Mit Magnet und Schule gegen Schlafprobleme

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Rund zwei Millionen Österreicher sind vom Albtraum Schlaflosigkeit betroffen. Gründe sind vielfältig, gestörte Magnetfelder könnten eine Ursache sein. Sicher ist: Durchwachte Nächte machen aggressiv und krank.

Wie viel Schlaf braucht der Mensch? Es gibt darauf keine für alle gültige Antwort, „aber sechs Stunden sind sicher für die meisten zu wenig, schlafen ist heute nicht chic, und auch Pausen sind out“, beobachtet der Neurologe Univ.-Prof. Manfred Walzl, Leiter der Schlafmedizin der Landesnervenklinik Graz. Für Jugendliche wären durchschnittlich zehn Stunden, für Erwachsene acht Stunden empfehlenswert. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Stress im Alltag, Konkurrenzkampf im Beruf, überplante Freizeit, Umtriebigkeit am Abend – einzuschlafen ist dann oft schwer.

Rund zwei Millionen Österreicher haben Probleme, in Morpheus' Arme zu gleiten. Die Folgen können schwerwiegend sein. „Wer schlecht schläft, macht Fehler“, weiß Schlafforscher Walzl. „Jeder dritte Verkehrsunfall und etwa 24Prozent der tödlichen Unfälle sind der Übermüdung zuzuschreiben. Wer nachts nur vier Stunden geschlafen hat, reagiert bereits so, als hätte er 0,5 Promille Alkohol im Blut, bei einer durchwachten Nacht sind es bereits 0,8 Promille.“ Wenn im Verlauf der Nacht noch Alkohol konsumiert wird, steigen die Werte bis zur „Schlaftrunkenheit“. Diese Schlafschulden können bei einem gleichbleibenden Wach-Schlaf-Verhalten nicht mehr getilgt werden, man ist nicht nur müde, unkonzentriert, sondern auch leicht gereizt bis aggressiv.

Schlaflos: Mehr als 100 Ursachen

Die Ursachen von Schlafstörungen sind vielfältig, man kennt bereits mehr als 100. „Auf der Suche nach neuen Therapien haben wir im Schlaflabor der Landesnervenklinik auch Magnetfelder am Schlafplatz untersucht. Dabei haben wir festgestellt, dass gestörte Magnetfelder Schlafstörungen verursachen können“, berichtet Walzl. Schon 1995 hatten Neurologen der Universität Vanderbill (USA) nachgewiesen, dass instabile, gestörte Magnetfelder die Signalübertragung von Nervenzellen blockieren können. Die Weiterleitung von wichtigen Botenstoffen, die viele Körperfunktionen wie Stoffwechsel, Wasserhaushalt oder eben auch Hirnfunktionen regulieren, wird dadurch gestört.

Schlafqualität deutlich verbessert

Das neue Therapiekonzept beruht unter anderem auf Magnetmessungen am Technologiezentrum in Graz: Stabilisierte Magnetfelder sollen das Schlafprofil günstig beeinflussen. „Unser Ziel war es, Möglichkeiten zur Stabilisierung von Magnetfeldern zu schaffen. Die Lösung wurde schließlich mit einem neu entwickelten Kunststoff, AlphaPrevent, gefunden. Es handelt sich um nur wenige Quadratzentimeter große Active-Pads, die nicht magnetisch sind und ohne Strom funktionieren. Der in den Streifen enthaltene intelligente Kunststoff stabilisiert die Magnetfelder“, erklärt Wolfgang Homann, Gründer und Geschäftsführer des technischen Entwicklungsunternehmens Biological Coherence Technologies. Die Active-Pads werden auf den Lattenrost des Bettes oder am Arbeitsplatz angebracht und entstören die Magnetfelder.

Die österreichische staatliche Versuchsanstalt TGM hat die technische Reduktion von Störzonen im Bereich von null bis 18 Hertz durch den Einsatz von AlphaPrevent überprüft und mit Gutachten bestätigt. Zudem wurde die Wirkung im Rahmen einer randomisierten Doppelblindstudie an der Schlafmedizin in Graz getestet. „Die Schlafqualität hat sich deutlich verbessert. Die Einschlafzeit wurde verkürzt, die Tiefschlafphasen und die für die Gedächtnisleistung besonders wichtigen REM-Phasen wurden verlängert“, fasst Walzl die Ergebnisse zusammen.

