"Game of Thrones": Staffel fünf, Folge sieben

(c) HBO/HELEN SLOAN
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Nach der umstrittenen letzten Folge begibt sich "Game of Thrones" mit "The Gift" wieder in ruhigere Gewässer. Endlich treffen zwei Figuren aufeinander.

SPOILERWARNUNG: Ich blogge zu jeder "Game of Thrones-Folge und verrate Details zur Handlung. Bitte hinterlassen Sie in den Kommentaren keine Spoiler, die die Handlung über diese Folge hinaus verraten.

Diese Staffel von "Game of Thrones" finde ich ein wenig schwierig. Sie kommt mir düsterer und grausamer vor als die letzten Staffeln. Nach der siebten Folge "The Gift" gibt es zumindest wieder einen Handlungsstrang, auf den ich mich uneingeschränkt freuen kann.

Zuerst noch einmal zurück zur letzten Folge "Unbowed, Unbent, Unbroken": Sansas Storyline ist (vor allem in den USA) höchst umstritten. Einige Blogs, etwa die feministische Pupkultur-Seite "The Mary Sue", weigern sich nach der Vergewaltigungsszene weiter über die Serie zu berichten. Ein paar prominente Zuseher haben (via Twitter) bekannt gegeben, die Serie nicht mehr sehen zu wollen. Sie argumentieren, dass sexuelle Gewalt in "Game of Thrones" trivialisiert werde und dass die Szene für den Handlungsverlauf nicht notwendig gewesen wäre.

Ich persönlich sehe das nicht so.

Ja, Sansas Storyline ist schwer zu ertragen. Den Handlungsstrang gibt es auch in den Büchern, nur empfand ich ihn dort weniger schrecklich, weil Ramsay die Nebenfigur Jeyne Poole (die falsche Arya) heiratet und vergewaltigt, nicht die Hauptfigur Sansa. Aber ich glaube nicht, dass die Showrunner David Benioff und D.B. Weiss diese beiden Handlungsstränge nur deswegen zusammengefasst haben, um eine maximale Schockwirkung zu erreichen, sondern auch, um die Figurenentwicklung voranzutreiben. Was bisher fehlt, ist eine aktiv handelnde Sansa. Und die könnte jetzt kommen.

"He hurts me every night"

Ich bin erstaunt, wie stark Sansa ist. Wie gefasst die Lady der Starks trotz allem bleibt. Sie bricht nicht zusammen, als sie die alte Frau sieht. Sie weint still. "He hurts me every night", sagt sie über ihren Ehemann, aber im Gespräch mit ihm im Hof unterwirft sie sich ihm nicht. Sie spricht die Schwangerschaft der jungen Frau seines Vaters an, bezeichnet ihn als "Bastard" - und erhält dadurch eine wichtige Information. Auf Theons Hilfe zu setzen, scheint sinnlos. Aber es gibt möglicherweise doch einen Platz, wo sie sicher ist. Vielleicht nicht ihre Heimat Winterfell, dafür in Castle Black, wo ihr Halbbruder Jon Snow das Kommando führt. Im Gegensatz zu ihren Geschwistern hat Sansa Jon nie als möglichen Verbündeten gesehen. Das mag sich - und das ist kein Spoiler, das ist reine Spekulation von mir - nun ändern.

Wenn Jon denn da ist. Er bricht gemeinsam mit Tormund Giantsbane von Castle Black nach Hardhome auf, um die restlichen Wildlinge zu retten, ausgestattet mit Dragonglass. Die White Walker sind in Staffel fünf noch nicht aufgetaucht. Das Kommando überlässt er seinem Erzfeind Alliser Thorne. Das ist mutig, optimistisch oder einfach nur dumm.

Ist es Zufall, dass unter Thornes Kommando Gilly beinahe vergewaltigt wird? Erschreckend finde ich hier, wie sie damit umgeht: Das nächste Mal solle Sam lieber nichts dagegen unternehmen, sagt sie. Wie brutal sich selbst gegenüber. Aber wir wissen, wer der Vater von Little Sam ist und was er mit seinen Töchtern getan hat. Zumindest gibt es wieder mal Wolf-Action (warum ist Ghost nicht mit Jon mit?) und Sam verliert seine Jungfräulichkeit.

Aber Sam gehen die Freunde in Castle Black aus, da hat Thorne schon recht, denn auch Maester Aemon stirbt. Sein Tod ist der sanfteste der "Game of Thrones"-Geschichte: Kurz bevor er das Leben aushaucht, glaubt er, wieder ein Kind zu sein.

