"Ich hab' Mein Sach' auf Nichts gestellt"

So radikal war Religions- und Moralkritik davor nicht und danach nie mehr: der Philosoph Max Stirner und sein berüchtigtes Werk "Der Einzige und sein Eigentum". Zum 150. Todestag.

Einzig erbt ich den eigenen Leib, lebend zehr ich ihn auf.

NON FUI. FUI. NON SUM." Der la konische Grabspruch römischer Stoiker gilt gemeinhin als stolze Trostverweigerung, als heroische Zustimmung zur absoluten Endlichkeit des Daseins, in ihrer Schroffheit nicht zu überbieten. Doch hinter dem Rauch seiner Zigarre hätte Max Stirner nur trocken bemerkt: Die Annonce "Ich bin gewesen" verrät den immer noch trostbedürftigen Metaphysiker! Denn der antike Heroiker rechnet mit seinem Fortleben nach dem Tode im Gedächtnis anderer, und also mit einer Geschichte, die nicht mehr die seine ist; ihr gilt seine Sorge, und sie spendet ihm Trost: Er wird nicht ganz verschwunden sein.

Deshalb der Ahnenkult der Antike und die Furcht vor der damnatio memoriae. Ein falscher Trost und eine unbegründete Sorge: Denn wenn ich nicht mehr bin, ist auch die Welt nicht mehr, die meine ist und nur als meine ist, sie versinkt mit mir ins Nichts, damit verschwinden aber auch alle Modi der Zeit, die Gegenwart, die Zukunft - und die Vergangenheit; also werde ich, wenn ich nicht mehr bin, auch nicht mehr gewesen sein. Das ist die eisige Konsequenz von Stirners präsentistischem Solipsismus, der den Egoismus zum philosophischen System erhebt. Der Liebe zu Einzelnen war er durchaus fähig, aber nicht zu abstrakten Kategorien, und er kannte auch keine Verpflichtungen an. Nichts hätte ihn mehr amüsiert als der Anblick eines kinderlosen Greises, der sich um die Zukunft der "Menschheit" sorgt. Und die heutige Angst vor einer ökologischen oder atomaren Apokalypse, in der die Menschheit stirbt, hätte er abgetan mit den Worten, dass diese schließlich seit je stirbt, seit sie als Gattung existiert; nur nicht auf einmal, sondern sequenziell, was für den Einzelnen aber gleichgültig ist. Denn für Stirner ist, wie er schreibt, jeder "Einzelne für sich eine Weltgeschichte". - "Eigner bin ich meiner Gewalt, und Ich bin es dann, wenn Ich Mich als Einzigen weiß. Im Einzigen kehrt selbst der Eigner in sein schöpferisches Nichts zurück, aus welchem er geboren wird. Jedes höhere Wesen über Mir, sei es Gott, sei es der Mensch, schwächt das Gefühl meiner Einzigkeit und erbleicht erst vor der Sonne dieses Bewusstseins. Stell' Ich auf Mich, den Einzigen, Meine Sache, dann steht sie auf dem vergänglichen, dem sterblichen Schöpfer seiner, der sich selbst verzehrt, und Ich darf sagen: Ich hab' Mein Sach' auf Nichts gestellt." So lauten die Schlusssätze von Max Stirners berüchtigtem Buch "Der Einzige und sein Eigentum", erschienen im November 1844, einen Monat nach der Geburt Nietzsches, in dessen Schatten Stirner steht.

Das Werk markiert den absoluten Nullpunkt der abendländischen Metaphysikkritik. Es ironisiert den Aufbau von Hegels "Phänomenologie des Geistes" und mündet wie diese in einem absoluten Wissen, das allerdings dem Hegels konträr ist: "Ich hab' Mein Sach' auf Nichts gestellt." Im Besitz der kalten und scharfen Begriffsdialektik Hegels vernichtet Stirner das Hegelsche "Geisterreich" nach dessen eigener Choreografie mit Mitteln eines radikaleren Nominalismus, als je ein mittelalterlicher Scholastiker ihn praktiziert hat. Wie Descartes beginnt auch Stirner die Philosophie noch einmal ganz von vorn, aber das Ich, von dem er ausgeht und das seine cogitationes und die res extensa als sein Eigentum aus sich entlässt, ist selbst keine res cogitans, keine Substanz, sondern ein begrifflich nicht fassbarer Fluchtpunkt, ein Wer in seiner Einzigkeit und nicht ein Was. ("Max weiß etwas sehr Wichtiges", schreibt Carl Schmitt, der von ihm ebenso fasziniert war, wie er ihn verabscheute, "er weiß, dass das Ich kein Denkobjekt ist.")

