Zwei Identitäten, aber nur eine Lebens- und Leidensgeschichte: Bradley Manning bewarb sich 2007 bei der US-Armee, als Computerfreak, schlichter Patriot und als Mann. Heute heißt sie Chelsea Manning, ist weltberühmt, hat sieben Jahre Gefängnis hinter sich – und ist ein Stachel im Fleische des amerikanischen Nationalstolzes. Dazwischen liegt, wie bei Snowden, eine einsame Gewissensentscheidung. Im Irak erlebte der Soldat den Wahnsinn des Kriegsalltags mit, auch die Fehler und Überschreitungen, deren sich die US-Besatzer schuldig machten, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfuhr. Also spielte Manning der Enthüllungsplattform WikiLeaks, vermutlich anonym, 700.000 geheime Militärdokumente zu: Videos über Angriffe auf Zivilisten, Belege für Hunderte Fälle von Folter. In ihren Enthüllungen sah Manning eine „Chance für unsere Gesellschaft“, „Rechenschaft über diese Form von Gegen-Terrorismus" abzulegen. Etwas später folgten Botschaftsdepeschen, mit einer Reihe entlarvender diplomatischer Peinlichkeiten, fast wie ein ironisches Satyrspiel. Im Mai 2010 klickten die Handschellen.
(c) Reuters (GARY CAMERON)