Krieg, Öl, Gold und Dollar: Obama steckt in der Zwickmühle

Das Fieberthermometer schlägt aus - aber hohe Ölpreise sind Gift für die US-Märkte.

Ich hatte schon ein langes Stück in Arbeit, wo von Goldmans-Gold-Strategie bis zum Rekord-Shortabbau der "Spekulanten", dem Appetit nach physischem Gold in Asien (China, Indien), dem Fall der Rupie, nepalesischen Goldschmugglern und natürlich Syrien! Öl! und Krieg! so ziemlich alles vorkommen sollte, was mir derzeit (außer Fußball) durch den Kopf geistert.

Aber während der Kopf Gott sei Dank noch funktioniert, hat mir die Technik einen Strich durch die Rechnung gemacht. Also schwenke ich um auf eine "Politik der kleinen Schritte" und fange mal wieder bei den Basics an.

Das Fieberthermometer 

Als Israel vor zwei Tagen einen (von den Russen nicht sofort identifizierten) "Raketentest" durchführte, reagierte Gold rasch und stark. Und was noch? Genau: Öl. Und wie reagierten sie? Dreimal dürfen Sie raten. Sie stiegen - und zwar fast Hand in Hand. Das "Fieberthermometer" der Finanzwelt (Copyright Greenspan, angeblich, schon wieder!) schlug heftig aus als die Kriegsgefahr zu wachsen schien. Einzig: die große Masse der Anleger wußte zu diesem Zeitpunkt freilich noch nichts von dem israelischen "Raketentest". Ich selbst konnte erst zwei Stunden später 1+1 zusammenzählen. Aber die Botschaft ist klar: der Goldmarkt funktioniert (egal ob man hinter der Preisbildung nun das "Papiergold" oder tatsächliche physische Nachfrage vermutet).

Und die anderen Märkte?

Damit Gold überhaupt "funktioniert" (also steigt, wenn andere Märkte fallen) - muss es andere Märkte geben, die auch "funktionieren" (also fallen, wenn Gold steigt). Wer da genau auf was reagiert ist zweitrangig - aber die Präsenz eines eindeutigen "War-off"-Premiums an den (US)-Aktienmärkten ist offensichtlich. Genauso wie die dahinterliegende Überlegung: teures Öl = schlecht für die Wirtschaft.

Heißt was?

Heißt: Solange die Syrienkrise köchelt und die USA die Kriegstrommeln bedienen, wird wohl diese Headline-Story alles dominieren. Ich persönlich beobachte jeden Ausschlag des Goldpreises nach oben mit größter Sorge, denn ein Krieg könnte allerlei unerwünschte Konsequenzen nach sich ziehen - aber das wissen die Entscheidungsträger von Obama bis Putin freilich besser als ich. Dass die Banken jetzt wieder für einen Anstieg der Goldpreise positioniert sind, ist ein weiterer Hinweis darauf, dass mit Syrien der Boden im Goldpreis erstmal erreicht war.

Catch 22

Aber wenn man sich die Marktreaktionen auf einen möglichen Eingriff der USA genau ansieht, kommt man nicht umhin zu fragen: Was wird Obama wichtiger sein? Ein Eingriff in Syrien? Oder die weitere Stabilisierung der US-Wirtschaft und der langsame Ausstieg der Fed (oder zumindest die Chance auf diesen Ausstieg)? Denn beides gleichzeitig wird's nicht spielen. Zumal der angedeutete "Taper" ja mit einer Senkung des US-Government-Geldbedarfs einher gehen müsste, was offenbar durch eine einmalige Fannie-Freddy-Dividende möglich wäre. Ein Krieg, steigende Ölpreise und fallende Aktienkurse wären Gift für das Exit-Szenario der Fed (sofern es tatsächlich existiert). Es ist wahrlich ein "Catch 22" für Obama, eine Zwickmühle.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.