Leogang untergebracht. Dort wird vom Frühstück bis zum Abendessen ausschließlich Englisch gesprochen – selbst mit dem Hotelpersonal und auch bei Gruppenaktivitäten, wie gemeinsamen Präsentationen, Spielen oder Spaziergängen. In das Kurskonzept eingebunden sind Muttersprachler aus allen englischsprachigen Teilen der Welt. Auf jeden der 15 Teilnehmer kommt ein Native Speaker – ein Umfeld, wie es sonst bei einem Englischkurs innerhalb Österreichs kaum herzustellen ist. „Ich hatte alle zwei Stunden einen neuen Gesprächspartner, beispielsweise aus Kanada oder Australien. Aber es war auch jemand dabei, der mit dem Internationalen Roten Kreuz schon in Beirut und in Aserbaidschan war. Allein diese unterschiedlichen Lebensgeschichten der Native Speaker sprengen im Gespräch oft das übliche Vokabular“, sagt Thomas Schmitz. Der CEO einer Baumaschinen-Holding nahm schon im Vorjahr am ersten „Executive English Village“ teil. Er habe davor schon etliche Englischintensivkurse im Ausland absolviert, sagt Schmitz. „Mein Schlüsselerlebnis war vor etlichen Jahren eine Woche in London, wo ich mit vier Deutschen im Kurs war, viel Geld und Zeit für Hotel und Anreise brauchte, das Essen grausam und das Wetter noch grausamer war.“ Die Idee eines Sprachtrainings mit kurzer Anreise, Muttersprachlern und naturschöner Umgebung nahm Schmitz sofort für sich ein, zumal er die beiden kanadischen BEC2-Gründer Janet Sneddon und Larry Reid bereits von Inhouse-Programmen und Einzelcoachings – auch auf dem Golfplatz – kannte.

So wie Schmitz wird auch Sabine Wieser, Businesscoach und „English Village“-Teilnehmerin des Vorjahres, heuer wieder mit dabei sein. „Rund um die Uhr Englisch zu sprechen, zu hören, zu lesen und selbst auf Englisch zu träumen hatte einen nachhaltigen Effekt für mich. Selbst mit meiner Schwester, die mit dabei war, habe ich die ganze Zeit Englisch gesprochen“, sagt Wieser.

Alternative Onlinekurs

Wer trotz aller Vorteile persönlicher Begegnungen die Unkompliziertheit digitaler Lernmedien bevorzugt, hat inzwischen die Wahl zwischen zahlreichen Onlinelerndiensten. Werbefrei gehalten und dadurch möglicherweise klarer auf die Bedürfnisse der Nutzer ausgerichtet sind etwa die Kurse der Sprachlern-App Babbel, an deren permanenter Verbesserung ein 150 Mitarbeiter zählendes Didaktikteam arbeitet. Primäres Ziel der App ist, den Lernenden möglichst schnell zu ersten Gesprächen in der Fremdsprache zu befähigen.

Userin Maria Weber nutzt die App seit einigen Jahren fast täglich zum Englisch- und Italienischlernen. Sie schätzt unter anderem die Differenzierung der Kurse. Neben der Möglichkeit, nach den Grundkursen ihr Wissen durch Aufbaukurse, Mittelstufenkurse oder Kurse für Business English zu vertiefen, gebe es auch spezielle Kurse, um das Lesen und Schreiben, Hören und Sprechen zu trainieren. „Die Aussprache ist wichtig. Und die Lerninhalte sind übersichtlich aufgeteilt“, urteilt Weber.

Web: www.mytalkshop.club, www.babbel.com, www.bec2.at/eev

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2017)

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