Daher entgeht er dem Dualismus Descartes ebenso wie dem Trug des Sozialen. Ich bin einzig und grundlos, damit aber über allem, was ist, weil es nur durch mich ist - mit dieser Lehre Stirners wird jede religiöse Transzendenz, wird jeder objektive "Sinn", wird jede soziale Verpflichtung zu Plunder. Stirner ist ebenso asozial, wie er Atheist ist.

Das ist ein Schlag ins Gesicht der "Menschheit", den diese nicht verzeiht, nicht verzeihen kann. "Der Solipsist ist ein in einem uneinnehmbaren Blockhaus verschanzter Irrer", sagte sogar der Pessimist Arthur Schopenhauer, der selbst gegen das principium individuationis verzweifelt anrannte, und gab damit schimpfend zu, dass die Stirnersche Position argumentativ nicht zu widerlegen ist. Es bleibt nur die Verfemung - und vor allem der Selbstbetrug.

Und die Fähigkeit der Menschen zum Selbstbetrug ist unermesslich, sie ist so gewaltig wie ihre Begierde nach Sinn. Und da ihr Leben keinen hat, erfinden sie ihn: So haben sie zunächst die vielen Götter erfunden und dann den Einen, die Gebote, die unsterbliche Seele und ein Jüngstes Gericht; sie haben die Geschichte erfunden, die Menschheit, den Geist und die Moral, letztlich das ganze Sammelsurium der "Kultur" - alles Dinge, die den Einzelnen, der ihre Quelle ist, unendlich überragen, die seinem Leben einen "Sinn" geben und einen moralischen Halt, indem sie ihn verpflichten. Die wahre Leidenschaft des Menschen ist die Knechtschaft; deshalb ist er "sozial": "Was soll nicht alles Meine Sache sein! Vor allem die gute Sache, dann die Sache Gottes, die Sache der Menschheit, der Freiheit, der Humanität, der Gerechtigkeit; ferner die Sache Meines Volkes, Meines Fürsten, Meines Vaterlandes; endlich gar die Sache des Geistes und tausend andere Sachen. Nur Meine Sache soll niemals Meine Sache sein! ,Pfui über den Egoisten, der nur an sich denkt!'"

Dagegen rebelliert Stirner als "Einziger", der es wirklich wagt, "Ich" zu sagen, mit allen seinen Konsequenzen, auch dem Schimpf, den er mit Hochmut quittiert: "An Mir, dem Unnennbaren, zersplittert das Reich der Gedanken, des Denkens und des Geistes." Er weiß (und betont es trotzig gegen seine Rezensenten, die genau dies ihm vorhielten), dass das Wort "Ich" nur eine Phrase ist und kein Begriff, weil das, was es bezeichnet, ein Nichts ist. Aber eben deshalb - und das ist die Pointe! - eignet es alles sich zu; als "absolute Phrase" ist es zugleich das ens realissimum: "Ich bin nicht Nichts im Sinne der Leerheit, sondern das schöpferische Nichts, das Nichts, aus welchem Ich selbst als Schöpfer alles schaffe."

