Weil Sprachrichtichkeid ja e Wurscht is

Wenn kümert es ob irgendwer richtig schreibt oder nicht solange mann verstet was gemeint ist is ja alles in Bester ordnung.

Wenig überraschend war die Präsentation der Bildungsstandards gestern kurzfristig und auf 15:00 Uhr angesetzt worden – etwas spät für Zeitungen, um am nächsten Tag groß darüber zu berichten. Man versuchte – so scheint’s – möglichst wenig Wind über die Ergebnisse aufkommen zu lassen, welche die Bildungsministerin an jenem frühsommerlichen Nachmittag wohl am liebsten gut versiegelt beim Tretbootfahren in der Alten Donau versenkt hätte.

Julia Neuhauser aus der Bildungsredaktion fasst die Ergebnisse der Testung so zusammen: „Ein Drittel der Zehnjährigen erreicht die Ziele in Deutsch nicht. 70 Prozent haben Probleme beim Schreiben. Kinder aus bildungsfernen Familien hinken bis zu drei Lernjahre hinterher.“ Auffallend niedrig ist dabei die Zahl jener, welche die Anforderungen im Bereich der sprachlichen Richtigkeit erfüllt haben: 30 Prozent.

1:0 für die Sprachrichtigkeit

Wundert mich gar nicht, denke ich mir, und erinnere mich dabei an mein erstes Maturajahr als Lehrer. Als ich die korrigierten, benoteten und kommentierten Arbeiten vom Vorsitzenden der Prüfungskommission zurückgeschickt bekam, war eine weniger nett formulierte Aufforderung dabei, alles noch einmal zu machen (über Ostern), weil ich der Sprachrichtigkeit zu viel Gewicht beigemessen hätte und somit gute Schüler unnötig viele Punkte bekommen hätten, weil sie eben richtig geschrieben hätten. Mein Kampf für die Rechte der Grammatik und Rechtschreibung ging bis zum obersten Verfassungsgerichtshof – in meinem Fall zum Stadtschulrat – und ich durfte zu Ostern Eier statt Fehler suchen. Die Schlacht war geschlagen.

Doch mit dem Gewinn der Schlacht war der Krieg noch lange nicht entschieden und tatsächlich wurde die Sprachrichtigkeit seither immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Aktuell zählt sie (bei der Matura) als Teil eines Kriteriums (aus vier) eben nur noch 25 Prozent zur Gesamtnote. Den Rest machen Inhalt, Textstruktur und Stil/Ausdruck aus.

Die Zeiten des Acht-Rechtschreibfehler-also-Nichtgenügend sind zwar (Gott sei Dank) vorbei, doch wenn Schüler bei der Matura nicht mehr recht schreiben können müssen, warum sollten sie sich dann in der Volkschule damit abmühen müssen?

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