„The Slap“: Diese Watschn zerbröselt alles

''The Slap'' (australische Version): Harry (Alex Dimitriades), Hector (Jonathan LaPaglia), Rosie (Melissa George) mit Hugo und Aisha (Sophie Okonedo)
''The Slap'' (australische Version): Harry (Alex Dimitriades), Hector (Jonathan LaPaglia), Rosie (Melissa George) mit Hugo und Aisha (Sophie Okonedo)(c) Studio Hamburg Enterprises
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Serientipp für den Sommer: In „The Slap“ wird ein Kind auf einer Geburtstagsparty geohrfeigt. In acht Folgen entwirft die australische Serie intensive Porträts höchst unterschiedlicher Figuren.

Vor Kurzem haben wir fünf Serien für das Sommerloch vorgestellt, hier folgt ein sechster Tipp: „The Slap – nur eine Ohrfeige“. Eine Kollegin hat mir die australische Serie (2011) schon vor längerer Zeit empfohlen, aber ich hatte erst jetzt Gelegenheit, sie zu sehen. Und ich bin begeistert. In der ersten, nach ihm benannten Folge feiert Hector seinen 40. Geburtstag. Auf der Feier des Familienvaters, der nicht erwachsen werden will, wird der vierjährige Hugo von einem Mann geohrfeigt. In acht Teilen erzählt „The Slap“ die Konsequenzen dieser Watschn auf die Familie, den Freundes- und Bekanntenkreis von Hector. Denn Hugos Mutter erstattet Anzeige gegen den Täter, der in ihren Augen nichts anderes als ein brutales „Monster“ ist. Als Zuseher hingegen tendiert man dazu, dem Täter schneller zu verzeihen, denn Hugo ist ein wahnsinnig nervtötendes Kind.

Entgegen meiner Erwartung geht „The Slap“ nicht immer wieder von Familienbarbecue aus (das wäre dann doch etwas repetitiv). Vielmehr wird jede Folge aus der Perspektive einer anderen Figur erzählt und die Story chronologisch fortgeführt. Wir tauchen in den Alltag der handelnden Personen ein – so entstehen starke Porträts von jedem dieser höchst unterschiedlichen Protagonisten. Eine Siebzehnjährige ist ebenso dabei wie ein Siebzigjähriger. Über diese Porträts entfaltet sich in „The Slap“ auch ein Panorama schwerer Themen wie Ehekrisen, Generationenkoflikt, rassistische und religiöse Vorurteile und – naheliegend – Gewalt in der Familie. Den Figuren entsprechend variiert auch das Tempo der einzelnen Folgen.

Besonders intensiv fand ich Folge zwei: In dieser steht Anouk im Zentrum, eine der besten Freundinnen von Hectors Frau. Die Drehbuchautorin mit dem hektischen Leben will eigentlich nichts zu tun haben mit dem Streit, ist aber doch gezwungen – wie jede(r) in der Geschichte – sich für und damit auch gegen eine Seite zu entscheiden.

Franzen und ein "Manchild" wie von John Updike

„Anouk“ ist eine der wenigen Folgen, in der keine Stimme aus dem Off die Erzählung kommentiert. Diese Stimme stammt aus der Vorlage: „The Slap“ ist die Adaptierung des gleichnamigen, preisgekrönten Romans von Christos Tsiolkas. Quality-Serien werden ja gerne mit Romanen verglichen, mich persönlich erinnert „The Slap“ an Jonathan Franzen. In „Die Korrekturen“ und „Freiheit“ erzählt er ebenfalls jedes Kapitel aus der Sicht einer anderen (hier aber wiederkehrenden) Figur. Nicht alle sind Sympathieträger, im Gegenteil. Die „New York Times“ fand, Hector könne eine der „Manchild“-Figuren John Updikes sein.

Inzwischen gibt es auch ein Remake des australischen Originals: Die US-Fassung (2015) spielt in New York, zum Cast gehören einige Stars wie Uma Thurman, Thandie Newton, Zachary Quinto (Spock!) oder Peter Sarsgaard. Zumindest im Trailer sieht alles bisschen schicker und modischer aus in der australischen Version. Deren Cast ist übrigens exzellent, ich rate also zum Original, auch weil man doch gerne mal neue Gesichter sieht (Jonathan LaPaglia, Sophie Okonedo, Alex Dimitriades, Essie Davis, um nur ein paar zu nennen). Melissa George übrigens spielt in beiden Versionen Rosie, die Mutter des geohrfeigten Buben.

Arte zeigte „The Slap“ bereits im Herbst 2013, aktuell ist die Serie auf Netflix abrufbar sowie auf DVD erhältlich.

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