Der Euro ist heute unter 1,30 Dollar gefallen. Ist das der Beginn einer Talfahrt? Franz Schellhorn: Tatsächlich ist der Euro gegenüber dem Dollar noch klar überbewertet, eine Talfahrt des Euro-Kurses ist nicht das Problem - vor allem nicht für die Exporte. Die Kaufkraftparität liegt übrigens bei 1,18 Dollar, das wäre sozusagen der nachvollziehbare Gegenwert des Euro. Wir haben es paradoxerweise mit einer Dollar-Schwäche zu tun, die auf eine Euro-Schwäche trifft. Derzeit ist eher die Frage: Wer von den beiden Schwächeren ist der Stärke.
(c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Ist die derzeitige Eurokrise nicht einfach aufgebauscht, um von den Problemen der USA abzulenken? Josef Urschitz: Nein. Der Euro steckt in einer fundamentalen Krise, weil die Währungsunion falsch aufgezogen wurde. Die Hoffnung, dass die Währungsunion die politische Union automatisch nach sich ziehen werde, hat sich nicht erfüllt. Franz Schellhorn: Das zentrale Problem der EZB: Sie kann keine gemeinsame Geldpolitik für Länder wie Portugal und Deutschland machen. Genau darin spiegelt sich die fundamentale Krise: Die Währungsunion kann ihrer wichtigsten Rolle derzeit nicht gerecht werden.
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Wird es den Euro 2015 noch geben? Oder wird zumindest die Eurozone aus anderen (weniger) Staaten als heute bestehen? Josef Urschitz: Hoffentlich. Sicher ist das aber nicht, so wie die Volkswirtschaften des Nordens und des Südens auseinanderdriften. Franz Schellhorn: Eher ja, aber eher nicht in der aktuellen Konstellation (hinsichtlich der Mitgliedsländer).
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Ist der Goldstandard eine Alternative zu den Papierwährungen? Franz Schellhorn: Why not? Dessen Einführung wird aber nicht kommen, weil es den Notenbanken jeden Spielraum raubte. Josef Urschitz: Eher nein. Wenn der Vertrauensverlust in die Papierwährungen aber so weitergeht, dann wäre das eine Alternative.
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Wie schützen Sie ihr Erspartes? Josef Urschitz: Die Möglichkeiten des Gegensteuerns sind für Private begrenzt. Am besten man geht in Sachwerte wie Immobilien oder Gold, beides ist aber schon ganz schon teuer. Wenn nichts passiert, hat man dann womöglich in eine Blase hinein gekauft. Aktien sind auch Sachwerte, aber nur, wenn sicher ist, dass die betreffenden Unternehmen nach der Krise noch gibt.
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Droht eine Hyperinflation? Josef Urschitz: Nicht unmittelbar. Sobald die Kapazitäten der produzierenden Wirtschaft wieder ausgelastet sind, führt aber kein Weg daran vorbei. Franz Schellhorn: Aus meiner Sicht leben wir bereits in einer Hyperinflation, die sich nur noch nicht auf die Preise niederschlägt. Inflation ist ja das Fluten der Märkte mit Geld. Steigende Preise sind früher oder später die Folge.
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Kann der Euro-Rettungsschirm im Falle des Falles tatsächlich weiter aufgestockt werden? Wie würden die Finanzmärkte wohl auf ein solches Szenario reagieren? Franz Schellhorn: Natürlich kann er weiter aufgestockt werden. Die Finanzmärkte würden das allerdings nicht gerade als vertrauenserweckend werten. Weil es nichts anderes heißt, als dass die EZB im Notfall noch mehr Geld zu drucken bereit ist. Josef Urschitz: Der Schirm besteht aus Garantien, von denen ale Beteiligten hoffen, das sie nie schlagend werden. So gesehen kann er unbegrenzt aufgestockt werden. Sollten die Garantien gezogen werden, sind schon die derzeitigen 750 Milliarden keine Kleinigkeit.
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Wann ist Österreich an der Reihe? Franz Schellhorn: Schneller als sich das die Herren Faymann und Pröll vorstellen können. Wenn das wahre Schuldenausmaß (inklusive ausgelagerter Verpflichtungen in staatsnahen Betrieben) einmal bekannt wird, sieht die Sache schon nicht mehr so toll aus. Wenn dann noch etwas in Osteuropa passieren sollte (wonach es derzeit nicht aussieht), werden die Geldgeber Österreichs vermutlich schnell nervös werden. Josef Urschitz: Unser Obligo (samt Garantien) liegt bei rund 500 Prozent der Staatseinnahmen, es kann also schnell gehen.
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Schellhorn und Urschitz
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