Deutscher Bundesbankvorstand: Immobilienboom wird bedenklich

Eine Blase ist aber noch nicht in Sicht.

Angesichts anziehender Immobilienpreise in Metropolen mahnt Bundesbankvorstand Andreas Dombret Geldhäuser zur Vorsicht bei Hypothekenkrediten. "Der Immobilienboom nimmt langsam, aber sicher bedenkliche Züge an", warnte Dombret im Magazin "Focus" laut Vorausbericht von Freitag.

Von einer Blase wolle er zwar noch nicht sprechen: "Allerdings sehen wir in einigen deutschen Städten durchaus Preisübertreibungen." Das Volumen der Wohnimmobilienkredite sei zudem 2015 so stark gewachsen wie seit 13 Jahren nicht mehr. Als Bankenaufseher habe er daher heute "mehr Bedenken" als in den vergangenen Jahren. Finanzinstitute sollten sehr vorsichtig sein und Entscheidungen besonders gut abwägen.

In aller Regel würden die Banken Hypothekendarlehen jedoch nach "konservativen Kriterien" vergeben, sagte Dombret, der in der Bundesbank unter anderem für das Ressort Banken und Finanzaufsicht zuständig ist. Die Preise für Wohnimmobilien in Städten, darunter Metropolen wie Berlin, München und Hamburg, waren 2015 nach oben geschnellt. Insgesamt gab es im Schnitt ein Plus von sechs Prozent.

Steigende Preise auch in der Provinz

Immobilienexperte Thorsten Lange von der DZ Bank hält die Mahnung Dombrets für berechtigt. Denn mit dem gut laufenden Baukreditgeschäft könnten sich Banken auch Risiken einkaufen: "Wenn es zu einer Korrektur am Markt kommt, könnten ihnen manche Hypothekenkredite Probleme bereiten." Die Preisdynamik habe auch in der Provinz Fahrt aufgenommen. Mit steigenden Immobilienpreisen nehme allgemein die Gefahr einer Marktkorrektur zu, die sich negativ auf die Besicherung der Kredite auswirken könne.

Auf ähnliche Risiken hatte Dombret jüngst auch im Gespräch mit "Spiegel Online" hingewiesen: Wenn sich die Konjunktur eintrübe und die Arbeitslosigkeit steige, könnten manche Kunden womöglich trotz niedriger Zinsen Kredite nicht mehr bedienen. Die Käufer bringen allerdings im Durchschnitt rund ein Fünftel der Immobiliensumme als Eigenkapital ein. Der Wunsch nach eigenen vier Wänden sei wegen der Niedrigzinsen nur zu verständlich, meint Lange: "Die Erschwinglichkeit von Wohneigentum ist im Vergleich zur Miete besser denn je."

Dass der Bauboom an Dynamik gewinnt, zeigt sich auch an der stark wachsenden Zahl an Baugenehmigungen. Allein im Jänner wurden 26.300 Anträge bewilligt - 34,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "Eine höhere Zahl an genehmigten Wohnungen in einem Jänner hatte es zuletzt 2006 gegeben", teilte das Statistische Bundesamt mit. Niedrigzinsen, robuste Konjunktur und Zuwanderung trieben die Genehmigungen 2015 auf den höchsten Stand seit 15 Jahren. 309.000 Zusagen wurden erteilt - 8,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. (APA)

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