Weltgesundheitstag: WHO schlägt Antibiotika-Alarm

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To match Special Report ANTIBIOTICS/(c) REUTERS (Suzanne Plunkett)
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Ein verantwortungsloser Gebrauch der Medikamente lässt sie unwirksam werden. In der EU sterben deswegen jährlich 25.000 Menschen. Auch Österreichs Ärzte kämpfen bereits mit resistenten Bakterien.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt Alarm wegen der häufigen und allzu sorglosen Anwendung von Antibiotika. In einer zum Weltgesundheitstag (7. April) von der WHO-Europazentrale in Kopenhagen veröffentlichten Erklärung heißt es, bei einer weiterhin verantwortungslosen Verwendung von Antibiotika sei eine Rückkehr zu Zeiten vor der Entdeckung dieser Mittel denkbar, weil dann selbst gewöhnliche Keime widerstandsfähig werden und auf die Behandlung nicht mehr ansprechen.

25.000 Tote in EU durch resistente Keime

In den EU-Ländern sterben nach den WHO-Angaben pro Jahr 25.000 Menschen durch Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien, die meistens bei Krankenhausbehandlungen entstanden sind. Werden Antibiotika-Behandlungen nicht sachgerecht durchgeführt, überleben die hartnäckigsten Keime und können sich wieder vermehren. Durch diese Auslese können schließlich Bakterienstämme entstehen, denen manche Antibiotika gar nichts mehr anhaben können. Auch Österreich ist hier keine "Insel der Seligen" mehr. Die besten Gegenstrategien sind umfassende Hygiene, sparsamer Gebrauch von Antibiotika im Gesundheitswesen und dessen Vermeidung in der Viehzucht.

"Wir sind an einem kritischen Punkt angelegt, weil die Resistenz gegen vorhandene Antibiotika beispiellose Ausmaße erreicht hat und neue Antibiotika nicht schnell genug bereitgestellt werden können", sagte die europäische WHO-Chefin Zsuzsanna Jakab. Für die 53 Mitgliedsländer der WHO-Europaregion gibt es keine gemeinsame Statistik über Todesfälle durch Antibiotikaresistenzen, die Lage gilt aber als "noch schlimmer" als in der EU, weil es in vielen Ländern keine regulierte Anwendung antibiotischer Medikamente gebe.

Als Negativbeispiel nennt die WHO, dass Antibiotika in 14 von 21 osteuropäischen Ländern ohne ärztliches Rezept frei verkäuflich sind. Dies ist aber zum Teil auch in EU-Ländern der Fall. Fehlende Regelungen würden unter anderem Landwirte nutzen, die ihren Tieren Antibiotika vorbeugend verabreichen. Viele Ärzte würden die Mittel außerdem "leichtfertig und unangemessen" zur Behandlung von Virus-Infekten wie Grippe und simplen Erkältungen verschreiben, obwohl diese gar nicht damit behandelt werden könnten. Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, gegen Viren sind sie wirkungslos.

Österreich kämpft bereits mit Resistenzen

Weltweit kommt es allein bei der Tuberkulose derzeit zu 440.000 Erkrankungsfällen, die durch multiresistente Keime verursacht werden. 150.000 Patienten sterben pro Jahr an solchen Erkrankungen. Die Resistenz von Malaria-Erregern gegen Malaria-Mittel gefährdet viele Millionen Menschen. Sorgen bereiten in Österreich besonders resistente Darmbakterien, wie etwa E. coli. So erklärte die Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für nosokomiale Infektionen (Spitalsinfektionen, Anm.) und Antibiotikaresistenz in Linz, Petra Apfalter: "In Europa sprechen nur noch vier von zehn E. coli-Stämmen auf alle Antibiotika an, in Österreich ist es nur jeder zweite." Erfolge gab es in Österreich in den vergangenen Jahren beim Zurückdrängen resistenter Spitalskeime.

(APA)

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