Reisefibel: Wodurch sich Lehrer im Urlaub verraten

Ein nicht ganz so ernst gemeinter Seitenhieb gegen die urlaubenden Lehrerinnen und ihre männlichen Kollegen.

Das kennen Sie sicherlich. Man geht durch die Straßen, trifft auf Passanten und weiß mit ziemlicher Gewissheit: Das muss ein Anwalt sein. Und sie eine Steuerberaterin. Man erkennt auch noch einen Künstler, eine Politikerin und einen Verkäufer. Was sie anhaben. Wie sie sich bewegen. Die Art ins Handy zu sprechen, die Frisur, der Blick. Das alles gibt Aufschluss auf die Profession der beobachteten Menschen – immer wieder zumindest.

Auch wenn die Vermutung manchmal nicht stimmt, eine Berufsgruppe sticht fast immer klar erkenntlich heraus; ein geschultes Auge erkennt sie sogar, wenn oben genannte Kriterien auf ein Minimum reduziert sind: Badehose, Schwimmbewegungen, kein Handy, triefende Haare, Taucherbrille und Schnorchel. Die Rede ist von den Lehrern.

Falls Sie sich jedoch nicht zu den geschulten Augen zählen, und Sie sicher gehen wollen, dass nicht der Mathelehrer Ihrer Tochter neben Ihnen am Pool liegt, sind hier ein paar hilfreiche Hinweise, wann es sich bei Ihren Konkurrenzerholern um Pädagogen handeln könnte und wann eben nicht.

Das „Who is Who“ der Urlaubsgäste

Wenn der Herr am Nebentisch den Kellner auf einen Rechtschreib- oder Übersetzungsfehler in der Speisekarte hinweist, oder diesen gar mit einem Rotstift ausbessert, dann handelt es sich wahrscheinlich um einen Sprachenlehrer. Oder ziemlich sicher.

Wenn Ihr Tischnachbar das Cordon Bleu vom Tagesangebot ohne Schinken und Käse haben möchte, dann ist er wahrscheinlich der zuvor erwähnte Mathelehrer Ihrer Tochter. Er hat schnell errechnet, dass er billiger aussteigt, wenn er das Angebotscordon ohne Schinken und Käse nimmt statt das normale Wienerschnitzel.

Wenn der zuvor eigentlich recht unterhaltsame Karaokegegröhlabend durch eine vollmotivierte, richtig singende, schwarz gekleidete, notenmitbringende Dame unterbrochen wird, die gleich drei Lieder intoniert, handelt es sich um die Musiklehrerin. Diese ist übrigens zuvor schon aufgefallen, weil sie von der ersten Reihe aus mitdirigiert und Einsätze gegeben hat.

Wenn die holprig dargestellten Romeo und Julia den bunten Abend mit einem „Happily ever after“ überleben, dann handelt es sich wohl um die Inszenierung der Englischlehrerin, für die der Originalschluss von Shakespeares Drama für Jugendliche eigentlich schon immer unzumutbar war.

Wenn Sie jemanden am frühen Vormittag schon über den Salzgehalt im Meer und den Chlorgehalt im Pool schimpfen hören, dann wohl den Chemielehrer. Dafür findet er seinen Gehalt im Vergleich zu dem der Hotelbediensteten in Ordnung. Das sei eben ausgleichende Gerechtigkeit, wie er seiner Frau zuflüstert.

Wenn Sie Kinder sehen, die weinend vor einem Klettergerüst stehen, weil sie nicht rauf dürfen, dann sind das jene des Physiklehrers. Der sitzt nämlich selbst auf dem Gerüst, um dessen Statik und somit die Sicherheit für seine Kinder zu überprüfen. Mitunter ziemlich lange und gewissenhaft.

Wenn Ihnen auf dem Weg zum Pool eine Dame in einem Makrameebadeanzug und mit einer Badetasche, die aus alten Getränkekartons zusammengeheftet wurde, begegnet, dann dürfte es sich um die textile Werklehrerin handeln. Bitte erkundigen Sie sich bei ihr nicht nach der Bequemlichkeit ihrer diesjährigen Badekollektion.

Wenn Ihnen mitten am FKK-Strand (den Sie natürlich nur aus einiger Entfernung kennen) eine vollangezogene Frau mit Staffelei und Pinsel in die Augen sticht, dann beruhigen sie sich (außer, sie befinden sich auf dem Strand und die Frau sticht Ihnen tatsächlich mit ihrem Pinsel ins Aug). Es ist die BE-Lehrerin, die ihre Nacktmalerei zu perfektionieren sucht und sich von der Schönheit des menschlichen Körpers inspirieren lassen wollte (was sich jedoch nicht als sehr einfach entpuppt).

Wenn Sie sich fragen, wem denn die leere Sonnenliege gegenüber gehört, gilt Folgendes: Ist es Sonntagvormittag, dann gehört die Liege wahrscheinlich dem Religionslehrer. Der ist gerade irgendwo in der Kirche. Ist es irgendein anderer Tag und die Sonne scheint, dann gehört die Liege wohl dem Informatiklehrer. Der sitzt in der W-LAN Ecke im kühlen Keller oder lässt sich gerade irgendwo seinen Jahrhundertsonnenbrand medizinisch behandeln.

Wenn alle oben genannten Kriterien nicht zutreffen, dann handelt es sich wahrscheinlich um andere Pädagogen. Aber auch sie erkennt man leicht: Der Turnlehrer holt seine Kinder mit einer Trillerpfeife aus dem Wasser. Die Volksschullehrerin mit Aufklebern. Der Geographielehrer spielt mit den Pinseln und Stukkateureisen des Geschichtelehrers in der Sandgrube. Die Lateinlehrerin trinkt zum Frühstück Bier, die Kochlehrerin trägt im Indoorpool eine Kochmütze und die Philosophielehrerin fragt ständig warum das Meer blau sei. Und dann sonnenstichig: „Ist es überhaupt blau?“ usw.

Ich bin mir sicher, dass Sie in Ihrem Urlaub genügend Möglichkeiten haben, noch mehr Lehrertypen ausfindig zu machen. Schließlich haben Lehrer ja genügend Zeit, sich in den Sommermonaten über die ganze Welt zu verstreuen und tatenlos in der Sonne zu braten und sich als Lehrer zu outen. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Spekulieren und einen schönen (restlichen) Sommer!

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