Schall und Rauch

Bhutan erlebt momentan nicht Tage des Glücks - sondern Tage des Zorns.

Bhutan erlebt momentan nicht Tage des Glücks - sondern Tage des Zorns. Stein des Anstoßes: Das neue Tabakverbot, das seit Anfang des Jahres in Kraft ist und mit Österreichischen Rauchverboten gar nichts gemein hat. Denn in Bhutan sorgt vor allem das Schicksal des 23-jährigen buddhistischen Mönchs Sonam Tshering hohe Wellen. Dieser wurde vergangene Woche in erster Instanz vom Gericht nämlich zu einer Haftstrafe in der Höhe von drei Jahren verurteilt. Sein "Verbrechen": er schmuggelte 48 Packungen Kautabak von Indien nach Bhutan. Wert: nicht einmal zwei Euro.

Die Wogen der Empörung schlugen auch außerhalb des Landes - vor allem im Internet - hoch. Auf Facebook hat sich eine mit etwa 250 Mitgliedern überschaubare aber äußerst aktive Protestbewegung in einer Gruppe gebildet. Es ist ein lauter Aufschrei gegen ein ihrer Meinung nach scheinheiliges Gesetz. "Wir haben Parlamentariar, Polizisten, Richter und Minister, die alle Tabakprodukte konsumieren", schreibt ein User, "Wie konnte so ein drakonisches Gesetz vom Parlament verabschiedet werden, wenn es nicht fair und gleich auf alle angewandt wird?"

"Die Regierung wird nicht auf Versuche reagieren, Hysterie im Bezug auf dieses Thema durch Social Media zu schüren", kommunizierte als Antwort auf die virtuellen Proteste der Premierminister Jigmi Y Thinley durch die Onlineplattform der Zeitung "Kuensel". Die Inhaftierung von Tshering sei zwar traurig für ihn und seine Familie, trotzdem müsse man geltendes Recht beachten. Wenn die Bevölkerung mit dem Tabakverbot unzufrieden sei, solle sie etwa von Demonstrationen Abstand nehmen: "So etwas ist nur notwendig in Ländern, wo die Rechtssprechung von den Autoritäten untergraben wird und es keinen anderen Weg gibt, die Aufmerksamkeit der Machthabenden auf sich zu ziehen." Thinley legt der bhutanischen Bevölkerung daher nahe, ihrem Unmut durch ihre gewählten Vertreter Luft zu machen.

Ein offenes Ohr für die Protestierenden hat Oppositionsführer Tshering Tobgay. Auf seinem Blog  ruft Tobgay dazu auf, das umstrittene Gesetz noch einmal zu überdenken. Es sei zwar richtig, Sonam Tshering zu bestrafen, wenn er das Gesetz gebrochen habe. Doch eine Gefängnisstrafe von drei Jahren erscheint dem Oppositionspolitiker Tobgay genauso wie den meisten Facebook-Usern zu hart. Ob Tshering gegen das Urteil Berufung einlegen wird, ist noch nicht bekannt.

Der Fall von Sonam Tshering hat auch deshalb für so viel Aufregung gesorgt, weil er der erste Bhutaner ist, der nach dem neuen Tabakverbotsgesetz verurteilt wurde. Die Art und Weise, wie die Judikative mit Tsherings Fall umgeht, wird auch die zukünftige Rechtssprechung beeinflussen. Angesichts der lauten Proteste gegen Tsherings potentielle Haftstrafe scheint es, als ob das Tabakverbotsgesetzt in der bhutanischen Bevölkerung genau das Gegenteil dessen auslöst, was es eigentlich sollte. Denn das Gesetz trat Anfang 2011 als Beitrag zum "Gross National Happiness", also dem "Bruttonationalglück" des Landes in Kraft. Die gesundheitsschädigenden Folgen von Tabakkonsum würden das Bruttonationalglück negativ beeinflussen, so der Hintergrundgedanke zum Tabakverbot. Momentan sieht es aber eher so aus, als wäre das Tabakverbot selbst für viele Bhutaner ein großes Unglück.

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