Hausbesuch in Tsirang

In Tsirang lernen wir die Gastfreundschaft der Bhutaner so richtig kennen. Ein 11jähriges Mädchen als erfolgreiche "Botschafterin" ihres Landes.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Bhutan und Österreich? Hier scheint es völlig normal zu sein, dass wir als Fremde nicht nur freundlich empfangen, sondern sogar nach Hause auf Tee und Gespräche eingeladen werden. So geschehen zum Beispiel gestern in Tsirang. Der Bezirk ist für Touristen normalerweise gesperrt, dementsprechend neugierig sind die Menschen in dem kleinen Dorf auch, wenn wir nach getaner Arbeit - nach unseren Interviews in der lokalen Schule, mit dem Bezirksvorsteher und einem Bauern aus der Region - von der lokalen Gebetsmühle zu einem der kleinen Shops schlendern. Drei Fanta später sind wir mit ein paar lokalen Mädchen im Alter von zehn und elf befreundet, die Thomas „Onkel“ nennen und Mara „Schwester“. 

Quasi als externe Familienmitglieder deklariert, gehört es auch dazu, dass wir den Mädchen zu dem Haus folgen, wo eine von ihnen mit ihren Großeltern lebt. Die Eltern leben wie so viele Menschen aus den ländlichen Gebieten auswärts, um Geld zu verdienen. Im Haus führt eine steile dunkle Stiege hinauf in den ersten Stock, wo wir den Großvater des Mädchens kennenlernen. Der kann im Gegensatz zu seiner Enkelin zwar kaum Englisch, dafür war er einst Unteroffizier bei der königlichen bhutanesischen Grenzschutztruppe. Heute sitzt er mit einer Gebetskette in der Hand auf dem mit Teppichen belegten Sofa im Wohnzimmer. 

 Besuch bei einer Familie in Tsirang, Bhtuan

Wir bekommen diesmal zwar keinen salzigen Buttertee, dafür kramt die Wortführerin der Kinder schnell das Fotoalbum unter dem Couchtisch hervor.  Binnen weniger Minuten wissen wir, wie ihre Mutter als junges Mädchen aussah, dass der Großvater ein guter Bogenschütze war und dass sie eigentlich gerne ein Foto verkaufen würde. Wir lehnen das Angebot dankend ab und revanchieren uns stattdessen mit einem neuen Foto. Der Großvater, die Kids, wir großen weißen Menschen, alle stehen wir nebeneinander und lächeln in die Kamera. 

Aus Fremden werden Freunde. 

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