Was ist mit dem Goldpreis los?

Die Fed hört auf zu drucken, die Inflationsangst sinkt, die Krise ist vorbei, alles ist super, Zuckerwatte, Regenbogen, Einhörner, trallallallalla...

Gold ist eine hochemotionale Sache, das ist offensichtlich. Bei Debatten zum gelben Metall kochen unter den kühlsten Wirtschaftsexperten die Gefühle hoch. Bewegt sich der Preis stark (egal in welche Richtung) bricht in den Redaktionsstuben Hektik aus. Gold zieht wieder - mehr als in den letzten vier Jahrzehnten vielleicht.

Die nüchterne Analyse bleibt da natürlich auf der Strecke. Aktien, Anleihen, Fonds, Währungen, Immobilien, etc.: Kann eine dieser "Anlageklassen" mit dem Emotionsfaktor von Gold mithalten? Vielleicht versteht man jetzt, warum mich die Erörterung dieses Themas so interessiert.

Manchen ist die jahrtausendealte Obsession der Menschen mit dem gelben Metall ein Dorn im Auge, ein Schönheitsfleck in ihren wunderbar aseptischen Wirtschaftsmodellen. Für mich ist es eine Geschichte. Ihr Ausgang? Offen.

Aber ich würde meinen Lesern keinen guten Dienst erweisen, wenn ich die aktuellen Preisbewegungen unbeachtet lasse und mich stattdessen in abstrakten philosophischen Traktaten verheddere. (smile)

Zu schön um wahr zu sein

Also vergessen wir mal die tiefsinnige Betrachtung und lassen auch die Wörter "Papiergold" und "Manipulation" beiseite: sehen wir uns nur die Fakten an und versuchen, daraus schlau zu werden, ja? Wir sind da (gottseidank) nicht alleine. Im Gegenteil. Eine ganze Reihe echter Experten hat sich der Sache schon angenommen. 

Zuerst der "status quo" (hier zahlt es sich aus in etwa zu verstehen, wie Medien funktionieren). Die Mainstream-Interpretation der Dinge, die durch 99,9 Prozent aller Berichte transportiert wird, geht so:

Die Fed hört auf zu drucken, die Inflationsangst sinkt, die Krise ist vorbei, alles ist super, Zuckerwatte, Regenbogen, Einhörner, trallallallalla...

Da kann ich nur sagen: HOFFENTLICH! Aber ich bin mir fast sicher, dass das nicht stimmen kann. Alles wieder gut? Schön wärs. Die fundamentale Lage hat sich nicht geändert. Ja, bei 1900 Dollar war Gold wohl stark überkauft (weswegen wir jetzt eine Korrektur sehen) - aber sonst hat sich eigentlich nicht viel geändert. Was sagen also die Experten?

Fitzpatrick: "Korrektur und Bodenbildung"

Citi-Mann Tom Fitzpatrick analysiert den Goldmarkt mit Hilfe der technischen Analyse. Er verweist auf die eklatanten Ähnlichkeiten zwischen den jüngsten Rückgängen im Goldpreis und der Korrektur 2008. Damals wurde in Panik alles verkauft (wie derzeit) und der Preis stürzte um 34 Prozent ab. Genau wie jetzt:

Goldpreis
Goldpreis

»We found this interesting because it was virtually identical to the high-to-low down-move that we saw in gold in 2008 (also 34%). While we certainly haven’t seen anything yet to say we are about to head up dramatically, we believe that we may be bottoming here in gold.
our feeling has always been that a healthy trend gets healthy corrections. This is yet another healthy correction like we saw in 2008. The interesting thing is because of where we’ve come from, if we were to now follow, over the next three years, the move after we put in that 2008 low in gold in terms of magnitude, it actually suggests something in the region of $3,400 to $3,500 for gold.«

Tom Fitzpatrick

Hier das ganze Interview auf KWN.

John Williams: "Ende von QE ist absoluter Blödsinn"

Bleibt die Frage, was diesmal der Auslöser ist. Es gibt ja keine Krise wie 2008, oder? Im Kern der Mainstream-Berichterstattung geht es natürlich um das "Ende", "Zurückfahren", "Verlangsamen" etc. des Fed-Gelddruckprogramms "Quantitative Easing". Das Ende von QE hat zwar weder begonnen, noch gibt es einen ernst zu nehmenden Zeitplan - aber ein paar kryptische Aussagen von Fed-Chef Ben Bernanke haben gereicht um Märkte und Medien weltweit in helle Aufregung zu versetzen.

Ein empfehlenswertes Interview mit John Williams (ShadowStats) rückt die Dinge "into Perspective":

»All the hype over the Fed's so-called tapering is absolute nonsense. Fed chairman Ben Bernanke said the Fed's pulling back of quantitative easing was contingent on the economy recovering in line with the Fed's relatively rosy projections. He also indicated, however, that if the economy worsened, he would expand quantitative easing. When you consider that the official Fed projections are grossly optimistic, the conclusion is that we will have more, not less, bond buying from the government.«

John Williams

Hier das ganze Interview.

Acting Man: "Folgen monetärer Inflation sind unvermeidlich"

Der Preis für die ausgewogenste Analyse der Situation geht aber diesmal an die Freunde von "Acting Man". Der Artikel "Ganging up on Gold" ist eine definitive Leseempfehlung, weil sowohl die Rolle der Banken als auch der hyperventilierenden Medien genau analysiert wird:

»1. the negative effects of massive monetary inflation are inevitable. 2. they always arrive with a lag. 3. said lag cannot be predicted with precision. 4. gold will react to these developments, and very likely will do so well before they become obvious to all. 5. once these negative effects are glaringly obvious to all and gold already trades at a much higher price, all the mainstream banks will turn bullish again. 6. when that happens, sell.«

Acting Man

Hier der ganze Beitrag.

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