Einreiseverbot: Österreichische Behörden verhindern Lesereise

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Der PEN-Club ist „fassungslos“: Dem ägyptischen Autor Omar Hazek wurde die Einreise nach Österreich verweigert.

Das Gefängnis von Burj al-Arab in der Wüste in der Nähe von Alexandria ist ein berüchtigter Ort. „Ich sah mit meinen eigenen Augen die Folgen der brutalen Folter auf ihren Körpern“, schreibt Omar Hazek über die dortigen Gefangenen in seinem soeben auf Deutsch erschienenen Buch „In der Liebe des Lebens. Kassiber aus der Haft. Lyrik und Prosa“. Zwei Jahre lang war Hazek dort inhaftiert, sein Vergehen: eine nicht genehmigte Demonstration. Er hatte am 4. Dezember 2013 vor dem Gerichtsgebäude in Alexandria an einer Solidaritätsveranstaltung für die Familie des Bloggers Khalid Said teilgenommen, den die Polizei 2010 gefasst und zu Tode geprügelt hatte. Menschenrechtsorganisationen und PEN-Zentren setzten sich damals für Hazeks Freilassung ein, vergeblich.

Die deutsche Übersetzung des Buchs ist nun im österreichischen Löcker-Verlag erschienen, und eigentlich hätte sein Autor, ein Ehrenmitglied des österreichischen PEN-Clubs, in Österreich und Deutschland eine Lesereise absolvieren sollen. Doch sie konnte nun nicht stattfinden. Die österreichische Botschaft in Kairo hat Hazek die Einreise in den Schengen-Raum verwehrt. „Die technisch-rechtliche Prüfung hat ergeben, dass Omar Hazek kein Visum zu gewähren ist“, erklärt Thomas Schnöll, Pressesprecher im Außenministerium, der „Presse“. Man habe „nach dem EU-Visakodex“ gehandelt. Dem Vernehmen nach fürchtet man, dass Hazek als Opfer politischer Repression, einmal eingereist, um politisches Asyl ansuchen könnte.

„Ich weiß nichts davon, dass er das vorhat“, kritisiert der österreichische Autor Josef Haslinger im Gespräch mit der „Presse“. Er ist Präsident des deutschen PEN-Clubs, der Omar Hazek eingeladen hat. „Es ist absurd, Leute gleich fernzuhalten, weil sie um politisches Asyl ansuchen könnten. Wir haben im deutschen Außenministerium nachgefragt, sie hätten ihm ein Visum gegeben. Aber der Akt war schon von Österreich gesetzt.“

Vertrösten auf neuen Visumantrag

Eine Fehlentscheidung will Außenministerium-Sprecher Schnöll nur durch die Blume zugeben; natürlich gebe es immer einen Ermessensspielraum, und das Außenministerium sei ja auch für die Förderung der Auslandskultur zuständig: „Wir blicken jetzt hoffnungsfroh in die Zukunft.“ Wenn Omar Hazek das nächste Mal ein Visum beantrage, könne das Ergebnis ganz anders ausfallen . . . Pech für den Autor. Einstweilen kann man in Österreich zumindest sein Buch lesen – „eine Stimme für viele, die keine Stimme haben, die in der Dunkelheit und in überfüllten Zellen mit Insekten, Krankheiten wie Krätze und Schmutz dahinvegetieren“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2015)

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