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Hausfrauenjournalismus

Der Witz am Hausfrauenjournalismus ist, dass die Unterforderung der Hausfrau von Heute durch diese Art von Journalismus direkt proportional ist...

Mehrere Leserinnen fragten mich an diesem Wochenende, was ich denn meine, wenn ich "Hausfrauenjournalismus" schreibe. Der Begriff sei, was immer er bedeute, jedenfalls abwertend, die Frage sei nur, wem gegenüber.

Ich kann nur sagen: richtig beobachtet. Ja, der Begriff ist abwertend gemeint. Er richtet sich gegen die heute handelsübliche Art des innenpolitischen Journalismus, der common sense und Gemeinplatz verwechselt. Florian Klenk hat, unter Berufung auf eine Quelle, an die ich mich nicht erinnere, einmal geschrieben, es gebe in Österreich eine Tradition des "Dahinmeinens". Das meine ich: Professionelle Journalisten, jedenfalls solche, die nach den einschlägigen Kollektivverträgen bezahlt werden, meinen in der Art dahin, in der das auch auf Hausfrauenkaffekränzchen passiert.

Nicht abwertend gemeint ist der Begriff gegenüber den Hausfrauen selbst. Der Witz am Hausfrauenjournalismus ist ja, dass die Unterforderung der Hausfrau von Heute durch diese Art von Journalismus direkt proportional ist zur Überforderung der Autorinnen und Autoren durch ihre Aufgabe.

Als ich vor etwas mehr als 20 Jahren mit diesem Beruf begann, hat man mir in der Redaktion der Kleinen Zeitung gelegentlich empfohlen, mir einen etwas weniger schwurbelnden Stil zuzulegen. Man müsse, hieß es, stets so schreiben, dass es die Hausfrau in Großklein auch versteht. Man ging davon aus, dass diese, die Hausfrau von Großklein nämlich, über ein Informations- und Verständnisdefizit verfüge, das man ihr nicht vor Augen führen dürfe, weil das die Kundenbeziehung irritieren könnte.

Das Informations- und Verständnisgefälle zwischen Produzenten und Konsumenten besteht immer noch. Aber ich bin mehr nicht mehr sicher, auf welcher Seite es bergab geht. 

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