Angst vor Online-Shops vorbei

CBRE ortet bei MAPIC in Cannes fünf große Retail-Trends.

Drei Tage lang präsentierten und diskutierten mehr als 8.000 Experten im Rahmen der MAPIC in Cannes die aktuellen Entwicklungen auf den internationalen Retailmärkten. Die Experten von CBRE orteten fünf neue Trends am Retailmarkt.

Retail Trend Nr. 1: Kapital sucht Anlage
Generell bieten die CEE Märkte stärkeres Wachstum und bessere Renditen als die westeuropäischen Retail Investmentmärkte. Allerdings setzen klassische Investoren (noch immer) auf Länder wie Deutschland, Österreich, UK oder die Niederlande, nachdem diese als sichere, stabile und vor allem liquide Länder für Investitionen gelten.
Einkaufszentren sind „Mangelware“. „Nach wie vor würden Investoren auf Einkaufszentren setzen – aufgrund deren limitierter Verfügbarkeit steigt aber das Interesse an alternativen Retailobjekten wie Fachmarktzentren, Designer Outlets, Retailobjekten in ‚Mixed Used Umgebung‘ oder bei ‚Transport Hubs‘“, so Walter Wölfler, Head of Retail Austria & CEE bei CBRE Österreich.

Retail Trend Nr. 2: Angst vor Online Shops vorbei
„Die Angst vor Online Shops scheint vorbei zu sein, seit die ersten erfolgreichen Omnichannel Konzepte etabliert wurden“, so Wölfler. Die Steigerung des Umsatzes in Online Shops in einer Region ist direkt proportional zu jenem in Shops derselben Region. Die Reaktionen der Retailer auf den Online Boom reichen von Flagshipstores – wie z.B. H&M oder die Inditex Gruppe – bis zu kleineren Formaten – wie sie z.B. Media Markt, Saturn oder Hervis etablieren. „Inzwischen gibt es kaum einen namhaften Retailer, der nicht auch auf online setzt und die digitale mit der realen Shoppingwelt geschickt verknüpft“, so Wölfler.

Retail Trend Nr. 3: Das Wachstum liegt in Asien
In Asien wächst das Retail Business – trotz des geringeren Anstiegs des Bruttoinlandsproduktes in China - überdurchschnittlich. Vor allem die Kategorien „Value“ – Brands wie Uniqlo, Old Navy und H&M – sowie „Affordable Luxury“ – z.B. Michael Kors, Kate Spade, Polo Ralph Lauren, COS – sind Wachstumstreiber im Retail. In der Developmentpipeline allein für China sind zurzeit rund 13,5 Mio m² an Einkaufszentren.
Die Zahl der „klassischen Luxusgeschäfte“ in Asien stieg von 2008 auf 2011 um rund 42%, während der Anstieg in Europa bei ca. 28% lag, in den USA bei 5%. Konsequenz des massiven Anstieges der Luxusgeschäfte in den letzten Jahren ist nun ein Überangebot an klassischem Luxus Retail, der auch auf erschwerte Rahmenbedingungen – höhere Zölle bzw. das Verbot, „Made in China–Produkte“ in China zu verkaufen etc. – zurückzuführen ist.

Trend Nr. 4: Luxus und Reisen
Luxus war bisher relativ resistent gegenüber Konjunkturzyklen. Dies ist vor allem auf die hohe Konzentration des Geldes zurückzuführen: rund 250.000 „Ultra High Net Worth Individuals“ (UHNWI) bzw. Superreiche verfügen über ca. 13% des globalen Vermögens, was einer Zahl von mind. 30 Billiarden US Dollar entspricht. Laut der Schweizer UBS Bank geben die Ultra High Net Worth Individuals pro Jahr per capita mindestens rund eine Million US Dollar für Luxus aus – unabhängig von Konjunkturzyklen.
Ca. 30% bzw. 75 Milliarden US Dollar des weltweiten Luxusumsatzes entfallen mittlerweile auf Chinesen, die vor allem auf Reisen shoppen und 70% außerhalb Chinas ausgeben. Auf Reisen ist es Chinesen wichtig, so nahe wie möglich am Ursprungsort der Marke zu kaufen, d.h. Chanel in Frankreich, Gucci in Italien oder Swarovski in Österreich. Luxuskäufer aus aller Welt informieren sich online und kaufen im Geschäft, d.h. die Websites sind digitale Showrooms.
Luxusumsätze steigen auch in Europa, zuletzt um rund 13,4%, sodass Europa und Amerika die wichtigsten „Luxus-Kontinente“ der nächsten Jahre sein werden – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Chinesen vor allem auf Reisen Luxus kaufen. Luxusmarken werden in den kommenden Jahren vor allem in Deutschland, UK und Frankreich expandieren.

Trend Nr. 5: Entertainment und Experience in Einkaufszentren
Rund 31% der Konsumenten besuchen Einkaufszentren, nur um dort zu essen und zu trinken – so das Ergebnis einer breit angelegten, weltweiten Befragung durch CBRE. Allerdings haben nur 7% der befragten Konsumenten das F&B Angebot in Shoppingcentern als exzellent bewertet. Bemerkenswert bei den befragten Österreichern ist die geringe Akzeptanz von Food Courts und anderen Fastfood Konzepten, wogegen innovative und vegetarische Konzepte überproportional punkten. „Bei der MAPIC hat sich gezeigt, dass Unternehmen, die spannende Entertainment bzw. F&B Konzepte für Shopping Centers anzubieten haben, gesuchte Gesprächspartner von Developern waren“, so Wölfler.

Österreich: Sicherer „Hafen“ für Einzelhändler und Investoren
Während die Gesamtverkaufsfläche in Österreich sinkt (2013: 1,68 Mio m², 2014: 1,64 Mio m²), ist jene in Shopping Centern auch 2014 und 2015 kräftig gestiegen. Dieses Wachstum ist allerdings aufgrund der reduzierten Pipeline in Zukunft gering und fokussiert auf Erweiterungen bestehender Standorte. Österreich gehört in Europa zu den Top-Expansionszielen von Einzelhändlern, allerdings übersteigt die Mieternachfrage zurzeit das Angebot in gut frequentierten Einkaufsstraßen und Einkaufszentren. Auch in Österreich werden neue Retailkonzepte wie Hybrid Schemes etabliert.
„In Wien schauen alle in Richtung Innenstadt, wo sich das Goldene U gerade in ein Goldenes H transformiert und die Kärntner Straße zu einer Konsummeile mutiert“, so Wölfler, der auch in Österreich „Affordable Luxury“ sowie „Value“ – Marken als zukünftig erfolgreich einstuft.

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