Die österreichische Bildungspolitik gleicht einem WM-Match zwischen Honduras und dem Iran

Honduras hat in der Gruppenphase der laufenden Fußball-Weltmeisterschaft ein Tor geschossen, aber keinen Punkt gemacht. Zugegeben, die Los...

Honduras hat in der Gruppenphase der laufenden Fußball-Weltmeisterschaft ein Tor geschossen, aber keinen Punkt gemacht. Zugegeben, die Los Catrachos hatten es schwer, hatten sie doch mit Frankreich und der Schweiz zwei Mannschaften erwischt, die es tatsächlich ins Achtelfinale geschafft haben. Der Iran hat auch genau ein Tor geschossen, jedoch auch einen Punkt aus dem Spiel gegen Nigeria mitgenommen. Die Afrikaner wiederum sind gemeinsam mit Argentinien – wenn auch knapp – ins Achtelfinale aufgestiegen; also auch hier keine einfache Gruppe und somit das frühzeitige Aus für den Iran.

Da Honduras nun in Gruppe E und der Iran in Gruppe F spielten, blieb uns der besondere Leckerbissen einer Begegnung der zwei im Hauptabendprogramm des öffentlich rechtlichen Rundfunks erspart. Was die meisten Fußballbegeisterten jedoch wohl nicht wussten: Als alle Gruppenspiele ausgetragen waren, sendete ein österreichischer Privatsender eben genau die angesprochene Partie. Zumindest fühlte man sich bei der Diskussionssendung „Dauerbaustelle Schule“ genau danach. Hier ein kurzer Spielbericht:

Nachdem aus unerklärlichen Gründen kein einziger Spieler das Spielfeld betreten hatte, mussten die Masseure, Sekretärinnen und Präsidenten der zwei Teams (drei aus der Politik, ein Journalist und eine Gastronomin) das Spiel bestreiten. Da diese jedoch offensichtlich nicht gerade gut kicken können (soll heißen, wenig bis keine Ahnung von Schule haben – außer einem Spieler in Grün), war deren primäres Ziel (Erinnerungen an Hans Krankl werden wach...) nicht Tore, sondern die Gegner fallen zu lassen. Es wurde gegrätscht und gespuckt, ja sogar suáresisch zugebissen – und nach einem torlosen Remis wurden Gott sei Dank keine Trikots getauscht (man stelle sich vor!) und nicht verlängert (man stelle sich vor!).

Die Spielanalyse der 17-jährigen Anna kurz vor Abpfiff der Partie wäre von Herbert-Gute Nacht-Prohaska nicht treffender ausgefallen. Die Schülerin hat scharfsinnig folgendes beobachtet: „Jeder ist voll in seiner Ideologie gefangen. Und es wird fast überhaupt nicht versucht, irgendwelche Lösungsansätze zu finden oder mal zu schauen, was für die Schüler besser wäre, was man verändern muss und wie man nach vorne gehen kann. [...] Ich finde das eigentlich ziemlich traurig.“

„Well roared, lion“ hätte wohl Shakepeare zu Anna gesagt. „In diese Spiel, es waren zwei, drei diese Spieler waren schwach wie eine Flasche leer!“ hätte wohl Trapattoni über die Akteure auf dem Feld gesagt. Wie auch immer: Dieses Spiel ist leider kein Einzelfall in der bildungspolitischen Fußball-WM Österreichs. Und so lange die Betreuerteams auflaufen und mit Kratzen und Beißen torlose Unentschieden be„streiten“, wird am Ende wirklich immer Deutschland gewinnen, um mit Gary Lineker zu sprechen.

Nachwort: Für all jene, die sich bei der Fußball-WM nicht so sehr auskennen: Nicht nur bei den Gruppen von Honduras und dem Iran, sondern in jeder Gruppe schaffen es die zwei besten Teams (oder die zwei „richtigsten Teams“, um in der Sprache von Pepi Hickersberger zu sprechen) ins Achtelfinale. Auch auf die Gefahr hin, dass mich so manch einer, der des sinnerfassenden Lesens nicht besonders mächtig ist, wieder verspotten wird, sei mir dieser urösterreichische Versuch hier vergönnt, einen plausiblen Grund für ein Scheitern im Fußball zu suchen.

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