Drei große Gefahren: Alchemie, Betrug und Papiergold

Der Goldmarkt ist wie eine globale "Reise nach Jerusalem". Am Schluss steht irgendwer ohne Metall da - und Papier ist geduldig.

Wie halten Sie es mit der Alchemie?

Das ist kein originelles Thema. Tatsächlich müsste man wohl jede einzelne Goldtheorie aufgeben, wenn dieser eine Faktor der begrenzten Verfügbarkeit des Goldes wegfallen würde. Die Spanier haben das erlebt, weil sie Inflation nicht verstanden hatten als sie große Mengen Gold und Silber aus Amerika in die Heimat verschifften. Midas erging es ähnlich: auch er glaubte wohl an einen absoluten Wert des Goldes - wobei wir auch schon bei der uralten Debatte um den echten (intrinsic) Wert von Gold sind.

Und die Antwort: Nein, es gibt ihn nicht. Wie alles andere ist auch Gold unseren subjektiven Wertvorstellungen unterworfen. Und gibt es plötzlich viel mehr Gold als zuvor, so ist das Inflation - was zu steigenden Preisen (in Gold gemessen) führt und damit die Kaufkraft des Goldes schwächt.

Soweit, so logisch.

Aber wie steht es denn nun um die Alchemie? Zuerst: Ich will ich keine modernen "Alchemisten" beleidigen, denn wie ich auf Wikipedia nachgelesen habe, geht es bei der Alchemie um viel mehr als nur die Herstellung von Gold. Aber in diesem Arktikel soll es nur um diese "ordinäre" Form der Alchemie gehen.

Also: Alchemie=Goldherstellung, ok?

Ganz ehrlich: ich weiß es nicht. Woher sollte ich es auch wissen? Und glauben Sie, ich würde hier sitzen und schreiben, hätte ich eine Goldmaschine im Keller?

Aber meine bescheidenen naturwissenschaftlichen Kenntnisse führen zu folgendem Schluss: wenn es überhaupt möglich ist, Gold herzustellen - dann wohl nur unter Verschleiß enormer Energiemengen. Und wenn mehr Geld (Energie) in die Produktion geht als später herauskommt - wo ist der Sinn? (Ist ein bisschen wie bei "Biosprit", hehe.)

Dann gibt es noch die Geschichte mit dem Asteroiden-Mining. Auch da stellt sich die Frage: wie hoch muss der Goldpreis steigen, damit sich das auszahlt? Zudem ich mir die Förderung von Gold auf einem Asteroiden als eine relativ mühsame Angelegenheit vorstelle. Vielleicht kann Bruce Willis helfen?

Das beste, was bei der Alchemie bisher herausgekommen ist, dürfte tatsächlich Porzellan sein - das nicht umsonst als "weißes Gold" bekannt ist.

Drei große Gefahren

Tatsächlich gibt es viele Gefahren für Goldanleger, die viel heikler sind als Alchemie. Die drei schlimmsten:

1. Fälschungen. Immer wieder liest man von Goldbarren mit Wolframkern und ähnlichen Produkten. Auch in Europa tauchen sie zunehmend auf. Und weil der Goldpreis (langfristig) steigt, sieht man immer mehr Fälschungen von handelsüblichen Anlagemünzen (sogar gefälschte Silbermünzen soll es geben). Sich dagegen zu schützen ist aber relativ einfach: Kaufen Sie nur bei einem verlässlichen Händler oder einer verlässlichen Bank. Suchen Sie nicht auf E-Bay nach Schnäppchen. In Österreich kann man Philharmoniker und andere Goldmünzen sogar direkt an der Quelle, bei der Münze Österreich erstehen. Da sollte das Risiko, eine Fälschung zu bekommen, bei null Prozent liegen.

2. Betrug. Ein endloses Thema. Von falschen Goldmünzen (siehe Fälschungen) bis zu allerlei schlauen Goldsparplänen gibt es am Goldmarkt fast jeden Scheiss, den man sich vorstellen kann (excuse my french). Die meisten lassen sich beim Verkauf abzocken, weil sie gar nicht wissen wie viel ihre Münzen/ihr Schmuck wert sind. Aber besonders gefährlich sind Goldsparpläne wie sie viele "Anbieter" im Programm haben. Diese gehen oft mit einer kaffeefahrt-ähnlichen Die-Welt-Geht-Unter-Präsentation einher (sogar die Alien-Spinner der Scientology-Sekte sind in dem Geschäft). Der Trick ist simpel: Erzähle den Kunden, du würdest Gold für sie kaufen wenn sie regelmäßig einzahlen. Kaufe kein Gold. Wer Gold will, wird vertröstet. Verlasse gegebenenfalls das Land in Richtung Südamerika (was die Goldsparpläne als das enttarnt was sie sind: wertloses Papier).

3. Papiergold. Ha, das haben Sie jetzt kommen sehen! Dieses Thema will ich eigentlich gar nicht mehr im Detail erörtern (oder habe ich das gerade getan, unter Punkt 2?). Es ist eigentlich simpel: Wenn Sie auf den Goldpreis spekulieren wollen, sind Papiergold-Produkte eine tolle Sache. Aber nur für Spekulation. Für Goldinvestment taugen sie nicht. Wenn Sie in der Annahme sind, Sie besäßen Gold, weil sie ETF-Anteile halten: Sie liegen falsch! Gehen Sie ins Kleingedruckte und suchen sie die Anteils-Mindestmenge für physische Auslieferung. Diese Dinger sind für Reiche gemacht, die sich tatsächlich tonnenweise Gold ausfolgen lassen können. Aber Papiergold kommt der Alchemie verdächtig nahe. Sie weiten das Angebot von "Gold" aus - und zwar so lange, bis es zu einer Papiergold-Hyperinflation kommt.

Reise nach Jerusalem

Der Goldmarkt ist wie eine globale "Reise nach Jerusalem". Am Schluss steht irgendwer ohne Metall da - und Papier ist geduldig. Aber man darf sich nicht von "günstigen" Gelegenheiten blenden lassen. Man muss schon genauso sorgsam sein wie die Menschen früherer Zeiten. Und genau prüfen, was man kauft. 

Außer morgen erfindet jemand eine Maschine, die aus Dreck echtes Gold macht. Dann ist alles egal. Wobei, würden Sie so eine Erfindung nicht für sich behalten? Ich würde. Und dass die Spanier und andere große Mengen Gold im Meer versenkt haben (Verknappung) ist irgendwie realistischer als Alchemie (Vermehrung).

Beste Grüße, NJ


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