Wohnbaubewilligungen 2016 auf Rekordhöhe: Trotz weniger Fördermittel

Neubauzahlen auf Höchstwert "nahe dem Bedarf".

Trotz weniger Wohnbauförderung (WBF) haben die Wohnbaubewilligungen 2016 einen Rekord erreicht. Die Zahl der Neubaubewilligungen wuchs auf 53.900, samt Sanierungen und gemischt genutzten Häusern wurden 67.400 Bewilligungen erteilt - ein historischer Höchstwert "und nahe am Bedarf", erklärten am Dienstag das Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) sowie die Stein- und keramische Industrie.

Damit hat sich der Trend zu steigenden Bewilligungen bei zugleich rückläufiger WBF-Mittel fortgesetzt. Dies zeigt aus Sicht der Experten, dass die Wohnbauförderung als Lenkungsinstrument leider an Bedeutung verliere. Wie die mehr als 67.000 Bewilligungen im Vorjahr sei für 2017 gemäß ersten Daten mit einem anhaltend hohen Niveau zu rechnen.

2016 sanken die Förderausgaben gegenüber dem Jahr davor um sechs Prozent auf 2,38 Mrd. Euro, den tiefsten Wert seit den frühen 1990er-Jahren, wie der Fachverbandsgeschäftsführer Andreas Pfeiler in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) gestützt auf Daten von IIBW-Geschäftsführer und Wohnbau-Studienautor Wolfgang Amann erklärte. Zwei Jahre zuvor, im Jahr 2014, lagen die WBF-Ausgaben der Bundesländer noch bei knapp 3 Mrd. Euro.

Anstiege der Fördermittel in Kärnten und Tirol

Die WBF-Mittel hätten wesentliche wirtschafts- und gesellschaftspolitische Wirkung, nur ihnen sei zu verdanken, dass die Neubauleistung in der Krise nach 2008 nicht eingebrochen sei, betonte Pfeiler in einer Aussendung. Von den 2,38 Mrd. Euro WBF-Ausgaben im Vorjahr stammten 1,2 Mrd. Euro von Mitteln aus Länderbudgets und 1,18 Mrd. Euro aus Rückflüssen.

Leicht angestiegen sind die WBF-Ausgaben nur in den Bundesländern Kärnten und Tirol - um sechs sowie drei Prozent. Sonst gab es überall Rückgänge, am stärksten im Burgenland (-20 Prozent), in der Steiermark (-16 Prozent) und Salzburg (-13 Prozent). Zwei Bundesländer, Vorarlberg und Salzburg, erzielten 2016 bereits eine "Überdeckung" der WBF-Ausgaben durch Rückflüsse, es kam also mehr aus Darlehen zurück als insgesamt für WBF aufgewendet wurde. In Vorarlberg gelang das laut Amann bereits zum dritten Mal in Folge, in Salzburg liege es an der Auflösung des Wohnbaufonds und der Umstellung auf verlorene Zuschüsse.

Zu spüren war der Rückgang der Förderausgaben insbesondere im Bereich Eigenheim und bei der Sanierung. Die Neubauförderung sank 2016 um 4,5 Prozent auf 1,63 Mrd. Euro, die Sanierungsförderung noch stärker um 11 Prozent auf 580 Mio. Euro. "Damit bleibt die Sanierungsrate auch unter dem politisch intendierten Niveau", heißt es in einer gemeinsamen Aussendung von IIBW und Fachverband. Konstant geblieben sei dagegen die Subjektförderung mit einer Höhe von 350 Mio. Euro.

Eigenheime werden in Kärnten und Wien nicht mehr gefördert

Bei Eigenheimen gab es voriges Jahr 5.200 Förderungszusicherungen, das war ein Rückgang von 2 Prozent. Das Niveau liege um 38 Prozent unter dem 10-Jahres-Schnitt. Der Förderungsdurchsatz - das Verhältnis von Förderzusagen zu Baubewilligungen - sei bereits auf weniger als 30 Prozent abgerutscht. In Kärnten und Wien würden Eigenheime praktisch nicht mehr gefördert. Der mehrgeschoßige Wohnbau hingegen weise immerhin noch einen Förderungsdurchsatz von 60 Prozent auf und habe mit 22.600 Zusicherungen um 11 Prozent zugelegt.

