Big Data: Software, ergänzt durch Expertenwissen

Mit der gezielten Analyse von großen Datensätzen lassen sich auch Gebäude optimieren. Zentral ist aber ein ganzheitlicher Zugang.

Big Data heißt eines der großen Zukunftsthemen. Dabei werden mithilfe leistungsfähiger Analysetools aus großen Datenmengen Erkenntnisse generiert, die mit anderen Methoden kaum zu gewinnen sind. Diese Technik, die im Finanzwesen oder Marketing schon länger zum Einsatz kommt, könnte bald auch verstärkt im Gebäudebereich angewendet werden. Siemens hat gemeinsam mit IBM ein Projekt gestartet, das die in großen Gebäuden anfallenden, umfangreichen Daten nützen kann, um Aufschlüsse über die Energieverbräuche zu gewinnen. Die Erkenntnisse sollen helfen, Immobilien energetisch weiter zu optimieren, um Betriebskosten zu senken und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Sensoren liefern Daten

Die von Siemens hierfür vorgestellte, Cloud-basierte Energiemanagementplattform sei für größere Einzelgebäude ebenso geeignet wie für Gebäudekomplexe, komplette Liegenschaften und auch für virtuelle Netzwerke aus Hunderten oder Tausenden von Standorten, heißt es aus dem Unternehmen. „Die Lösung besteht aber nicht nur aus Software, sondern auch aus Expertenwissen“, sagt Werner Kerschbaumer, Leiter des Business-Segments Energy & Environmental Solutions bei Siemens. „Geht es um das Thema Nachhaltigkeit, kann der Auftraggeber aus den Auswertungen beispielsweise erkennen, wo er zuerst investieren muss, um seine CO32-Ziele zu erreichen.“ Ebenso ließen sich Fragen der Kostenoptimierung analysieren und beantworten. Genützt werden hierfür verschiedenste Daten, die mit dem Energieverbrauch in Zusammenhang stehen. Sensoren, wie sie in gewerblichen Bauten heute an vielen Plätzen zu finden sind, können beispielsweise wichtige Informationen über das Nutzerverhalten liefern, das eine wesentliche Rolle beim Energiebedarf eines Gebäudes spielt.
Derartige Analysen sind nicht nur für die Betreiber von Immobilien relevant, sondern auch für Planer: „Natürlich haben wir ein großes Interesse daran, solche Ergebnisse zu bekommen“, betont Franz Gruber, Mitglied der Geschäftsführung von BEHF Corporate Architects. Sein Büro setzt sich intensiv mit Building Information Modeling (BIM) auseinander, einer Technologie, die alle Informationen des Gebäudes in einem zentralen Modell beziehungsweise gemeinsamen elektronischen Datensatz zusammenfasst. Die Daten aus der Praxis könnten helfen, die BIM-Simulationen zu ergänzen.

Nutzerverhalten beobachten

Entscheidend ist für Gruber allerdings, dass die energetische Optimierung eines Gebäudes bereits in der Planungsphase beginnt – ebenfalls mit großen Datenmengen und entsprechenden Rechenkapazitäten: „Bei einer BIM-Planung sind wir in der Lage, mit den Plandaten verschiedene Simulationen durchzuspielen, dem Bauherrn Entscheidungshilfen zu liefern und das Gebäude in allen Belangen zu optimieren“, erläutert der Experte. Ein offener Punkt sei aber das Nutzerverhalten: „Natürlich ist es gerade für die Energieoptimierung wesentlich, dass die künftigen Nutzer mitspielen.“
Auch für Reinhard Labugger, Vorstandsmitglied der Zertifizierungsstelle ÖGNI, ist vor allem die Planungsphase entscheidend: „Wichtig ist, dass integral geplant wird, also neben Architekten auch die Fachplaner in den Prozess einbezogen werden.“ Gleichzeitig gesteht er aber auch Big Data eine gewichtige Rolle zu: „Das nachhaltigste Gebäude ist eines, das schon existiert und verbessert werden kann.“
Entscheidend sei aber eine ganzheitliche Betrachtungsweise. Nachhaltige Immobilien seien nämlich Bauten, die Ressourcen sparen würden, aber auch wirtschaftliche und soziale Lebensräume bieten. Die technisch perfekte Lösung für ein energieoptimiertes Gebäude wäre zwar eine umfassende computerunterstützte Steuerung, „die würde aber dem Nutzer keinerlei Einflussmöglichkeiten mehr bieten und damit vermutlich sein Wohlbefinden beeinträchtigen. Die Kunst besteht darin, den richtigen Mix zu finden“, sagt der Bautechniker.

Big Data und BIM

Big Data, die rechnergestützte Auswertung von großen Datenmengen, wird derzeit vor allem als Marketing-Tool genutzt. Beim diesjährigen Europäischen Forum Alpbach wurden aber auch Anwendungen im Medizinbereich diskutiert. Im Immobilienbereich haben kürzlich Siemens und IBM eine Cloud-basierte Lösung vorgestellt, mit der sich das Energiemanagement von Bestandsgebäuden optimieren lässt.
Bei neuen Gebäuden setzt die Branche zunehmend auf Building Information Modeling (BIM). Damit lässt sich das „Verhalten“ eines Gebäudes auf Basis der Planungsdaten vorab simulieren und entsprechend anpassen. Die Experten gehen davon aus, dass künftig beide Methoden verstärkt miteinander kombiniert werden.

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