Von Foodies, Bierernst und Küchenpartys

Seine Speisekarte besteht aus Emojis:  Gaggan Anand.
Seine Speisekarte besteht aus Emojis: Gaggan Anand. Hindustan Times via Getty Images
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Nach der Molekularküche bestimmen heute die Nordmänner mit ihrem radikalen Regionalismus den Küchentrend in der Edelgastronomie. Und jetzt beginnt die Küchenparty in Bangkok und Japan.

Stellen wir uns eine kleine Runde von erfahrenen Gourmets vor, wie sie etwa 1988 bei Paul Bocuse Platz nehmen und über den ersten Amuse Gueule über die Zukunft sinnieren. Und dann sagt einer: In nur 30 Jahren wird man uns Foodies heißen, wir werden unfiltrierten Wein trinken, und die weltbesten Restaurants werden nicht von Michelin gekürt, sondern mittels Listen von Menschen wie uns.

Porträts und Reportagen der wichtigsten Chefs werden auf digitalen Videoplattformen ein Millionenpublikum erreichen. Einer von denen wird da etwa in Bangkok das beste Restaurant Asiens betreiben und sich auf die indische Küche konzentrieren. Zur Begleitung wird er laute Nummern aus der Geschichte der Popmusik spielen, die einzelnen Gänge werden auf der Karte mit Smileys dargestellt. Ein Menü wird aber genauso viel kosten wie bei Bocuse hier, und einen Tisch, also eine Reservierung, bekommt man auch monatelang nicht. Alles klar? Das Gelächter wäre nicht enden wollend gewesen.

2019 ist genau das ganz normal. Oder falsch: Der Blick in die nahe Zukunft. Zu erleben, zu hören und zu schmecken ist das bei Meister Gaggan Anand. An seinem Küchentisch tobt allabendlich eine wohldosierte Küchenparty, wie sie jedes Kind im Foodie froh macht. (Was wiederum zu jüngeren Gästen führt.) Und da, die Speisekarte besteht tatsächlich ausschließlich aus Emojis, die wir aus Mails und den sozialen Medien kennen.

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