Das war die Mipim 2015: Gute Stimmung, aber keine Euphorie

US-Pensionsfonds und Investoren aus dem arabischen Raum sind verstärkt auf Einkaufstour. Der Fokus richtet sich auf Deutschland. Aber auch der Wiener Markt profitiert.

Die nüchternen Zahlen gleich vorweg: 22.185 Teilnehmer aus 93 Ländern haben heuer die Immobilienmesse Mipim vom 10 bis 13. März in Cannes besucht. Im Palais des Festival, den umliegenden Pavillons und auf den Yachten tummelten sich 2100 Investoren. Die Zahl der Aussteller lag bei 2438 – ein Plus von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aus Österreich waren 281 Teilnehmer registriert. 26 Aussteller haben am Austria-Stand ausgestellt. Klar ist, wer im Wettstreit um die Gelder der Investoren ein Wörtchen mitreden will, muss bei der weltweit größten Messe für Gewerbeimmobilien vor Ort sein. „Nicht hier zu sein, wäre die Botschaft an die Welt, dass wir nichts anzubieten haben“, sagt Chiara Corazza, Geschäftsführerin der Great Paris Investment Agency.

Ein Aussteller, der in den vergangenen Jahren immer mit einem pompösen Messeauftritt für Aufmerksamkeit sorgte, war  Russland. Das Engagement wurde heuer jedoch stark zurückgefahren. Moskau etwa hat auf einen eigenen Messeauftritt verzichtet. Zahlreich waren dafür Vertreter aus Fernost vor Ort – und es waren jede Menge Investoren im neuen US-Pavillon anzutreffen. Mit dabei Schwergewichte wie beispielsweise der Pensionsfonds Texas Muicipal League, der auf der Mipim verkündete, heuer mehr als 500 Millionen € in Immobilien investieren zu wollen. Die Aussteller aus den USA verzeichneten heuer einen Zuwachs von 15 Prozent (219 Firmen) – Tendenz steigend. „Aufgrund der Größe der US-Investment-Fonds gibt es ein riesiges Potenzial, die amerikanische Präsenz auf der Mipim künftig zu erhöhen“, sagt Filippo Rean, Direktor der Real Estate bei Veranstalter Reed Midem.

Türkei trumpft auf

Das Geld der US-Fonds wäre freilich auch in Istanbul willkommen wäre. Die Stadt zeigte ein knapp 100 Quadratmeter großes interaktives Stadtmodell. In Summe sind in Instanbul 40 Großprojekte im Entstehen. Das Investitionsvolumen liegt bei 28 Milliarden €. Insgesamt waren 228 türkische Unternehmen in Cannes vertreten – ein Anstieg von 32 Prozent gegenüber 2014.

Die Mipim ist aber immer auch ein Seismograph für die Stimmung und die Trends auf den Immobilienmärkten. Was die Stimmung betrifft, schwankt das Pendel zwischen „Verkauft wird alles, was nicht niet- und nagelfest ist“ und „Tsunami-Warnung an der Cote d'Azur“. Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien ist seit 20 Jahren vor Ort und hat die Stimmung heuer deutlich positiver als in den Jahren davor erlebt. „Die Branche scheint sich mehr als nur kurzfristig erholt zu haben“, sagt Ehlmaier im Gespräch mit dem WirtschaftsBlatt. „Die Stimmung war gut, aber es herrschte keine übertriebene Euphorie. Einen Tsunami sehe ich nicht. Mahnende Stimmen sind aber schon gut“. Erfreulich für Österreich: Der Büromarkt wird nicht mehr als unsexy gesehen.

Österreich nascht mit

Besonders viel Geld fließt weiterhin auf die deutschen Immobilienmärkte. Im vergangenen Jahr wurden hier 52,7 Milliarden € umgesetzt – ein Plus von 20 Prozent gegenüber 2013. Das Ende der Fahnenstange ist damit noch nicht erreicht, sagen Branchenexperten. „Da nascht Österreich mit. Vor allem der Wiener Markt“, sagt Ehlmaier.

Ländergrenzen spielen für Investoren immer weniger eine Rolle. „Am wichtigsten ist die Auswahl von Städten und Nutzungsarten. Eine Gewichtung nach Staaten ist weniger relevant als noch vor ein paar Jahren“, sagt Ehlmaier, der drei globale Käufergruppen sieht: Asiatische Versicherungsunternehmen, US-Pensionsfonds und es ist viel Geld aus dem arabischen Raum vorhanden. „Gerade die Araber legen jetzt auch ihren Fokus auf Wien.“ Generell sind die Preise, die geboten werden, laut Ehlmaier gut; die Verkäufer noch nicht übermütig. „Es gibt eine klaren Trend in Richtung Verkäufermarkt. Die werden in den nächsten Jahren auf dem längeren Ast sitzen.“

Investment-Atlas:

1,21 Billionen US-Dollar. Das globale Immobilieninvestmentvolumen ist erstmals in fünf Jahren gesunken, zeigt der „International Investment Atlas 2015“ von Cushman & Wakefield – konkret um 6,3 Prozent auf 1,21 Billionen US-$. Als Grund wird das gesunkene Transaktionsvolumen bei Landverkäufen in China genannt. Ohne dieses Segment ergibt sich ein Plus von neun Prozent. In Europa wird ein Investmentplus von 11,8 Prozent; in den USA von 11,4 Prozent genannt. 2015 stehen die Zeichen auf Wachstum. Es wird ein Anstieg des weltweiten Immobilieninvestmentvolumes um elf Prozent auf dann 1,34 Billionen US-Dollar prognostiziert.

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