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Die Retter des Ungefährdeten

Das mediale Österreich jubelt über ein OGH-Urteil, das angeblich die Pressefreiheit gerettet hat und will mehr davon. Am Besten waren wir immer...

Also ist Medien-Österreich froh: Der OGH hat entschieden, dass alle Interviews, die der ORF aufzeichnet, dem Redaktionsgeheimnis unterliegen, bis sie ausgestrahlt werden. Herr Generaldirektor Wrabetz hat in einem eher klestilesken Auftritt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk seiner Genugtuung darüber Ausdruck verliehen, dass Österreich jetzt doch weiterhin eine Demokratie beleiben könnte. (Und ich hab mir gedacht, wenn die Ausweitung des Redaktionsgeheimnisses zur Folge hat, dass weniger ORF-Interviews ausgestrahlt werden, bin ich am Ende auch noch froh. Aber das ist eine andere Gesschichte.)

Der Verband Österreichischer Zeitungen hat als Reaktion auf das Urteil eine bessere Verankerung des Redaktionsgeheimnisses gefordert. Das hab ich nicht ganz verstanden, weil mir schien, dass das OGH-Urteil ja eben die bombenfeste Verankerung des Redaktionsgeheimnisses im österreichischen Rechtssystem höchstgerichtlich demonstriert hat, aber ich bin ja auch kein Jurist.

Mehr ist eben immer gut, besonders, wenn es um das Redfaktionsgeheimnis geht. Wie man weiß, ist ja der investigative Journalismus, der Informanten schützt und die Grundprobleme unseres demokratichen Gemeinwesens offenlegt, die Kernkompetenz der österreichischen Reichtweitenkaiser ORF, Krone, Heute und Österreich. Da muss man, wie der Deutsche sagen würden, schon was tun für.

Ich finde das Getue um die ORF-Bänder der Skinhead-Reportage des Kollegen Ed Moschitz insgesamt ziemlich affig, jedenfalls aber nicht wirklich geeignet, um zu überprüfen, wie gut oder schlecht in Österreich das Redaktionsgeheimnis verankert ist. Aber so ist es eben im ideologischen Bedürfnisjournalismus öffentlich-rechtlichen Zuschnitts: Besonders gut sind die Guten beim Retten von Dingen, die nie gefährdet waren.

Ein Gedanke aber hat mich beim Nachdenken über das Urteil, den ORF und das Redaktionsgeheimnis fasziniert: Wie würde der ORF berichten, wenn auf WikiLeaks die Bänder auftauchten, die zeigten, dass Herr Moschitz und sein Team eine Sendung gebastelt haben, die nicht unbedingt das repräsentiert, was man in einschlägigen Kreisen eine ergebnisoffene Recherche unter öffentlich-rechtlichen Rahmenbedingungen nennt?

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