„Before the Flood“: Leonardo DiCaprio kämpft gegen Klimawandel

Before the Flood - Leonardo DiCaprios Kampf gegen den Klimawandel
Before the Flood - Leonardo DiCaprios Kampf gegen den Klimawandel(c) ORF (FOX/RatPac Documentary Films)
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Die Doku „Before the Flood“ über den Klimawandel zeigt zwar keine neuen Erkenntnisse, aber Leonardo DiCaprio macht das Thema einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Die lustigste Szene in der sehenswerten Klimawandel-Doku „Before the Flood“ ist jene zwischen Leonardo DiCaprio und der indischen Umweltaktivistin Sunita Narain: Warum solle Indien in saubere Energie investieren, fragt sie ihn. Warum solle Indien den Emmissionssausstoß drosseln, um den Klimawandel zu stoppen? Als allererstes seien die USA dran, findet sie und "Mister Hollywood" macht große Augen. Er ist solche Angriffe nicht gewohnt, das merkt man.

Angesichts aktueller Bilder von Neu-Delhi, wo der Himmel vor lauter Smog nicht zu sehen ist, vergeht einem das Grinsen schnell. Narains Haltung ist aber nachvollziehbar: Warum soll sich das arme Indien von einem weißen, reichen Amerikaner sagen lassen, wie es sich verhalten soll? Kehrt doch mal von eurer eigenen Haustür! Ihr fahrt doch die fetten SUVs, esst ständig Rindfleisch und wollt in Wüstengegenden Rasen im Vorgarten haben! Und das war noch, bevor die Amerikaner einen Klimawandelleugner ins Weiße Haus gewählt haben ...

In „Before the Flood“, von DiCaprio mit Martin Scorsese und „National Geographic“ produziert, gibt es abgesehen von der kuriosen Konfrontation, die oben beschrieben wurde, nichts zu lachen. Wie denn auch, die Erderwärmung droht – und damit das Schmelzen der Polkappen, Ansteigen des Meeresspiegels, globale Fluchtbewegungen, Armut und Hunger. Der Dokumentarfilm von Regisseur Fisher Stevens zeigt dies eindrücklich – und beleuchtet verschiedene Aspekte der Erderwärmung.

Verschwörungstheorien ebenfalls thematisiert

Den Verschwörungstheorien, dass es den Klimawandel gar nicht gebe, begegnet der Film schon zu Beginn. Er führt vor, wie die Industrie Klimawandel-Leugner in der US-Politik bezahlt. Damit nimmt er Kritikern zumindest ein wenig den Wind aus den Segeln.

Auch die verheerenden Auswirkungen des Rindfleisch-Konsums und der Palmöl-Boom, für den Regenwälder abgeholzt werden, werden beleuchtet. Diese Zusammenhänge sind zwar nicht neu, aber gut zusammengefasst – und auch visuell ist die Doku durchaus beeindruckend (nein, nicht nur wegen DiCaprio): Die Bilder aus dem Hubschrauber beim Überflug der Ölpalmen-Felder machen einen sprachlos.

Der Film lässt dabei eine Vielzahl an Prominenten zu Wort kommen: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, den ehemaligen US-Präsident Bill Clinton, Amtsinhaber Barack Obama, Visionär Elon Musk, selbst Papst Franziskus. Vor allem aber Leonardo DiCaprio. Der Oscar-Preisträger ist derjenige, der die vielen Fäden zusammenhält. Er spricht in der „ich“-Form davon, wie er auf das Thema aufmerksam wurde, wie er sich engagiert und wie pessimistisch er inzwischen geworden ist. Über das Pariser Klimaabkommen, als Meilenstein gefeiert, kann er sich nicht freuen – es geht seiner Meinung nach nicht weit genug. Gerahmt ist der Film von DiCaprios Überlegungen zu Hieronymus Boschs Triptychon „Der Garten der Lüste“ (Randbemerkung: was sind das für Eltern, die dieses Bild im Zimmer ihres Kleinkindes aufhängen?) und seinen Reden vor dem UN-Hauptquartier.

„Before the Flood“ nennt Namen

„Before the Flood“ scheut sich nicht davor, Verantwortliche zu nennen – vor allem globale Konzerne. Der Film zeigt, welche Firmen Studien finanzieren, die den Klimawandel als Schwindel darstellen sollen. In einer Grafik wird auch aufgelistet, welche Nahrungsmittelhersteller Palmöl verwenden.

Die Star-Power des Hollywood-Darstellers auszunutzen, ist ein schlauer Zug von Stevens, denn der Kampf gegen die globale Erwärmung ist nicht unbedingt ein wahnsinnig populäres Thema. Schon gar nicht in den konsumgeilen USA. Klimawandel wird immer mit Verzicht verbunden. Niemand verzichtet gerne. Nicht auf die SUVs, nicht auf Rindfleisch. Darum versucht die Doku, die sich stark an das US-Publikum richtet, zumindest in Ansätzen zu zeigen, wie man sein Verhalten ändern kann, ohne dass es „weh tut“. Hühnerfleisch statt Rind zum Beispiel. Solar- und Windenergie statt Kohlekraftwerken.

Dabei lässt der Film allerdings aus, welche Probleme das wieder mit sich bringen könnte: Wie viel Energie die Herstellung von Solarzellen braucht, und welche Auswirkungen das wieder auf den Klimawandel haben könnte. Auch DiCaprios Rolle kann man kritisch betrachten: Er ist UN-Sondergesandter für Klimaschutz, hat selber aber durch Flugreisen etc. einen großen ökologischen Fußabdruck. Zumindest aber, das muss man ihm zugute halten, thematisiert er diesen Missstand im Film.

„The planet is fine. The people are fucked!“

„Before the Flood“ lässt einen einigermaßen erschüttert zurück. Wenn man zynisch sein will, kann man sich an den Comedian George Carlin halten: „The planet is fine. The people are fucked!“ meinte er schon vor Jahren. „The planet is not going anywhere. We are.“ Die Welt werde sich schon wieder erholen. Die Menschen? Eher nicht. Vielleicht sterben sie aus – wie so viele Spezies vor ihnen. Die Erde wird uns vermutlich nicht vermissen.

Aber will man wirklich so pessimistisch sein?

„Before the Flood“ war zum Start vollständig kostenlos auf YouTube. Auf Streaming-Websites wie Amazon kann man ihn kostenpflichtig ansehen.

Am 25. Jänner läuft er ab 20:15 Uhr in der Reihe DOK.Film in ORF eins

Details hier:

https://www.beforetheflood.com/screenings/

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