Tritt Kanada aus dem Kyoto-Protokoll aus?


Kanada schockt die Klimakonferenz. Die schon am Montag aufgetauchten Gerüchte um einen Austritt aus dem bestehenden Kyoto-Protokoll werden...

Johannes Wahlmüller

Kanada schockt die Klimakonferenz. Die schon am Montag aufgetauchten Gerüchte um einen Austritt aus dem bestehenden Kyoto-Protokoll werden weiter genährt, denn der kanadische Delegationsleiter dementiert sie nicht. Kanada hat schon im Vorfeld erklärt, dass es eine neue Auflage des Kyoto-Protokolls nicht unterstützt, aber ein Austritt aus einem bestehenden Vertrag, ein Jahr vor dessen Auslaufen - das hat eine neue Qualität. Der kanadische Delegationsleiter gibt sich jedoch diplomatisch: "Wir werden hier konstruktiv mitarbeiten und niemanden daran hindern eine zweite Verpflichtungsperiode für das Kyotoprotokoll zu unterschreiben." Wie bitte? Während alle Klimaprognosen zu raschem Handeln drängen und die Zeit davonläuf, will sich Kanada offenbar davonstehlen, aber andere nicht daran hindern das Problem zu lösen. Ein beispielloser Akt von Nächstenliebe.

Im Hintergrund steht eine mächtige Teersandindustrie. Kanada ist eines der Länder mit den größten Teersandvorkommen weltweit. Ein Drittel der weltweiten Vorkommen werden in Kanada vermutet. Teersande sind eine Mischung aus Öl und Sand, die nur mit aufwändigen Verfahren gewonnen werden können. Riesige Flächen müssen zur Gewinnung gerodet werden, die Treibhausgasbilanz ist miserabel: Es entstehen fast viermal soviele Emissionen wie bei der Förderung von normalem Öl. Erst vor einigen Wochen hat US-Präsident Obama den Bau einer Pipeline aus der Teersandprovinz Alberta in die USA gestoppt, nachdem tausende Klimaschützerinnen protestierten und das weiße Haus umzingelten. Kanadas Teersandindustrie: Ein fragwürdiges Geschenk an die Welt.


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