Leberschäden durch Naturheilmittel

risiko. Bei mehr als drei verschiedenen Medikamenten täglich steigt die Gefahr einer Leberschädigung. Die Fettleber ist vorwiegend eine Erkrankung von Wohlgenährten.

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rhöhte Leberwerte? Da den ken viele - leider auch genü gend Ärzte darunter - immer gleich an Alkoholmissbrauch. Freilich schadet permanentes "Über-den-Durst-Trinken" der Leber, aber: Es sind bei weitem nicht die Promille allein, die diesem großen Organ schaden können. Auch Medikamente können's, ja sogar Naturheilprodukte.

"Auch die Österreicher kaufen und bestellen immer mehr sogenannte Naturheilprodukte in fernen Ländern und im Internet, weil sie der Meinung sind, das sei etwas Natürliches, das könne nur gesund sein. Weit gefehlt, solche Produkte sind nicht immer sicher, da hat es schon Tote gegeben. Es ist noch gar nicht so lange her, da musste einem Österreicher die Leber transplantiert werden, weil er solche Naturprodukte aus China genommen hatte", betont Univ.-Prof. Dr. Edward Penner, Hepatologe am AKH Wien.

Hände weg also von solchen Präparaten, rät Penner und empfiehlt: "Auch bei westlichen Medikamenten ist Vorsicht geboten, vor allem, wenn man mehr als drei verschiedene Tablettensorten täglich schluckt. Da steigt die Gefahr für massive Leberschäden exponentiell, da sollte man sich schon fragen, ob wirklich alle Medikamente notwendig sind. Auch die Ärzte, die so viele Mittelchen verschreiben, sollten darüber nachdenken und sich eventuell einbremsen."

Bei chemischen Präparaten müsse man vor allem bei gewissen Antibiotika, Rheumamitteln und Psychopharmaka aufpassen. Unterm Strich - so Penner - seien Naturheilprodukte und westliche Medikamente die häufigste Ursache für akutes Leberversagen.

Medikamente könnten aber auch zu anderen Lebererkrankungen führen, Anabolika etwa seien immer wieder für Lebertumore verantwortlich, andere Arzneimittel könnten zu einer Fettleber führen. Daraus kann im Laufe der Jahre eine Leberzirrhose entstehen. Penner: "Handelt es sich um eine unkomplizierte Zirrhose, kann man sie mit Medikamenten ganz gut in den Griff bekommen, ansonsten ist eine Lebertransplantation nicht zu umgehen."

Die Fettleber ist freilich auch einem Übermaß an Alkohol zuzuschreiben, vorwiegend aber ist sie eine Erkrankung von Wohlgenährten. "Übergewichtige sind gefährdet", erwähnt Penner. Abnehmen sei das beste Mittel dagegen. Und für den Alkohol gilt: "Männer sollten nicht mehr als ein gutes Viertel Wein täglich trinken, Frauen etwas weniger."

Aber dennoch, will Penner noch einmal betont haben, sollte man als Arzt bei überhöhten Leberwerten nicht a priori an überhöhten Alkoholkonsum denken, "sondern schauen, ob der Betroffene übergewichtig ist oder ob andere Erkrankungen vorliegen, wie beispielsweise eine Virusentzündung, eine Speicherkrankheit oder eine Immunerkrankung der Leber."

Die "klassische" Immunerkrankung der Leber, die primär biliäre Zirrhose, kommt bei Frauen fünf- bis zehnmal häufiger vor als bei Männern. Es handelt sich um eine immunologisch bedingte Entzündung der kleinen Gallengänge der Leber. Die Gallengänge werden allmählich zerstört, daher kann die Galle nicht richtig abfließen, es kommt zu einem Gallenstau und zur Bildung von minderwertigem Lebergewebe und schließlich zu einer Leberzirrhose.

"In zehn, zwölf Jahren kann so aus einer an sich nicht gefährlichen Erkrankung eine Leberzirrhose entstehen", sagt Penner, "denn die Leber tut ja im überwiegenden Teil absolut nicht weh. Daher gibt es oft kaum Hinweise, bis auf die Blutveränderungen. Manchmal geht eine Lebererkrankung mit Gelenks- oder Muskelbeschwerden oder mit einem Drücken im Oberbauch einher, aber es gibt kein Symptom, das uns hundertprozentig sagt, das ist die Leber."

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