"Only you can lead the living against the dead"

Auf Stannis Baratheons Hilfe sollte Sansa nicht bauen. Bis er nach Winterfell kommt, dürfte es angesichts des Schneesturms noch dauern. Rückzug ist für ihn keine Option, er will nicht als "The King Who Ran" in die Geschichte eingehen. Das Gespräch mit Melisandre zeigt uns zweierlei: Erstens (erneut), dass sie grausam ist, will sie doch Stannis Tocher Shireen verbrennen, damit das Wetter besser wird. Zweitens, dass sie in ihren Erscheinungen im Feuer einen "Endkampf" zwischen der Armee der Lebenden und der der Toten sieht. Mit dem "Endkampf" mag sie recht behalten, mit Stannis als Anführer der Lebenden wohl eher nicht.

Klassenkämpfer "High Sparrow"

Cersei würde für ihren Sohn Städte niederbrennen, aber würde sie ihn loslassen? Schauspielerin Lena Headey ist in der Szene mit Tommen jedenfalls großartig. Hätte sie ihren unschuldigen Sohn zum Oberpriester "High Sparrow" geschickt, säße sie am Ende vielleicht nicht in der gleichen Falle, die sie Margaery gestellt hat. Nicht einmal Olenna Tyrell vermag gegen diesen "heiligen Mann" etwas auszurichten. Für einen, dem Gott und das Jenseits so wichtig sind, gibt sich der High Sparrow erstaunlich klassenkämpferisch. "You are the few, we are the many", schmettert er eine Drohung der Queen of Thorns ab. Im Hintergrund zieht "Littlefinger" Petyr Baelish die Fäden. Jetzt wissen wir auch offiziell, dass er seinen Part bei der Ermordung Joffreys gespielt hat.

"All rulers are either butchers or meat"

Littlefingers zwei Zeugen für den High Sparrow, Teilzeit-Prostituierter Olyver und Cerseis reformierter Ex-Geliebter Lancel, sind zwei der drei titelgebenden Geschenke, der "Gifts". Das dritte Geschenk bekommt Daenerys: Endlich steht Tyrion Lannister vor ihr. Ich freue mich auf die Interaktionen der beiden. Daario Naharis mag zwar ein guter Geliebter sein, und er hat immer flotte Sprüche parat ("All rulers are either butchers or meat"), aber er ist kein Politiker, und als Diplomat schlicht unbrauchbar. Außerdem - das haben die Sklavenhändler ganz richtig bemerkt - ist Tyrion lustig. Ein bisschen Witz könnte "Game of Thrones" derzeit gut gebrauchen.

Enttäuschung Dorne

Dorne ist - wie soll man das anders sagen? - ein Verhau. Die Motive der Sand Snakes sind für mich nicht nachvollziehbar (abgesehen von den schlechten Kampf-Szenen). Warum retten sie den vergifteten Bronn? Wieso hat sich Tyene ausgezogen? Es gibt in Westeros wahrlich heißere Feger als Bronn, und sein Gesang ist auch nicht gerade überragend. Eine der unnötigsten Nacktszenen in der an unnötigen Nacktszenen nicht gerade armen Serie.

Ich mochte aber die Szene zwischen Myrcella und Jaime. Cersei hat ihn als Vater in die Watergardens geschickt, um seine Tochter heimzuholen, aber er ist mit dieser Rolle überfordert. Noch mehr, weil sie jetzt ein Teenager ist: "You don't know me", sagt sie zu ihm. Haben wir das nicht alle mal gesagt/gehört?

Auffälliges:

  • Olenna Tyrell geht erstaunlich cool mit dem Sexleben ihres Enkels um.
  • Die Zeit der als Nettigkeiten getarnten Bösartigkeiten zwischen Cersei und Margaery sind endgültig vorbei. Jetzt herrscht offene Zwietracht.
  • Der Bub an der Wall ist unheimlich.

Zitate der Woche:

  • Stannis, stur wie immer: "We march to victory or we march to defeat. But we move forward, only forward."
  • Ramsay Bolton: "Bastards can rise high in the world"
  • Olenna Tyrell zu Littlefinger: "Together we murdered a King."


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>> Zum Blog von Folge eins "The Wars to Come"

>> Zum Blog von Folge zwei "The House of Black and White"

>> Zum Blog von Folge drei "High Sparrow"

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>> Zum Blog von Folge fünf "Kill the Boy"

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Redaktioneller Hinweis: Die aktuellen "Game of Thrones"-Folgen werden dem Autor vom Sender Sky zur Verfügung gestellt, der die Serie in Österreich zeigt. 

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