Poolanlagen: Wasser fassen

Manchmal sind die Architekten ganz in ihrem Element: Pools führen uns direkt ans Meer, bis in den Himmel und funkeln auch vor dem schlichten Vorstadteigenheim.

Es versickert, zerrinnt, verdunstet, fließt davon – schwer zu fassen, dieses Wasser. Menschen, und vor allem die Architekten unter ihnen, versuchen es trotzdem, füllen es in Container aus Edelstahl, Keramik oder Kunststoff, überlassen dem Wasser die Effekte oder konstruieren sie selbst, indem sie die Becken möglichst dramatisch positionieren.

Das Meer ist zu tief oder zu untief, zu wellig, brachial und überhaupt zu salzig. Die Seen sind zu privat, die Zugänge und Ufer gehören meist den anderen, da erkaufen sich doch viele die Wasserfläche lieber selbst. Wenn sie für das Hotel und seinen Pool zahlen – oder für das ganz persönliche Becken –, der meist nicht ganz so „Infinity“ ist. Oder nicht annähernd so weit oben wie beim Marina Bay Sands Hotel in Singapur etwa, wo die Wasseroberfläche gut 200 Meter über der Meeresoberfläche liegt.

In Österreich sind Pools kein Luxus mehr. Aber 50-Meter-Schwimmbecken schon. Vor allem, solange das Projekt „Stadthallenbad Wien Neu“ noch leckt. Das kann dauern. Auch, bis man im längsten Pool der Welt endlich wenden kann. 1013 Meter erstreckt er sich an der chilenischen Küste, in San Alfonso. 250.000 Kubikmeter Wasser trennen einen schmalen Streifen Sand vom Meer. Superlative sind in der Pool-Architektur natürlich extra beliebt. Und die Länge dehnt man am liebsten in Richtung Unendlichkeit aus, das gelingt nur scheinbar. Die Infinity-Pools so mancher Hotels lassen das Wasser mit dem Himmel verschmelzen, der Beckenrand scheint unsichtbar zu sein. Nur Blaunuancen deuten an, dass man eventuell doch nicht bis zur Sonne schwimmen kann oder in das Himmelsblau tauchen kann wie in das Becken.



Standortfrage. Am Abgrund plantschen nicht nur die Gäste des Marina Bay Sands Hotel in Singapur, auf Augenhöhe mit der Skyline ringsum, sondern auch jene, die im Hotel Ubud Hanging Gardens in Bali einchecken. Da ist bloß eine dünne Linie zwischen dem Tiefgrün des Urwaldes und dem Tiefblau des Wassers, in dem man auf Wipfelhöhe durch die Vegetation schwimmt. Die Hotelpools generieren Wow-Effekte, oft auch bei äußerer Betrachtung. Schließlich haben die Formen der gebauten Hotelumwelt genug Grund und Grundfläche, sich zu spiegeln. Und darin verdoppelt und dramatisiert sich alles: die Länge, die Höhe, die Tiefe, die Farben.

Einen höchst dramatischen Platz um ein Schwimmbecken zu installieren hat sich ebenfalls der Schwimmklub Bondi Icebergs in Sydney ausgesucht. Auch dort grenzt Poolblau an Meeresblau, ganz unmittelbar. Am legendären Bondi Beach brandet das Meer gegen die Außenmauer des Pools. Oft genug schwappt die Welle auch hinüber.

Wenn man für die Pool-Architektur selbst verantwortlich ist, stoßen in Österreich Infinity-Ambitionen vor dem Einfamilienhaus oft an die Grenzen eines Baumarktzauns. Aber trotzdem: Der Pool füllt die private Oase mit einem Meer von Gestaltungsmöglichkeiten.

Farbspielraum. Wanne oder doch schon Becken? Keramik? Kunststoff? Beton mit Folie? Oder Edelstahl? In verschiedenste Materialien können Haus- und Grundbesitzer ihre Wünsche fassen. Und die Wirkung, abseits der haptischen, ist meist ganz unterschiedlich. Bei den Ceramic Pools von Designerpools kann man selbst bestimmen. Etwa – durch die Wahl der Beschichtung – wie das Wasser funkelt, in Türkis wie die Karibik, in Lapisblau, in Silbergrau oder ganz konventionell in Hellblau oder Weiß.
Das Glitzern und Glänzen ist in jedem Fall die Domäne des Edelstahls. Das Material verleiht dem Becken auch die optische Tiefe. Vorausgesetzt, das Wasser ist klar genug. Dafür muss man es regelmäßig tauschen und chlorieren. Oder man opfert ein wenig Klarsicht, das behaupten Zungen der Edelstahl-Interessenvertretung, für einen Bio-Naturpool. Dafür muss man kein Wasser wechseln. Es muss ja auch kein riesiges Becken sein, ein wenig Wanne macht auch ganz schön nass. Der Minipool des italienischen Herstellers Kos etwa. Das italienische Designerpaar Ludovica und Roberto Palomba hat das frei stehende Mini-Überlaufbecken entworfen. Ein Wasserkreis mit breitem Rand, in dem sich bis zu fünf Personen unter freiem Himmel am besten sternförmig gruppieren.

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