Aus der Sicht der klassischen Philosophie heißt das, Stirner spitzt den berühmten homo-mensura-Satz des Protagoras zur ersten Person Singular zu und aktiviert ihn: Ich bin das Maß aller Dinge, der seienden, dass sie sind, der nicht seienden, dass sie nicht sind. Daher ist Stirner auch kein "Nihilist", wie beflissene Sinnbewahrer diagnostizieren zu müssen glaubten (das Wort "Nihilismus", das Jacobi schon 1798 gegen Fichtes transzendentalen Idealismus als christliche Denunziationsparole prägte und das durch Dostojewski populär wurde, kommt bei Stirner gar nicht vor!), im Gegenteil, er "eignet" als "Einziger" die ganze Fülle der Welt als sein "Eigentum" sich zu - die Begriffe "Einziger" und "Eigner" sind bei Stirner synonym: "Fort denn mit jeder Sache, die nicht ganz und gar Meine Sache ist! Ihr meint, Meine Sache müsse wenigsten die ,gute Sache' sein? Was gut, was böse! Ich bin ja selber Meine Sache und Ich bin weder gut noch böse. Beides hat für Mich keinen Sinn. Das Göttliche ist Gottes Sache, das Menschliche Sache ,des Menschen'. Meine Sache ist weder das Göttliche noch das Menschliche, ist nicht das Wahre, Gute, Rechte, Freie usw., sondern allein das Meinige, und sie ist keine allgemeine, sondern ist - einzig, wie Ich einzig bin. Mir geht nichts über Mich."

Wegen solcher Sätze haben Gläubige und Gutgläubige Stirner entweder für verrückt erklärt oder ihn für den leibhaftigen Satan gehalten. Er galt - und gilt - als diabolus in philosophia und wurde zum Paria für all jene, die unter Philosophie eine Art von höherer Sozialarbeit verstehen; und das ist der Großteil der schreibenden, lehrenden und mahnenden Zunft. Dabei war Stirner als Person ein stiller, vornehmer und unbestechlicher Mensch. Er war auch kein Egoist im vulgären Verstande, kein selbstsüchtiger Streber, sondern ein distanzierter und genauer Betrachter dessen, was ist. Mit äußerster Schärfe wendet er sich gegen das "komische Missverständnis", er habe den Egoismus gelehrt, er habe überhaupt von irgendeinem Sollen geredet. Er setzt nur der Phrase des Humanismus die Phrase des Egoismus triumphierend entgegen und schreibt gegen einen seiner Rezensenten (Kuno Fischer): "Euere Sittliche Welt überlasse ich euch gern; diese stand von jeher nur auf dem Papiere, ist die ewige Lüge der Gesellschaft und wird stets an der reichen Mannigfaltigkeit und Unvereinbarkeit der willenskräftigen Einzelnen zersplittern."

Man kann Stirners Werk, aus den Zeitumständen heraus, vor allem als grandiosen Verriss der humanistischen Religionskritik Feuerbachs auffassen, und als solcher war es an Ort und Stelle wohl auch gedacht. "Unsere Atheisten sind fromme Leute" - damit waren zunächst Bruno Bauer, Ludwig Feuerbach und ihre Schüler gemeint, also jene Linkshegelianer, die Karl Marx die "Heilige Familie" nannte. Aber sein Anspruch geht weit darüber hinaus und ist grundsätzlicher Natur. Denn jeder, der Begriffe wie Geist, Heiligkeit, Gleichheit, Freiheit noch auf sich wirken lässt, wer irgendeiner "Idee" sich noch verpflichtet fühlt, gehört für Stirner zu den Frommen, die er verachtet.

