Was Niki Lauda so alles weiß und von sich geben darf

Niki Lauda darf sich lang und breit zum Absturz der MH 17 in der Ukraine äußern. Von "Versehen" war beim Crash seiner "Mozart" 1991 nie die Rede.

Mitunter verzweifelt man – nein, nicht man, ich – am heimischen Journalismus. Mitunter, das war zuletzt das vergangenes Wochenende: Da ließ die „Kronen Zeitung“ in großer Aufmachung ihre Leser via Niki Lauda zur Flugzeugkatastrophe in der Ukraine wissen: „Opfer hatten mit Krieg nichts zu tun.“ Echt? Wirklich? Als ob irgendjemand oder sogar irgendein Leser der „Kronen Zeitung“ geglaubt hätte, Flugpersonal, Urlauber, Aids-Experten, Kinder an Bord der malaysischen Maschine MH 17 hätten mit dem Krieg in der Ukraine irgendetwas zu tun gehabt.

Im Blattinneren darf Lauda dann seine Meinung breit ausführen. Dass die Zeitung auf das Inseratengeld eines Glückspielkonzerns verzichtet, für den Lauda mit seiner Kappe auf einem zweispaltigen Bild wirbt, ist ihre Sache. Dass sie aber mit den Wortspenden Laudas die Intelligenz ihrer Leser attackiert, ist eine Frage der journalistischen Redlichkeit.

Der „Kurier“ wollte hier offenbar nicht nachstehen: Ein noch größeres Lauda-Bild mit Werbe-Effekt für denselben Konzern am roten Kappl und noch mehr Wortspenden vom „Luftfahrexperten“ (Kurier), der genau wusste, was getan hätte werden müssen, um das Unglück zu verhindern, wen die Schuld trifft oder nicht, wer richtig reagiert hat und so weiter. In der „Krone“ darf Lauda noch sagen: „Mir geht es um Einzelschicksale. Ich wurde ja selbst mit den Schicksalen von Menschen, die Angehörige verloren haben, belastet. Das macht sehr betroffen.“ Echt?  Wirklich?

Bei beiden Lauda-Interviews entsteht der Eindruck, als machte der Absturz des Flugs 004 der Lauda Air im März 1991 Lauda zum Experten für das Unglück in der Ukraine. Wenn die Journalisten sich schon nicht an diese Katastrophe damals erinnern, dann gibt es so etwas wie Archive oder eben das Internet. Sie hätten sich informieren können und Lauda vielleicht entgegenhalten, dass auch die 233 Passagiere, die damals in Thailand ums Leben gekommen sind, nichts mit der „nicht korrekt abgearbeiteten Fehlermeldungen“ der Maschine vor dem Flug, mit den bekannten Problemen der Schubumkehr und der Tatsache, dass Lauda Air diese damals laut Bericht nicht dem Flugzeughersteller gemeldet hatte, zu tun hatten. Man hätte zumindest erwähnen können, dass es den „Persilschein“, den sich Lauda laut „profil“ 1992 erwartet hatte, nie gegeben hat, ein brisantes Gutachten von Universitätsprofessor Ernst Zeibig unter Verschluss gehalten wurde; dass von nicht eingehaltenen Regeln und Normen bei den Wartungsarbeiten die Rede war und davon, dass es diese Fehlermeldungen seit Monaten gegeben habe. Niki Lauda dementiert und weist darauf hin, dass das Gutachten von Professor Zeibig völlig falsch war.

Man hätte wenigstens auf das Buch des Luftfahrtexperten Tim van Beveren hinweisen können: “Schlampen, Pfuschen und Vertuschen – der letzte Flug der „Mozart“ oder: 61 Fehlermeldungen bis zum Crash."

Aber vielleicht hätte Lauda dann mit Klage gedroht. So wie 1997 als das Gerücht aufgetaucht war, Lauda stehe auf der Liste für eine Nierentransplantation. Eine Kollegin konfrontierte ihn, damals noch Besitzer der Lauda Air und Pilot, damit. Lauda dementierte und drohte mit Klage falls sie irgendetwas berichten sollte. Drei Wochen später meldete die Austria Presse Agentur: Lauda erhielt Niere seines Bruders Florian.

Im übrigen bin ich der Meinung, dass “Putinversteher” und Russland-Gastarbeiter Siegfried Wolf auf seine Funktion als Chef des Aufsichtsrats der staatlichen ÖIAG verzichten sollte. Oder Medien ihm dies zumindest nahe legen sollten.

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