Der Euro und Gold, Teil 2: die entscheidende Frage

Hat das "Phantom" noch eine Chance?

Vielen Dank für die vielen Kommentare und Zuschriften zu meinem gestrigen Artikel "Der Euro und Gold, eine Liebesgeschichte". Lassen Sie mich anhand zweier exemplarischer Reaktionen antworten.

User "rennpferdchen" sagt: "Sorry, aber Sie verrennen sich da gerade in ein Phantom".

Und User "Ophicus" bringt es wohl am konkretesten auf den Punkt - und das auch noch in meinen eigenen Worten!

Er schreibt: "So war das Konzept, ja. Aber jedes Geldsystem startet mit den besten Absichten. Und dann geht es los. Dann wird gedruckt. Zuerst ein bisschen. Dann ein bisschen mehr. Dann viel mehr und dann irgendwann zu viel. Viel zu viel."

Dieselben Bedenken haben die User auf JilNik.com geäußert, wo ich den Beitrag zeitgleich veröffentlicht habe.

Dieser Weg...

Was soll ich sagen? Dieselben Antworten sind vollkommen logisch und nachzuvollziehen.

Natürlich war diese Darstellung des Eurosystems "blauäugig". Mein Ziel war es ja auch lediglich, die Architektur des Euros mal aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten und nach greifbaren Gründen für den unerschütterlichen Glauben der Entscheidungsträger an den Euro zu suchen. Ich wollte "das ursprüngliche Konzept" erklären, ohne Rücksicht auf die aktuellen Entwicklungen, wenn sie so wollen. 

Es ist ein Gedankenexperiment. Das kann man als Zeitverschwendung betrachten, meinetwegen. Aber die aktuelle Debatte verfolgen wir ja ohnehin tagtäglich. Blättern Sie in diesem Blog ein paar Wochen zurück und Sie finden eine ausführliche Erörterung der aktuellen EZB-Geldpolitik, von "QE" und der angeblichen "Deflationsgefahr".

Hier finden Sie eine detaillierte Analyse des Protokolls der entscheidenden EZB-Sitzung zu "QE". Hier mein Leitartikel zum "Vorabende der Geldlawine". Und hier mein zweiter Leitartikel zum "Tabubruch" Anleihenkauf.

...wird kein leichter sein

Die entscheidende Frage ist also: Hat das "Phantom", die ursprüngliche Idee hinter dem Euro, noch eine Chance? Oder haben wir den 1999 eingeschlagenen Weg längst verlassen - ohne Möglichkeit, ihn wieder zu finden?

Das kann ich leider auch nicht beantworten. Nur bei einem bin ich mir ziemlich sicher: Selbst wenn alles schief geht, ist der "klassische" Weg eines Währungszusammenbruchs (eine Hyperinflation) beim Euro eher nicht zu befürchten, ganz einfach weil Deutschland (Österreich, Finnland, Niederlande etc.) vorher aussteigen würden. Aber an dem Punkt sind wir ja wohl noch nicht, oder? 

Erst gestern hat EZB-Ratsmitglied Klass Knot, der niederländische Notenbankchef, sich da klipp und klar geäußert.

Die EZB ist nach Einschätzung von Ratsmitglied Klaas Knot mit ihrer ultra-lockeren Geldpolitik so weit gegangen wie möglich, ohne Preisblasen an den Finanzmärkten zu verursachen. Diese Politik stoße nun aber an ihre Grenzen, sagte der niederländische Notenbankchef am Mittwoch auf einer Konferenz in Paris. Würden die Maßnahmen langfristig angewendet, „dann ist es mit dem Risiko einiger negativer Nebeneffekte verbunden wie etwa neuen finanziellen Ungleichgewichten“.

Handelsblatt

Leere Worte? Vielleicht. Hoffentlich nicht.

Niemand kann in die Zukunft sehen - aber der Blick in die Vergangenheit kann uns zumindest helfen, die Gegenwart ein bisschen besser zu verstehen.

Store of Value

Ein Satz vielleicht noch zur Frage des "Store of Value". Natürlich erfüllt die Euro-Währung auch diese Rolle. Wenn ich "kurz- bis mittelfristig" schreibe, meine ich Monate, Jahre und - mit Abstrichen - auch Jahrzehnte. Aber Bargeld in der Matratze zu verstauen ist für die langfristige Speicherung der Kaufkraft sicherlich noch nie eine gute Idee gewesen - so auch nicht beim Euro.

MfG NJ

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