Wissensvisualisierung: Schreiben ist Silber, Zeigen ist Gold

Wissensvisualisierung Schreiben Silber Zeigen
Wissensvisualisierung Schreiben Silber Zeigen(c) APN (Michael Probst)
  • Drucken

Es müssen nicht immer nur Worte sein: Skizzen, Bilder oder Diagramme verdeutlichen komplexe Zusammenhänge auf einen Blick.

Was tun, wenn eine Menge an komplexem Wissen vorhanden ist und anderen vermittelt werden soll? Wenn verzweigte Verbindungen und unterschiedliche Aspekte möglichst anschaulich erklärt werden müssen – etwa bei einem Vortrag oder einer wichtigen Besprechung? In so einem Fall können visuelle Hilfsmittel eingesetzt werden: Diagramme, Skizzen, Bilder, Objekte oder ganz einfach auch Geschichten, die Bilder im Kopf entstehen lassen. Sie alle können zum besseren Verständnis komplexer Wissensinhalte beitragen. „Es gibt viele Tools, die sehr einfach zu nutzen sind und mit denen es auch Spaß macht, zu arbeiten. Man braucht dazu nicht viel Zeit, und die anderen verstehen besser, was man sagen will“, sagt Barbara Geyer-Hayden, die im Zweierteam mit ihrer Kollegin Annette Hexelschneider Trainings in der Wissensvisualisierung anbietet. Als eines dieser Tools nennt sie die sogenannten Schlagwortwolken („Tag Clouds“). Dabei werden Schlagworte in einem Text analog zur vorkommenden Häufigkeit entsprechend größer oder auch farbig dargestellt. Auf einen Blick kann man so die Gewichtung der Themen oder Schlagwörter in einem einzigen Bild darstellen und die Prioritäten sichtbar machen. Die Gestaltung des so entstehenden Bildes kann verändert und angepasst werden, beispielsweise mit den Farben des eigenen Unternehmens. Einfach und schnell ist somit eine aussagekräftige Grafik gebastelt. Wie das funktioniert, kann einfach im Internet unter wordle.net ausprobiert werden.

Landkarte im Gehirn

Die wahrscheinlich bekannteste Visualisierungmethode zur Darstellung thematischer Assoziationen ist das „Mindmap“. Mit dieser Wissenslandkarte können auf einen Blick sich aufeinander beziehende Themen, Ideen und Zusammenhänge abgebildet werden. Verzweigungen zu verschiedenen Aspekten und thematisch nahen Themenbereichen werden anhand abzweigender Linien aufgezeichnet. Großes Plus dabei: Es kann einerseits ein Überblick, gleichzeitig können aber auch Details dargestellt werden. „Man bringt durch die visuelle Darstellung eine Art Vogelperspektive ein, mit der auch größere Zusammenhänge sichtbar werden. Dies ist nicht möglich, wenn beispielsweise einfach nur Begriffe untereinander aufgelistet werden“, sagt Sebastian Eschenbach, Studiengangsleiter des Masterstudiengangs „Angewandtes Wissensmanagement“ an der FH Burgenland. Den FH-Studierenden werden während des Studiums unterschiedliche Visualisierungstools vermittelt, aus denen sie die jeweils passenden wählen können. Die Erfassung des Ganzen – gleichzeitig aber auch die Möglichkeit, auf Details „einzuzoomen“ – bietet das Präsentationstool „Prezi“. Prezi ist eine Abwandlung der Powerpoint-Präsentation. Allerdings geschieht die Präsentation nicht in aufeinander folgenden Folien, sondern auf einem riesigen virtuellen Blatt Papier.

Zusätzliche Schlussfolgerungen

Visuelle Wissensdarstellung als Präsentationshilfe ist nur ein Anwendungsbereich, sie kommt aber auch dort zum Einsatz, wo große komplexe Datenmengen geordnet und in der Folge gesucht werden müssen, etwa im Bibliotheks- oder Dokumentationsbereich. Hierarchische Strukturen wie die Gliederung nach Kapitel, Themen und Unterthemen sind traditionelle Methoden, deren Möglichkeiten allerdings limitiert sind. Inhalte von Enzyklopädien, Dateistrukturen oder Netzwerke können auch grafisch so dargestellt werden, dass auf einen Blick zusätzliche Schlussfolgerungen möglich sind. Die Aufgabe, solche Möglichkeiten zu entwickeln, hat sich das Know-Center, das Österreichische Kompetenzzentrum für Wissensmanagement in Graz, zum Ziel gemacht. „Es geht dabei um die Einbeziehung des visuellen Sinnes beim Ablauf komplexer Analysen. Ein großer Teil unserer Verarbeitungskapazität läuft über das Auge ab“, sagt Wolfgang Kienreich, Leiter des Bereichs für Wissenserschließung. Derzeit arbeitet man unter anderem an Möglichkeiten zur visuellen Darstellung komplexer sozialer Netzwerkstrukturen wie Facebook.

Auflockernde Komponente

Visuelle Tools müssen allerdings nicht kompliziert sein. Besonders die kleinen, kreativen Präsentationshilfsmittel enthalten neben ihrer Funktion zur Veranschaulichung noch eine weitere Komponente: Sie lockern die Wissensvermittlung auf. „Das schöne am spielerischen Herangehen ist, dass dabei auch die Kreativität aktiviert wird. Man setzt sich persönlich mehr mit dem Thema auseinander und behält das Vermittelte leichter im Gedächtnis, weil es über mehrere Wahrnehmungskanäle läuft“, sagt Annette Hexelschneider. Zu solchen kreativen und im wahrsten Sinne des Wortes „fassbaren” Methoden zählt auch die Verwendung von Gegenständen als Metaphern bei Vorträgen. Hexelschneiders Seminarteilnehmer hatten auch einmal die Idee, Origamis bei der Erstellung von Wissenslandkarten einzusetzen. So wurde die eigene Organisation als Inselwelt dargestellt und die Repräsentanten einzelner Organisationseinheiten als Segelschiffe gefaltet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.