Einen solchen Ton hatte es in der Philosophie bis dahin nicht gegeben, und er wurde auch später nie mehr angeschlagen, auch nicht von Nietzsche, der Stirner zwar nirgends erwähnt, von dem jedoch wahrscheinlich ist, dass er ihn kannte und verschwieg. Nicht nur nimmt Stirner Nietzsches Religions- und Moralkritik weitgehend vorweg, sondern er ist ihm auch an logischer Stringenz und Radikalität des Gedankens bei weitem überlegen. Nietzsche ist vor allem Dichter, der den trockenen, sarkastischen Stirner zwar poetisch turmhoch überragt, der aber an dessen kalte Präzision nicht heranreicht. Neben Stirners "Eigner" nimmt Nietzsches "Übermensch" sich aus wie eine Opernfigur, wie sein romantischer Deszendent, im Grunde ein herzensguter Kerl. Über das pastorale Pathos, mit dem Nietzsche den "Tod Gottes" verkündet (und damit damals schon offene Türen einrannte), hätte Stirner nur seinen Spott ausgeschüttet und in diesem Verzweiflungsschrei de profundis den Pastorensohn erkannt. Stirners Atheismus ist so total und selbstverständlich, dass er auch noch die Säkularisationen des Religiösen erfasst und daher auch kein Motiv mehr liefert, Religion oder Gesellschaft überhaupt noch anzugreifen. Opposition wäre schließlich eine Form von Mitarbeit. Bei Stirner erfährt Gott nicht die Ehre, gelästert zu werden - einen "Antichrist" hätte er nie geschrieben. "Verdaue die Hostie, und du bist sie los!", lautet statt dessen seine lapidare Empfehlung. Stirner ist der erste Atheist, der über die Gottsucherei nur mehr lachen kann. Mehr noch als der "Zarathustra", diese "antichristliche Bergpredigt" (Karl Löwith), ist der "Einzige" ein "Buch für Alle und Keinen", denn Stirner ist kein Proselytenmacher, er redet von sich und zu anderen bestenfalls über die Schulter; er suchte keine Schüler, und er fand auch keine.

Wenn sein verdienstvoller Biograf John Henry Mackay behauptet, das Buch habe eingeschlagen wie eine Bombe und habe Sensation gemacht, so ist das nur in einem eingeschränkten Sinn richtig: Es gab einen kurzen, heftigen Knall, einige Aufschreie, dann herrschte Stille; nur unterirdisch breiteten die Schockwellen sich aus. Der Wirkungskreis der Explosion blieb beschränkt, zumindest vorläufig. Die Zensurbehörden ließen das Buch zwar sofort beschlagnahmen, gaben es aber schon nach wenigen Tagen wieder frei, weil es "zu absurd" sei, um gefährlich werden zu können.

Lediglich bei den "Freien" in der Weinstube Hippel in Berlin, dem Treffpunkt der linkshegelianischen Boh¨me, von Literaten und Revolutionären des Vormärz, wurde Stirner schlagartig zur Berühmtheit, zu einer Wirtshausgröße. Ansonsten wussten die Zeitgenossen mit dem tollen Buch kaum etwas anzufangen. Die Rezensionen hielten sich in den üblichen, ausgetretenen akademischen Pfaden. Von einer ironischen Karikatur der Feuerbachschen Religionskritik war die Rede, von einer egomanischen Phraseologie und von Ichbesessenheit. Eduard von Hartmann fand im "Einzigen" die "tiefinnerste Wurzel des Bösen, die in jedem Herzen wuchert" ausgegraben und sah in der "Verabsolutierung des Ich die wahre praktische Konsequenz des subjektivistischen Monismus Fichtes" - und dies, obwohl Stirner selbst sich unzweideutig gegen diese Verwandtschaft ausgesprochen hatte: Fichte spreche vom absoluten Ich, er, Stirner, vom vergänglichen Ich.

Nur Feuerbach selbst, der von Stirner verhöhnt worden war, hatte die Größe, das Buch "ein höchst geistvolles und geniales Werk" zu nennen und dessen Autor den "genialsten und freiesten Schriftsteller", den er je kennen gelernt habe.

Eine vielleicht paradoxe, aber tiefgehende und politisch folgenreiche Wirkung hatte Stirner, wie Emil Laska wohl zu Recht vermutet, auf Karl Marx. In der "Deutschen Ideologie" von 1845/46, seiner "Kritik der neuen deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner", nimmt die unter dem Titel "Sankt Max" polemisch geführte Auseinandersetzung mit Stirner nicht nur den bei weitem größten Raum ein, sondern sie ist sogar umfangreicher als dessen Werk selbst. Marx und sein Koautor Engels gaben ihr Pamphlet jedoch nie zum Druck, sondern hielten die Arbeit eines ganzen Jahres zurück und überließen das Manuskript, wie Marx später sagte, "der nagenden Kritik der Mäuse". (An die Öffentlichkeit gelangte es erst Anfang des 20. Jahrhunderts mit anderen Frühschriften aus dem Nachlass.)