Schlafschule am Wörthersee

Diese Verbesserungen werden bei Schlafstörungen erzielt, die keine organischen Ursachen haben, das sind etwa 70 Prozent aller Schlafbeschwerden. Dazu zählen Einschlaf- und Durchschlafstörungen, Angstzustände, Albträume und Schlafwandeln. „Wenn die Beschwerden trotz Entstörung des Magnetfeldes und anderer Hilfen, etwa mit Medikamenten, länger als vier Wochen anhalten, muss nach anderen Ursachen gesucht werden“, betont Walzl, der auch Leiter der neuen „Werzer's Schlafschule“ im Werzer's Hotel Resort Pörtschach ist.

„In der Form ist das Projekt einzigartig“, meint Walzl. „Die Hotelgäste können Urlaub und Schlafschule verbinden und so ganz ohne Zwang und Stress erholsames Schlafen wieder erlernen.“ Im Mittelpunkt des Angebots steht die individuelle Betreuung durch Walzl und eigens dafür ausgebildete „Sleeping Coaches“. Es gibt ein Schlaflabor, Schlafchecks, Objektivierung von Schlafstörungen durch elektronische Messverfahren, Tipps und Tricks zur Schlafoptimierung, ein Verhaltenstraining, wie man Schlafstörungen bekämpfen kann, individuelle Beratung, Aufmerksamkeitstests, Fachvorträge und anderes mehr. „Es herrscht ein großes Defizit an Wissen über den gesunden Schlaf. Wir wollen die Gäste individuell beraten, aber nicht in einer nüchternen Laboreinrichtung, sondern in einer luxuriösen Umgebung“, so Walzl (eine Woche „Schlafschule“ inklusive Vollpension und Rahmenprogramm kostet ab 1296 Euro).

Gefahr von Herzschwäche

„Aufgrund der Vielfalt von Schlafstörungen ist es für eine effektive Behandlung erforderlich, eine gezielte Diagnose zu erstellen“, betonte Univ.-Prof. Gerda Maria Saletu-Zyhlarz von der Universitätsklinik für Psychiatrie Wien im Rahmen einer Apothekerfortbildungsveranstaltung. So treten Schlafstörungen häufig in Verbindung mit chronischen Schmerzen auf. „Die Behandlung muss in diesem Fall schlafhygienische, psychotherapeutische und medikamentöse Maßnahmen umfassen“, erwähnt die Schlafexpertin.

Zu den häufigen organischen Ursachen zählt auch das Schnarchen. Durch die damit verbundene reduzierte Atmung tritt ein Sauerstoffmangel im Blut auf. „Die Folgen sind Tagesmüdigkeit, Abnahme der Leistungsfähigkeit und in weiterer Folge sogar Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz“, warnte Saletu-Zyhlarz. Nicht erholsamer Schlaf mache jedenfalls krank.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.werzers-medicalwellness.at

Auf einen Blick

Rund zwei Millionen Österreicher leiden mehr oder weniger stark unter Schlafstörungen. Es gibt mehr als 100Ursachen dafür, die Folgen mangelnden Schlafes reichen von Müdigkeit und Unkonzentriertheit bis zu tödlichen Unfällen. Schlafprobleme durch Schnarchen können auch Herzschwäche zur Folge haben.

Wissenschaftler in Graz haben herausgefunden, dass auch gestörte Magnetfelder zu Schlafstörungen führen können. Ein neu entwickelter Kunststoff soll nun Magnetfelder stabilisieren. Dadurch, so eine Studie, wird die Einschlafzeit verkürzt, die Tiefschlafphasen werden verlängert.

Einen neuen Weg geht man auch am Wörthersee: Im Urlaub können Hotelgäste eine „Schlafschule“ besuchen und dort erholsames Schlafen wieder erlernen. Mediziner, „Sleeping Coaches“ und Schlaflabor unterstützen dabei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2011)

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