Einige ATX-Unternehmen haben in den vergangenen Monaten damit begonnen, eigene Aktien zurückzukaufen. Besonders Immobilienfirmen setzen derzeit auf den Rückkauf ihrer Papiere.
Wien. Warren Buffett hat kürzlich eines angekündigt. Auch die S Immo macht von ihrem Recht gebrauch. Die Miba will damit diesen Donnerstag beginnen. Und Kranhersteller Palfinger möchte sich einen solchen Schritt absegnen lassen. Kurzum: Aktienrückkaufprogramme scheinen wieder in Mode zu sein. Besonders jetzt, da die Kurse vieler Firmen im Keller sind, die Unternehmen aber nach wie vor – oder noch – auf Liquiditätspolstern sitzen.
Heutzutage ist es unter Firmen mehr oder weniger Usus geworden, sich Aktienrückkaufprogramme genehmigen zu lassen. Die Aktionäre von 14 ATX-Firmen haben einem solchen Rückkauf eigener Aktien heuer bereits zugestimmt. Fünf Firmen (etwa Conwert oder Wienerberger) nehmen diese Möglichkeit derzeit in Anspruch.
Für Unternehmen gibt es prinzipiell einige Alternativen überschüssiges Geld an den Mann zu bringen. Es besteht beispielsweise die Option, eine Dividende auszuschütten. Das Geld kann freilich auch reinvestiert oder für Aktienrückkäufe verwendet werden. „Als Aktionär möchte ich aber nicht, dass Aktien zurückgekauft werden, wenn es sinnvollere Möglichkeiten gibt“, sagt Günther Schmitt von Raiffeisen Capital Management.
Immofirmen kaufen zu
Besonders Immobilienfirmen setzen derzeit auf den Rückkauf ihrer Papiere. Die Unternehmen sind der Ansicht, „dass es wohl besser ist, eigene Aktien, die deutlich unter dem tatsächlichen Wert notieren, zurückzukaufen, bevor man in einen Markt geht, auf dem man zurzeit ohnedies nichts machen kann“, sagt Werner Hohl von Pioneer Investments. Für Günther Artner von der Erste Group sind solche Maßnahmen in gewisser Weise auch verständlich. Schließlich „sind die Aktien zum Teil um den halben Buchwert zu haben“. Das heißt, dass der Substanzwert des Unternehmens höher ist, sich diese Tatsache aber nicht in den Aktienkursen widerspiegelt.
Anleger sollten den Start eines Rückkaufprogramms durchaus für Zukäufe nutzen, findet Artner. Hätten Anleger stets zum Start eines solchen Programms begonnen zu investieren, hätten sie davon wohl auch profitiert, sagt Artner. Auch weil ein zusätzlicher Käufer auf dem Markt sei. Freilich kann eine Aktie auch fallen, „dann aber vielleicht weniger stark als der Durchschnitt“, sagt Artner.
Schmitt von Raiffeisen Capital Management sieht das anders: „Als Anleger sollte man nur zukaufen, wenn die Firma plausible Gründe für ein solches Programm darlegen kann. Allein die Tatsache, dass es das Programm gibt, ist kein Grund für steigende Kurse.“ Möglicherweise würden Aktienrückkäufe helfen, fallende Kurse zu bremsen, „die Kurse sinken aber trotzdem“. Verkaufen sollte man, „wenn es der Firma finanziell nicht besonders gut geht und man davon ausgeht, dass eigene Aktien nur gekauft werden, um Bilanzkennzahlen zu verbessern“.
Wird ein Rückkaufprogramm ins Leben gerufen – etwa weil sich die Firma vor einer Übernahme schützen will –, kann es für Anleger schwierig werden. Ist der Streubesitz gering, kann die Liquidität des Papiers leiden. „Es kann auch sein, dass eine Firma den übrigen Streubesitz rauskaufen will. Dann legt sie in der Regel ein höheres Angebot. Hat man seine Aktien schon verkauft, kann sich das als Fehler erweisen“, sagt Artner.
Bei der Strabag dürfte das Mitte Juni gestartete Aktienrückkaufprogramm aufgegangen sein. Der Kurs ist seitdem gestiegen. Wer sich zu Jahresbeginn mit dem Papier eingedeckt hat, kann sich über ein Plus von zwölf Prozent freuen. Die Strabag ist heuer das einzige ATX-Papier, dessen Kurs zugelegt hat. [fotolia]
Was Sie beachten sollten bei... Aktienrückkaufprogrammen
Tipp 1
Zweck. Unternehmen kaufen eigene Aktien aus unterschiedlichen Motiven zurück. Entweder wollen sie ihre Aktien als Akquisitionswährung einsetzen, Übernahmen verhindern oder das Aktienangebot verringern. Als Anleger sollte man die Motive der Konzerne studieren – und sich ansehen, wie die Unternehmen finanziell aufgestellt sind.
Tipp 2
Einzeltitel. Wer in Zeiten wie diesen keine Einzeltitel kaufen will, kann sich an speziellen Fonds beteiligen. KBC legt beispielsweise Buyback-Fonds auf. Diese investieren in Unternehmen, die Rückkaufstrategien verfolgen. Die KBC-Europa-Fonds (Isin: BE0174406976, BE0174407016) haben zuletzt Verluste eingefahren.
Tipp 3
Kaufen. Als reines Kaufsignal sollten Anleger Aktienrückkaufprogramme nicht bewerten. Auch Experten sind sich hier uneins. Vielmehr sollten sich Investoren auch ansehen, wie Aktienrückkäufe den Kurs in der Vergangenheit beeinflusst haben. Daraus kann man freilich nicht auf die Zukunft schließen. Möglicherweise kann das aber ein Anhaltspunkt sein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2011)