Genau zu dieser Zeit der intensiven Beschäftigung mit dem "Einzigen" ereignete sich allerdings jener von Althusser festgestellte "epistemologische Bruch", der die "humanistische" Phase Marxens abrupt beendete und die sogenannte "wissenschaftliche" Phase des reifen Marx der politischen Ökonomie eröffnete. Es ist plausibel, anzunehmen, dass der verstörende Eindruck von Stirners Schrift diesen Bruch zumindest induziert hat. - In der Philosophie herrschte fortan weitgehend Schweigen über Stirner. Nur wenige beriefen sich auf ihn, wie etwa der junge Rudolf Steiner, der spätere Begründer der Anthroposophie, der Individualanarchist Gustav Landauer und der Sozialdemokrat Max Adler. Selbst die Anarchisten, die heimlich mit ihm sympathisierten und als deren Erzphilosophen der späte Engels ihn bezeichnete, um sie zu desavouieren (er nannte ihn, und nicht Bakunin, ihren Stammvater), hielten Distanz zu ihm. Mit gutem Grund: machte Stirner doch allzu deutlich, dass ein herrschaftsloser "Verein von Freien", in dem "Jeder Recht auf Alles" hat, keine bukolische Idylle ist, wie die Anarchisten erhofften, sondern dass ein solcher Zustand den "Krieg Aller gegen Alle" bedeutet, wie er zweimal eindringlich gegen Ende seines Buches betont.

Das ist bis in die Wortwahl identisch mit der Beschreibung des "Naturzustandes" durch Thomas Hobbes als "warre of every man against every man", in dem "nothing can be unjust." Nach der Lehre des "Leviathan" ist dies jedoch eine Lage der "misery". Die Anarchisten hatten mit dem sich zum Guten bekehrenden Menschen gerechnet, der auftreten sollte, wenn erst die staatlichen Zwangsinstitutionen zerstört sind. Stirner zeigt, dass er dann zur gefährlichen Bestie wird. Das haben zwar andere vor ihm auch schon getan (zum Beispiel Immanuel Kant), aber sie haben dabei immer vom Menschen im Allgemeinen geredet, also eigentlich von anderen, nie von sich selbst. Sie waren alle Heuchler. Dass Stirner als "Einziger" den erhabenen Zynismus wagte, eine solche Darstellung des Menschen affirmativ aus der Binnenperspektive des eigenen Ich zu präsentieren, macht ihn zu einer singulären Erscheinung der Geistesgeschichte. Der einzige dem Individualanarchisten Stirner in politicis wirklich gewachsene Gesprächspartner wäre Thomas Hobbes gewesen - in dem ewigen Streit zwischen Ordnung und Unordnung, den beiden größten Feinden des Menschen, wie Paul Val©ry einmal sagte.

Bleibt noch anzumerken, dass der späte Ernst Jünger dem "Einzigen" in der Gestalt des "Anarchen", mit der er sich offenbar selbst identifizierte, ein schönes literarisches Denkmal gesetzt hat. Aber der "Anarch" ist eher ein müder Skeptiker in einer vom Nihilismus ausgeglühten Welt, der sich die Dinge möglichst vom Leibe hält; es fehlt ihm die metaphysische Bissigkeit des "Einzigen". Von Stirner hat er nur die Maxime: "Das ist Meine Sache nicht!"

Johann Caspar Schmidt ("Max Stirner" war sein Spitzname bei den "Freien") wurde am 25. Oktober 1806 in Bayreuth geboren. Er stammte aus einfachsten Verhältnissen, studierte einige Semester in Berlin bei Schleiermacher und Hegel, wurde Lehrer an einer Schule für höhere Töchter, gab es bald wieder auf, wirkte fortan nur mehr literarisch und wurde zum vir unus libri, des "Einzigen", der ihm Schande brachte. Der Rest ist unbedeutend. Eine verkrachte Existenz. Er starb am 26. Juni 1856 in Berlin, halb verhungert, an einer Blutvergiftung nach einem Fliegenstich. Man sprach auch von Selbstmord.

Friedrich Engels hat in London nach der Erinnerung eine Zeichnung von ihm verfertigt. Sie zeigt einen feinen Kopf.

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