"Lilyhammer": Wo es dem Mafioso eisig um die Ohren bläst

Lilyhammer: Kulturelle Unterschiede
Lilyhammer: Kulturelle Unterschiede(c) Arte/Rubicon TV
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In der Netflix-Serie landet "Sopranos"-Star Steven Van Zandt im Zeugenschutzprogramm und lässt sich ins norwegische Olympia-Städchen Lillehammer verfrachten. Auf Arte.

"Jetzt wo Netflix bei uns ist, empfehle ich Lilyhammer für den Presse-Blog", schreibt mir @civisVIE vor ein paar Tagen auf Twitter. Man muss kein Netflix-Abo haben, um die Serie zu sehen, dort gibt es sie derzeit sowieso nicht: Ab heute, Donnerstag, startet "Lilyhammer" in Doppelfolgen auf Arte. Die Serie war die erste Eigenproduktion von Netflix, eine Koproduktion mit Norwegens öffentlich-rechtlichen Sender NRK, und (zumindest) in Norwegen immens erfolgreich. Fast eine Million Zuseher lockte sie zum Serienstart 2012 vor die Bildschirme. Bei einer Einwohnerzahl von knapp über fünf Millionen ist das beachtlich. Auch im Rest der Welt gewann sie genug Fans, um grünes Licht für eine zweite Staffel zu bekommen.

In der Serie sagt der New Yorker Mafioso Frank "The Fixer" Tagliano gegen seinen Boss aus und landet so im Zeugenschutzprogramm – und in Norwegen. Weil ihm das Städtchen Lillehammer bei den Olympischen Spielen 1994 im Fernsehen so gut gefallen hat, lässt er sich zu Eis und Bergen verfrachten, statt nach Hawaii oder Rio.

Man kriegt den Mann raus aus Gangster-Town, aber man kriegt den Gangster nicht raus aus dem Mann. Immer wieder treten bei Tagliano, inzwischen Giovanni Hendriksen, Verhaltensweisen zutage, wie er sie lange gewohnt war. Auch das beschauliche Leben am Nordufer des Mjösa-Sees hat sich der Neo-Norweger anders vorgestellt. Sein Auto wird elektrisch betrieben, seine Wohnung ist nicht gerade prunkvoll a la "Cribs" und selbst Bestechung funktioniert nicht ganz so gut. Zu allem Überfluss die neue Nachbarin ist die örtliche Polizeichefin.

Humor wie von Aki Kaurismäki

Gesehen habe ich "Lilyhammer" noch nicht, aber die Kritiken der ersten Staffel sind passabel bis vielversprechend: "Seltsam", schreibt der "Hollywood Reporter", diese "Abgelegenheit" fasziniere, meint die "Los Angeles Times". Die "Zeit" erinnert "Lilyhammer" an den großartigen trockenen und tiefschwarzen Humor des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki. Klingt doch großartig.

Vor allem der Hauptdarsteller lockt zum Einschalten: Steven Van Zandt ist nicht nur Gitarrist in Bruce Springsteens E Street Band, sondern auch Star aus den "Sopranos". Lange Jahre spielte er Silvio Dante, Freund und Consigliere von Tony Soprano. Hinter diesem verkniffenen Mund und den heruntergezogenen Mundwinkeln steckte großes komödiantisches Potential.

Die Schönheit der Mafiosi im Schnee

Lilyhammer: Kulturelle Unterschiede
Lilyhammer: Kulturelle Unterschiede(c) Rubicon TV

Wie herrlich die urbanen New Yorker Mafiosi (genau genommen jene aus New Jersey) in den Schnee passen, bewies die "Sopranos"-Folge "Pine Barrens" (Verschollen im Schnee): Paulie und Christopher sollen in den Wäldern South Jerseys einen Auftrag erledigen. Doch ihnen kommt nicht nur dieser Auftrag abhanden, sondern auch die Orientierung. Wie die beiden in ihren feinen italienischen Lederschuhen und Lederjacken durch die eisige Landschaft stapfen, ist große Komödie. Regie führte übrigens Steve Buscemi.

Wenn Sie sich nur eine einzige Folge der "Sopranos" anschauen möchten, "Pine Barrens" wäre eine gute Wahl. Ob "Lilyhammer" da herankommt, wage ich zu bezweifeln. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

  • "Lilyhammer", ab 30. Oktober in Doppelfolgen immer Donnerstags auf Arte
  • Auch der ORF hat die Rechte an "Lilyhammer" (und zeigte Staffel eins im März im Nachtprogramm), ob und wann die zweite Staffel gezeigt wird, ist nicht bekannt

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