"The Leftovers": Kettenrauchen gegen das Verschwinden

Das neue postapokalyptische Drama mit einigen Serienstars dürfte rasch treue und geduldige Fans finden.

HBO

Das einjährige Baby, Papst Benedikt XVI., Jennifer Lopez, die Ehefrau des Nachbarns und Salman Rushdie - sie alle sind plötzlich weg. Zwei Prozent der Bevölkerung - also 140 Millionen Menschen und damit jeder fünfzigste Mensch - sind an diesem 14. Oktober vor drei Jahren spurlos verschwunden. Keiner weiß, warum und wohin. Das ist das ebenso rätselhafte wie beunruhigende Setting der neuen HBO-Serie "The Leftovers", die am Sonntag in den USA angelaufen ist.

Drei Jahre sind seit diesem Tag vergangen und die Welt ist eine andere geworden. Die "Zurückgebliebenen", wie die Serie wohl etwas missverständlich auf Deutsch heißen könnte (besser wäre wohl: "Die Übriggebliebenen" oder wörtlich: "Die Reste"), kämpfen mit und gegen das Unerklärliche, jeder auf seine Weise. Der eine erschießt wahllos streunende Hunde und Rehe, andere bleiben nach außen kontrolliert, tauchen aber Nachts im Pool unter - nur dort kann man so laut und lang schreien ohne gehört zu werden. Wieder andere schließen sich der sektenartigen Gemeinschaft namens "Guilty Remnants" (die schuldigen Übriggebliebenen) an, deren Mitglieder weiße Gewänder tragen, kettenrauchen und nicht mehr miteinander sprechen, sondern nur schriftlich kommunizieren. Sie glauben, dass die Menschheit schuld an dem Verschwinden von Teilen der Bevölkerung ist und halten eine Rückkehr der Verschollenen für ausgeschlossen. Allen anderen, die weiterhin nach einer Erklärung für dieses Mysterium suchen, werfen sie Zeitverschwendung vor. Der Sekte angeschlossen hat sich auch die Ehefrau von Hauptfigur Kevin Garvey (gespielt von Justin Theroux). Als Polizeichef des fiktiven Städtchens Mapleton im US-Bundesstaat New York ist er einer von jenen, die herausfinden wollen, was passiert ist. Nebenbei versucht er seine Frau in sein Leben zurückzuholen, während seine Teenager-Tochter sich isoliert, sein erwachsener Sohn nicht mehr mit ihm spricht.

Die neue Serienware von "Lost"-Autor Damon Lindelof weckt Erinnerungen an die französischen Serie "Les Revenants" ("Die Zurückgekehrten") und die US-Produktion "Under the Dome". Wieder werden die Bewohner eines kleinen Städtchens Zeugen und Opfer eines übernatürlichen Ereignisses. Apokalyptische Settings wie diese folgen einem einfachen Rezept: ist der Zuseher in der Pilotfolge einmal infiziert, bleibt er bis zum Ende dran, um das Geheimnis hinter den myteriösen Umständen zu erfahren. Von Folge zu Folge wird ein bisschen mehr verraten, doch das große Ganze wird erst später oder sogar in der nächsten Staffel präsentiert.

HBO/Paul Schirald

"The Leftovers" basiert auf dem gleichnamigen Roman des US-Bestseller-Autors Tom Perotta und wartet gleich mit mehreren bekannten Darstellern auf. Die Frau von Polizist Kevin Garvey etwa wird von Amy Brenneman dargestellt, manchen vielleicht noch bekannt aus der Anwaltsserie "Für alle Fälle Amy" und dem "Grey's Anatomy"-Spinoff "Private Practice". In dieser Rolle dürfte sie an ihren schauspielerischen Grenzen stoßen, immerhin darf sie keinen einzigen Satz sprechen. Ebenfalls dabei ist Liv Taylor.

Die 72-minütige Pilotfolge war tatsächlich mitreißend und durchaus komplex. Die Serie könnte also rasch eine treue Fangemeinde erreichen, obwohl zum Auftakt am Sonntag in den USA nur 1,8 Millionen zusehen wollten. Einziger Minuspunkt (nach der ersten Folge): Die Stimmung in "The Leftovers" ist trist und würde eher zu nebligen Novembertagen als in die Sommermonate passen. Zudem werden wir die vielen Stars genau beobachten. Mal sehen, ob sie halten was ihr Star-Appeal verspricht.

Skygo zeigt die Serie seit 30. Juni im Originalton. Ab Herbst läuft die Serie auf Sky Atlantic HD in synchronisierter Fassung.

In einer früheren Version des Textes hieß es irrtümlich, dass zwei Prozent der Bevölkerung jeder fünfte Mensch sei. Es muss aber jeder 50. Mensch sein.

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