Stylische Lebensräume zum Mitnehmen

Mobile Häuser. Neue Lebensmodelle und Arbeitsformen erfordern neue Wohnformen. Transportable Eigenheime ist eine davon.

Manchmal enden Vater-Sohn-Gespräche anders als gedacht. „Als ich meinem Sohn gesagt hab, er soll doch ein Haus bauen, hat er mir geantwortet: ,Damit ich dann ewig unter Druck stehe und nicht glücklich bin, so wie Du?‘“, erinnert sich Oliver Pesendorfer. Und auch für Theresa Steininger war der Gedanke an den klassischen Eigenheimkauf eher beunruhigend als verheißungsvoll: „Ich bin auf dem Land aufgewachsen, wo man von den Eltern den Grund bekommt und dann den Rest seines Lebens Schulden abzahlt“, erzählt sie von einem Lebensmodell, das nicht das ihre werden sollte.

Und auch nicht werden muss, denn beide haben – unabhängig voneinander, aber inzwischen auch fallweise kooperierend – Lebensräumen zum Mitnehmen entwickelt, die eine Alternative zum klassischen Hausbau oder Wohnungskauf darstellen. Für Pesendorfer heißt diese Alternative McCube. Nach dem Verkauf seiner Fertighausfirma im Jahr 2005 und einer mehrjährigen Pause startete er 2014 nach einer einjährigen Entwicklungsphase mit seiner neuen Firma McCube, die transportable Modulhäuser in einem Baukastensystem fertigt. Der erste Cube wechselte im Oktober den Besitzer, „inzwischen verkaufen wir alle vierzehn Tage einen“, freut sich Pesendorfer.

In den Boden geschraubt

Für Preise zwischen 1600 und 2000 Euro pro Quadratmeter bekommen die Käufer ein Niedrigenergiehaus, das fixfertig samt Fundamentplatte per Lkw und Kran angeliefert und mittels Erdschrauben im Boden befestigt wird. Und auch als Ganzes wieder mitgenommen werden kann. „Übrig bleibt dann nur die grüne Wiese, da wird keine Umwelt verunreinigt“, betont Pesendorfer. Strom- und Wasseranschlüsse unterscheiden sich dabei kaum von normalen Häusern, und auch bei den Baumaterialien ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. „Wir verwenden ausschließlich ökologische Baustoffe wie massives Holz aus Österreich oder Hanf aus dem Waldviertel als Dämmmaterial, sodass auch die Entsorgung eines Tages kein Problem sein wird“, so der Unternehmer. Acht bis zwölf Wochen dauert es von der Bestellung bis zur Auslieferung der Cubes, die in verschiedenen Modellen und Größenordnungen angeboten werden. Bei 16 mal vier Metern ist allerdings das Limit erreicht – schließlich muss das „Haus zum Mitnehmen“ ja auch noch auf einen Lkw und auf Österreichs Straßen passen – größere Würfelträume lassen sich aber trotzdem durch das Aneinanderreihen verschiedener Einheiten realisieren. „Dann kann man den Kindern, wenn sie eines Tages ausziehen, das Kinderzimmer praktisch mitgeben“, lacht Pesendorfer.

Der geteilte Würfel

Aber auch im Fall von Trennungen oder beruflich bedingtem Ortswechsel hat der Würfel seine Vorteile: Zum einen kann man ihn durchaus teilen, wenn beispielsweise eine Scheidung ansteht; zum anderen eben mitnehmen, was sich auch dann auszahlt, wenn man nur vorübergehend in eine andere Gegend zieht. Zwischen 3500 und 5000 Euro je nach Größe und Entfernung schätzt Pesendorfer die Kosten dafür – eine Summe, die auch bei herkömmlichen Übersiedlungen schnell zusammenkommt. Und im Cube muss man nicht einmal die Laden ausräumen – abgesehen von den Gläsern kann mehr oder weniger alles drinbleiben.

Wer mit dem Wohnwagon den Ort wechseln will, braucht oft nicht einmal einen Lkw. „Das kleinste Modell kann man mit einem größeren Pkw ziehen“, erklärt Theresa Steininger, „die größeren mit einem Traktor oder Lkw. Um Europa zu bereisen, ist er aber nicht gedacht.“ Vielmehr ist er ein Tiny House auf Rädern, das mit geschwungenen Formen, einer Lärchenholzverkleidung, einer Terrasse und Markise, einem anspruchsvoll designten Interieur, einem Bad und einer Pflanzenkläranlage auf dem Dach für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt werden kann – und im Bedarfsfall weitgehende Autarkie für seine Bewohner schafft.

Wohnform als Statement

„Wir wollten mit dem Wohnwagon ein politisches und philosophisches Statement setzen und zeigen, dass man klein und ökologisch und trotzdem hochwertig und mit Designanspruch leben kann“, erklärt Steininger. Gemeinsam mit Christian Frantal hat sie vor drei Jahren begonnen, dieses Ziel zu verwirklichen, und über eine Crowdfunding-Kampagne das Geld für den Prototyp namens Oskar aufgestellt, der heute noch in Aspern steht. Mit Oskar gewannen die Jungunternehmer an seinem ersten Tag in der Öffentlichkeit den ersten Kunden, inzwischen sind acht Wohnwagons verkauft. An die unterschiedlichsten Kunden – von Ökopionieren bis zu Rechtsanwälten – und zu den unterschiedlichsten Zwecken, vom Wohnsitz bis zum Gästezimmer. Zwischen 50.000 und 150.000 Euro kostet ein Wohnwagon, je nach Größe, Ausstattung, Eigenleistung und dem Maß an Autarkie, das damit erzielt werden kann. Mit einer Fotovoltaik- und einer Pflanzenkläranlage auf dem Dach ist diese bei den meisten Witterungsbedingungen machbar. „Nur den ganzen Tag fernsehen geht damit halt nicht“, so Steininger.

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