"M&A-Rad dreht sich weiter"

Gespräch: 6B47 hat einen neuen Aufsichtsrats-Chef: Arwed Fischer war zuvor bei Patrizia und Karstadt.

Das Übernahmefieber in der Immobilienbranche wird weitergehen, speziell im Wohnimmobereich, ist der neue AR-Chef des Developers 6B47, der frühere Patrizia-CFO Arwed Fischer, überzeugt. Denn in dem Sektor würden die Economies of scale ganz besonders gelten. Bei der geplanten Übernahme von conwert durch Vonovia schließt er nicht aus, dass der deutsche Käufer einen Teil von conwert weiterveräußert.

"Ich glaube schon, dass sich das M&A-Rad im Wohnimmobilienbereich weiterdreht", meinte Fischer im APA-Gespräch. Große deutsche Player wie Vonovia - die frühere Annington - oder auch die Deutsche Wohnen hätten sich für derartige Take-over sehr gut aufgestellt. Die kleineren Zielunternehmen seien bei den Übernahme-Avancen immer wieder gut beraten, unter ein solches Dach zu gehen. "Bei Vonovia oder der Deutschen Wohnen sind sie gut aufgehoben." Die Deutsche Wohnen hatte im Frühjahr 2015 versucht, conwert zu übernehmen, es wurden ihr aber nur 35,8 Prozent angedient.

Benelux-Staaten und Dänemark attraktiv

Offen ist für Fischer noch, ob Vonovia mit dem Plan, das ebenfalls börsennotierte Wiener Wohnimmo-Unternehmen conwert mehrheitlich zu übernehmen, auch die Absicht verfolgt, sich tatsächlich regional auszudehnen, also über die Grenze nach Österreich zu gehen, oder ob man sich nicht etwa nur Filetstücke behält und den Rest weiterveräußert. Auch die Deutsche Wohnen wollte sich von einem Teil von conwert wieder trennen, hatte das Management erklärt.

Auch die Wiener 6B47 Real Estate Investors AG, deren Aufsichtsratsvorsitzender Fischer seit Ende Juni ist, weitet ihre Aktivitäten möglicherweise regional aus. Es könnte sein, dass 6B47 - nach Österreich, Deutschland und dem geringen Engagement in Polen - in andere Märkte eintritt, etwa Benelux. "So eine Region könnte die nächste sein", so Fischer. Auch Dänemark bezeichnete er als attraktiv, weniger dagegen Frankreich.

6B47 ist auf die Entwicklung von Wohnimmobilien spezialisiert, verfolgt aber auch Businesshotel- und Büroprojekte. Beim Nachbarn Deutschland nimmt man - nach Frankfurt und Düsseldorf - auch mittelgroße Städte in den Blick wie etwa Ingolstadt, Augsburg, Wuppertal oder Pforzheim, wo entsprechendes Wirtschaftswachstum vorhanden sei. Das Thema Wohnen werde immer gehen, zusätzlich entwickle man vornehmlich 3- und 4-Stern-Hotels, so Fischer. Voriges Jahr ist die Investment-Pipeline um fast ein Fünftel auf 1,13 Mrd. Euro angewachsen, wobei man Anfang 2016 zwei Dutzend Projekte mit 358.000 m2 Nutzfläche in Entwicklung hatte, darunter 2.360 Wohnungen. Zudem tätigte man im Vorjahr auch Rekordverkäufe von 300 Mio. Euro, allein in Frankfurt vier Projekte für 250 Mio. Euro. Auch künftig wolle 6B47 jedes Jahr circa ein Drittel des Volumens "drehen", so Vorstandschef Peter Ulm im Jahrespressegespräch.

Mit seiner achtjährigen Erfahrung als Finanzvorstand bei Patrizia Immobilien wolle er in seiner neuen Rolle als AR-Vorsitzender der Wiener Gruppe ganz wesentlich den Fokus auf professionelle Strukturen in einem schnell wachsenden Unternehmen legen, so Fischer, der vor Patrizia bei Karstadt tätig gewesen war.

Weit weg von einer Blase

Trotz der bekannten Preisanstiege "sind wir weit weg von einer Immobilienblase", meint der Experte, der bei Patrizia etliche Mega-Deals abgewickelt hat: "Verhältnisse wie seinerzeit bei der Subprime-Krise in den USA halte ich in Zentraleuropa derzeit für unmöglich. Da hat man schon Lehren daraus gezogen." Immobilien in der richtigen Region, mit der richtigen Struktur und dem richtigen Mietermix würden keine Probleme haben.

Die finanzierende Seite schaue heute sehr aufmerksam darauf, dass es eine vernünftige Unterlegung mit Eigenkapital gebe. "Ohne eine vernünftige Portion Eigenkapital geht es nicht." 6B47 sei mit 25 bis 30 Prozent Eigenkapital bei der Finanzierung von Einzelprojekten sehr solide unterwegs, betont Fischer - niedrigere Quoten würde er als AR-Chef auch nicht goutieren, fügt er hinzu. Bei 6B47 kommt das Kapital einerseits aus der AG bzw. ihrem Aktionariat, zusätzlich gibt es noch Gelder aus dem 6B47 Real Estate Club, der mehr als 200 Mitglieder zählt.

Immobilien seien ein ganz wesentlicher Teil einer Asset Allokation, er in der Vergangenheit zu schlecht repräsentiert gewesen sei. Jetzt würden etwa institutionelle Investoren wie Versicherungen den Immobilienanteil in den Veranlagungen erhöhen. (APA)

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