In Deutschland befinden sich fünf Fonds in der Auflösung, weil sie nach der Finanzkrise nicht wieder auf die Beine gekommen sind. Anleger brauchen bei der Auszahlung einen langen Atem.
Frankfurt - Der Herbst der Entscheidungen bei den kriselnden Offenen Immobilienfonds beginnt mit einer Enttäuschung: Als erstes der verbliebenen Sorgenkinder kündigte am Mittwoch der seit fast zwei Jahren eingefrorene Axa Immoselect seine Abwicklung an. Die Gesellschaft Axa Investment Managers sieht angesichts der massiven Rückgabewünsche der Anleger keine Chance mehr, den Fonds wieder zu öffnen.
Mitte November wäre die Gnadenfrist für die vorübergehende Schließung abgelaufen - wie beim Degi International von Aberdeen, dem ein ähnliches Schicksal droht. Inzwischen befinden sich in Deutschland bereits fünf Offene Immobilienfonds in der Auflösung, weil sie nach der Finanzkrise nicht wieder auf die Beine gekommen sind.
Angst vor Schieflage
Nach der Lehman-Pleite 2008 hatten viele Kleinsparer, vor allem aber große institutionelle Investoren, auf einen Schlag ihre Gelder aus Offenen Immobilienfonds abgezogen. Aus Angst vor einer Schieflage stellten deshalb etliche Fonds die Rücknahme von Anteilsscheinen bis auf weiteres ein. Auch die gesetzliche Neuregelung der Branche sorgte zeitweise für Verunsicherung. Das Gesetz ist inzwischen zwar beschlossen. Doch die Anleger fassen offenkundig kein Vertrauen mehr in die Anlageklasse, die jahrzehntelang als grundsolide galt, weil Immobilien-Investments breit gestreut werden.
Abverkauf der Immobilien
Das bekam nun auch Axa zu spüren - das Management gab sich ernüchtert: "Ein Festhalten an einer Wiederöffnung gegen das Votum eines Großteils der Anleger und gegen die Marktsituation verbietet sich von selbst", erklärte Geschäftsführer Achim Gräfen. Die für Rückgaben zur Verfügung stehende Liquidität des 2,5 Mrd. Euro schweren Fonds lag zuletzt bei gerade einmal zehn Prozent - nötig sind in solchen Fällen 25 bis 30 Prozent. Ansonsten würde der Fonds sofort wieder in Schieflage geraten, wenn zu viele Anleger auf einmal heraus wollen. Nun werden die restlichen Immobilien abverkauft. Die Erlöse sollen halbjährlich ausgeschüttet werden, erstmals voraussichtlich im April. Die leidgeprüften Anleger brauchen also weiter einen langen Atem.
Beim Degi International von Aberdeen soll die Entscheidung über Schließung oder Wiederöffnung in wenigen Tagen fallen, wie ein Sprecher sagte. Der Fonds kam zuletzt auf eine Liquiditätsquote von etwa 20 Prozent. Aberdeen hat bereits Erfahrung mit der Abwicklung eines Offenen Immobilienfonds: Das Ende des Degi Europa wurde bereits vor einem Jahr besiegelt. Auch der KanAm US-Grundinvest, der Morgan Stanley P2 Value und der TMW Weltfonds haben die Krise nicht überlebt.
Besonders gespannt blickt die Branche aber auf die beiden Schwergewichte, den CS Euroreal und den SEB ImmoInvest. Beide sind jeweils rund 6 Mrd. Euro schwer. Die Fonds müssen spätestens bis Mai nächsten Jahres wieder aufmachen - oder ein für alle Mal schließen. Mit Hochdruck arbeiten sie derzeit an Objektverkäufen, um genug Geld in die Kasse zu bekommen.
"Aufgeben ist keine Option"
Credit Suisse Asset Management hat die Hoffnung für den CS Euroreal noch nicht aufgegeben, wie Geschäftsführer Karl-Heinz Heuß zu Reuters sagte. "Es sieht im Moment so aus, als ob wir die Wiederöffnung noch in diesem Jahr schaffen." Notfalls könnte der Fonds auch erst im Frühjahr wieder öffnen. "Aber Aufgeben ist für uns keine Option. Wir glauben weiter an das Produkt." Die Liquiditätsquote liegt derzeit bei 21 Prozent. Sie könnte auf 25 Prozent steigen, wenn die aktuell laufenden Verkaufsverhandlungen für drei weitere Immobilien erfolgreich abgeschlossen werden, wie Heuß betonte. Auch SEB-Fondsmanagerin Barbara Knoflach will den ImmoInvest noch in diesem Jahr wieder öffnen. In Sachen Liquidität hinkte der Fonds dem CS Euroreal zuletzt allerdings noch etwas hinterher. (APA/Reuters)