Umwelt in Städten, dem Energiesektor und im Marketing

Studierende am Windkanal im Energie- und Umweltlabor der FH Burgenland in Pinkafeld.
Studierende am Windkanal im Energie- und Umweltlabor der FH Burgenland in Pinkafeld.(c) FH Burgenland
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Energie und Umwelt stehen im Fokus vieler FH–Studien. Die Inhalte gehen dabei über technische Lösungen hinaus.

Mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung leben in Städten, bis 2050 soll dieser Anteil auf 70 Prozent steigen. Zugleich sind urbane Agglomerationen schon jetzt für 70 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Städte spielen laut einhelliger Expertenmeinung eine Schlüsselrolle bei der Energiewende. „Energie muss ein ständiger Begleiter in allen Prozessen in der Stadt werden. Dafür braucht es neue Ansätze und bereichsübergreifendes Denken für die Entwicklung neuer Energiesysteme“, sagt etwa Bernd Vogl, Leiter der Abteilung Energieplanung der Stadt Wien.

An den heimischen Fachhochschulen hat man sich des Themas angenommen. Der Master-Studiengang an der FH Technikum Wien, Erneuerbare Urbane Energiesysteme, widmet sich der Problematik im Detail. „Wir beschäftigen uns mit Energiesystemen speziell im urbanen Raum. Die Stichworte der großen anstehenden Veränderungen lauten Klimawandel und Ablösung des fossilen Systems. Das wirft eine Vielzahl an brisanten Fragestellungen auf“, sagt Hubert Fechner, Leiter des Masterstudiengangs. Die Studierenden lernen unter anderem, Konzepte für einen optimalen Einsatz verschiedener Energiequellen zu erarbeiten oder Maßnahmen, um bestehende Netze (Wärme-Kälte-Strom) für eine Integration dezentraler Erzeugungsanlagen zu adaptieren. Analysiert werden verschiedene Speichertechnologien ebenso wie die Auswirkungen von Sanierungsmaßnahmen in Gebäuden auf das energetische Gesamtsystem.

Präsentation in der Gesellschaft

„Insgesamt geht es um die Einführung eines nachhaltigen, umweltfreundlichen Energiesystems, aber auch um das Problem, wie sich das neue System in der Gesellschaft präsentieren lässt“, so Fechner. Dabei bieten sich Chancen für neue Ideen und Geschäftsmodelle, die einschlägig ausgebildete Fachkräfte voraussetzen.

Mit „Electrical Engineering“ wird auch die FH Oberösterreich Campus Wels ab Herbst 2018 ein Masterstudium anbieten, das sich dem Thema neue Energiesysteme verschreibt. „E-Mobilität, Leistungselektronik und Gleichstromnetze, die für Batterien, Wasserstoffsysteme oder umweltfreundliche Verteilung und Transport von elektrischer Energie notwendig sind, zielen darauf ab, grüne Energiesysteme zu etablieren“, erläutert Studiengangsleiter Peter Zeller. Die Einführung von Smart Technology bei den Energiesystemen reduziere die Kosten und erhöhe gleichzeitig die Verlässlichkeit und den Zugang zum Endverbraucher. „Unsere Absolventen werden somit Pionierarbeit am Puls der Zeit leisten“, meint Zeller.

Die Energiewende will freilich nicht nur technisch vorangetrieben, sondern auch gemanagt werden. Diesem kombinierten Anspruch stellt sich beispielsweise das Masterprogramm Energie- und Umweltmanagement an der FH Burgenland. Am Standort Pinkafeld werde Energie- und Umwelttechnikern ein gesamtheitliches Wissen vermittelt, wie Studiengangsleiter Christian Wartha betont: „Neben dem technischen Know-how forcieren wir die Managementausbildung, gepaart mit rechtlichen Aspekten. Dafür sorgen unter anderem unsere interdisziplinären Projekte, in denen Kleingruppen Aufgaben sowohl in technischer als auch in wirtschaftlicher und rechtlicher Hinsicht lösen müssen.“ Laut Wartha wartet auf die Absolventen ein breites Anwendungsfeld: „Die Palette reicht vom Aufbau von Umweltmanagementsystemen in großen Unternehmen bis hin zur Entwicklung von verfahrenstechnischen Prozessen, etwa bezüglich Abwasser- und Luftreinigung.“ Wer einen Beitrag zu einer nachhaltigen, lebenswerten Umwelt sicherstellen möchte, sei in diesem Studium am richtigen Ort.

Dem Thema einer lebenswerten nachhaltigen Umwelt widmet sich abseits der klassischen Schiene von energierelevanten Studiengängen das Masterstudium „Green Marketing“ am Campus Wieselburg der FH Wiener Neustadt. „Grüne Produkte und grüne Unternehmen zu vermarkten, wird als ganzheitliche unternehmerische Aufgabenstellung begriffen. Das Motto lautet: Märkte, Trends und Konsumenten analysieren, Ideen zu Konzepten entwickeln und umsetzen“, erklärt Studiengangsleiterin Andrea Grimm. Das Kompetenzfeld „Green Business“ umfasse vielfältige Aspekte: nachhaltiger Konsum, Gemeinwohl Ökonomie, grüne Geschäftsmodelle oder die Kenntnis über unternehmerische Verantwortung für die Thematik Nachhaltigkeit. Im Fokus stehen zudem die rechtlichen Rahmenbedingungen für grüne Produkte und Zertifizierungen. „Wir vermitteln die Kompetenzen zur Vermarktung aller grünen Konsumgüter, Unternehmen und Institutionen“, so Grimm zum Berufsbild des „Green Marketer“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2017)

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