Während der Neubau von Einfamilienhäusern auf hohem Niveau stagnierte und der Mietwohnungsbau nur leicht anzog, hätten sich die Neubauzahlen von Eigentumswohnungen von jährlich rund 6.000 in den 2000er-Jahren auf zuletzt rund 17.000 fast verdreifacht, heißt es. Der Boom betrifft demnach vor allem freifinanzierte Wohnungen in den Ballungsräumen, allen voran Wien. Der Anteil der Eigentumswohnungen am gesamten großvolumigen Neubau ist damit von ca. 30 auf 50 Prozent gestiegen.

Im internationalen Vergleich weist Österreich ein hohes Niveau von 6,4 Wohnungsbewilligungen je 1.000 Einwohner pro Jahr auf (dabei nur neue Wohnungen in neuen Wohngebäuden gerechnet). Demgegenüber liegen Deutschland und auch der Schnitt der Euroconstruct-Länder (17 EU-Staaten sowie Norwegen und die Schweiz) bei lediglich rund 3,9 Bewilligungen je 1.000 Einwohner.

Der Wohnungsneubau in Wien hat laut IIBW-Daten auf den anhaltend großen Bedarf und die Preisdynamik am Wohnungsmarkt reagiert. Denn unter den Bundesländern hatten 2016 Wien (mit 8,1), die Steiermark (7,9), Vorarlberg (7,4) und Oberösterreich (6,4) bezogen auf jeweils 1.000 Einwohner ein überdurchschnittliches Neubauvolumen, wobei die Wiener Neubauleistung noch bis zum Jahr 2012 stark unter dem Durchschnitt gelegen war.

Die Neubau-Förderzusicherungen lagen 2016 mit 27.730 um rund 4 Prozent unter dem 10-Jahres-Schnitt - obwohl es zuletzt (nach den beiden starken Jahren 2013 und 2014 sowie einem Einbruch 2015) im Jahr 2016 wieder einen Anstieg um 7 Prozent gegeben hat. Von den 27.730 WBF-Zusicherungen entfielen 22.570 auf großvolumige Einheiten und 5.160 auf Eigenheime.

Die deutlichsten Zuwächse an Zusicherungen gab es zuletzt in Salzburg, wo die Umstellung von Darlehen zu verlorenen Zuschüssen eine Ausweitung der Förderfälle um 70 Prozent möglich machte. Stark positiv entwickelten sich auch Wien (+39 Prozent), Tirol (+38 Prozent) und Vorarlberg (+18 Prozent). Rückgänge verzeichneten hingegen die Steiermark (-26 Prozent), das Burgenland (-17 Prozent), Kärnten (-13 Prozent) und Oberösterreich (-11 Prozent). "Trotz der stark gestiegenen Förderleistung wird Wien dem massiv gewachsenen Bedarf vor allem bei unteren Einkommensbeziehern noch nicht gerecht", wird festgehalten.

Stagnierende Einwohnerzahl in Kärnten

Gemessen an der Bevölkerungsgröße lagen bei der Förderintensität 2016 die Bundesländer Salzburg, Wien, Vorarlberg und Burgenland deutlich über dem Durchschnitt von 3,2 Zusicherungen pro 1.000 Einwohner - deutlich darunter die Steiermark und Kärnten. Aufgrund der stagnierenden Einwohnerzahl setzte Kärnten zunehmend auf Bestandserhaltung und damit auf die Sanierungsförderung und forcierte geförderten Neubau nur noch in größeren Städten, so der Befund des Studienautors Amann.

Der für Österreich prognostizierte Bevölkerungszuwachs auf 9 Millionen Menschen im Jahr 2020 bringe zusätzlichen Wohnungsbedarf mit sich, unterstrich der WKÖ-Fachverbandsgeschäftsführer: "Wir betrachten in diesem Zusammenhang die weitere Kompetenzverschiebung bei der Wohnbauförderung in Richtung Bundesländer mit einem gewissen Maß an Skepsis." Ab 2018 sind die Bundesländer selbst für die Einhebung und die Mittelverwendung zuständig.

Für zusätzliche Bau- und Investitionsanreize schlägt der Fachverband als bundesweite Maßnahme eine verkürzte Abschreibung auf Bauinvestitionen sowie eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Bauprodukte und -leistungen auf 10 Prozent vor. Beides könne Investitionsimpulse auslösen und leistbares Wohnen langfristig sicherstellen, so Pfeiler. (APA)

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