Die Neugierde ernst nehmen

Fleißige Teilnehmer der Kinder-Uni dürfen zum Abschluss auch Sponsion feiern.
Fleißige Teilnehmer der Kinder-Uni dürfen zum Abschluss auch Sponsion feiern.Kinderbüro Universität Wien/Barbara Mair
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Die Mondlandung, der Klimawandel und Kunst sind die Schwerpunkte der heurigen Veranstaltungen, mit denen die Unis den Nachwuchs für Wissenschaft begeistern wollen.

Als wir mit der Kinder-Uni vor 17 Jahren starteten, wollten wir ein positiveres Klima an die Universität bringen“, erinnert sich Karoline Iber, Geschäftsführerin des Kinderbüros und Mitgründerin der Kinder-Uni Wien. Es sei gelungen, die Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm zu holen. „Die Wissenschaftler erleben etwas Neues und die Kinder, dass ihre Neugierde ernst genommen wird.“ Über 600 Forscher der Universität engagierten sich 2018 und gaben den jungen Besuchern Antworten auf Fragen, die diese eingereicht hatten. „Die Wissenschaftler reagierten mit großem Interesse darauf und fühlten sich auch inspiriert“, erzählt Iber. Da ein Kind wissen wollte, was hinter dem Weltall noch kommt, wird im heurigen Sommerprogramm der Philosoph Paul Tarman dazu Stellung nehmen. Wie im Juli 2019 überhaupt anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums der Mondlandung schwerpunktmäßig der Weltraum Thema sein wird. „Wir gehen der Frage nach, was sich in 50 Jahren im Weltall tun wird und inwiefern Österreich dort vertreten ist“, erläutert Iber.

Sponsion inklusive

2004 wurde die Kinder-Uni Graz gegründet und blickt auf mehr als 37.000 junge Studierende und über 1900 Veranstaltungen zurück. Der jährliche Höhepunkt: In Anlehnung an ein echtes Studium erhalten jene, die genügend Teilnahmestempel in ihren Studierendenausweisen gesammelt haben, am Ende des Sommersemesters bei einer feierlichen Sponsion eine Urkunde. Sie dürfen sich damit Bachelor oder Master der Kinder-Uni Graz nennen. In den ersten vier Wochen der Sommerferien können die Kinder-Uni-Studierenden vormittags wissenschaftliche Workshops besuchen und an Exkursionen teilnehmen. Am Nachmittag bietet das USI ein Sportprogramm an. „Unabhängig von Lehrplan, Leistungsdruck oder Noten erleben die jungen Studierenden Wissenschaftler in großen Hörsälen, Laboren oder Bibliotheken. Darüber hinaus gründet das Vermittlungskonzept der Kinder-Uni Graz mit Hands-on-Aktivitäten, Experimentier- und Forschungsstationen auf dem aktiven Beitrag der jungen Hörer, verlässt das Schema des Frontalunterrichts und bietet Möglichkeiten zur Mitwirkung“, sagt Jutta Fenk-Esterbauer, Projektleiterin an der Kinder-Uni Graz.

Im Mai macht sich die Kinder-Uni Salzburg auf den Weg in den Pongau. Dort wird an einem Wochenende alles ins Programm gepackt, was junge Menschen an der Wissenschaft interessiert. Auch Schulklassen sind explizit angesprochen: „Selbstverständlich erfinden Universitäten die Methoden der Vermittlung von Inhalten nicht neu. Aber bei der Kinder-Uni sind sie in den Themensetzungen sehr frei und müssen nicht dem Lehrplanüberblick untergeordnet werden. Spezialisierungen liegen im Wesen der Forschung, und die Methodik der Fragestellungen kommt dem kindlichen Wesen sehr entgegen“, sagt Sylvia Kleindienst vom Kinderbüro der Universität Salzburg. Das Thema heuer ist das Klima. „Dabei ist das Schulprogramm am Vormittag als Planspiel angelegt: vom Chemielabor über einen Ausstellungsbesuch vor Ort bis zur Mitarbeit bei der Studieninformation. Bereits zum zweiten Mal dürfen Kinderprofessoren ihr Können oder Wissen an Kinderstudierenden weitergeben.“ Darüber hinaus gibt es Workshops für Jugendliche ab 13 Jahren.

Ganz auf künstlerische Themen konzentriert sich die Kinder-Kunst-Uni in Wien. „Durch und über Kunst fallen die Verständigung und die Toleranz füreinander leichter. Der Ausdruck von Kunst beginnt bereits im gemeinsamen Gestalten, Tanzen oder Singen. Die Kinder-Kunst-Uni sieht ihre Aufgabe vor allem in der Vermittlung von zentralen sozialen Werten für ein gemeinsames Zusammenleben“, sagt Leiterin Silke Vollenhofer-Zimmel. Da der Umgang mit Medien immer wichtiger wird, hat die Kinder-Kunst-Uni-Kreativwoche 2019 einen medialen Schwerpunkt. In der Rubrik Fotografie wird die Umwelt erkundet, Lichteffekte unter dem Titel „Unsichtbar? Denkste!“ werden studiert und fotografisch geheimnisvolle Orte mit der „Expedition Winkelauge“ durchforstet.

Finanzierung fraglich

Ob das kostenlose Angebot in dieser Form aufrechterhalten bleibt, ist für Vollenhofer-Zimmel aber fraglich: „Bereits 2019 werden Kürzungen spürbar. Projekte im Modul University@school werden im drastisch geringeren Ausmaß stattfinden, und Lehrveranstaltungen mit qualifizierter Betreuung für Kinder mit besonderen Bedürfnissen müssen gestrichen werden, weil sie finanziell nicht mehr tragbar sind.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2019)

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