Aberdeen sieht angesichts der massiven Rückgabewünsche der Anleger keine Chance auf eine erfolgreiche Wiederöffnung des seit fast zwei Jahren eingefrorenen Fonds Degi International.
Frankfurt - Die Befürchtungen haben sich bestätigt: Auch der Offene Immobilienfonds Degi International wird abgewickelt - der sechste in Deutschland. Die Gesellschaft Aberdeen sieht angesichts der massiven Rückgabewünsche der Anleger keine Chance auf eine erfolgreiche Wiederöffnung des seit fast zwei Jahren eingefrorenen Fonds, der zuletzt noch ein Volumen von 1,5 Mrd. Euro hatte.
"Fragile Situation"
Die Investoren werden in halbjährlichen Tranchen ausgezahlt und brauchen weiter einen langen Atem. Ein schlechtes Omen für die deutlich größeren Sorgenkinder CS Euroreal , SEB ImmoInvest und KanAm Grundinvest. Sie alle sind ebenfalls eingefroren und müssen bis spätestens Mai entscheiden, wie es weitergeht. Dann heißt es hop oder top: aufmachen oder für immer schließen. Die Gnadenfrist der Regulierer läuft ab.
"Wir haben eine sehr fragile Situation", warnt Scope-Analystin Sonja Knorr. "Am Ende lässt sich eben nicht vorhersagen, wieviele Anleger ihre Fondsanteile zurückgeben werden." Die Befragung der Kundenbasis im Vorfeld könne immer nur eine Indikation sein.
In letzter Minute Geld in die Kasse bekommen
Die beiden jeweils 6 Mrd. Euro schweren CS Euroreal und SEB ImmoInvest haben bereits angekündigt, dass sie eigentlich noch in diesem Jahr wieder aufmachen wollen. Mit Immobilienverkäufen hoffen sie, in letzter Minute genug Geld in die Kasse zu bekommen, um alle Rückgabewünsche bedienen zu können, ohne sofort wieder in Schieflage zu geraten. Dafür bräuchten sie Branchenkennern zufolge eine Liquiditätsquote von rund 30 Prozent - was im Moment weder der CS Euroreal (21 Prozent) noch der SEB ImmoInvest (15 Prozent) haben.
Expertin Knorr gibt dem CS Euroreal dennoch gute Chancen. "Die angekündigten weiteren Immobilienverkäufe stimmen optimistisch." Die Qualität des Portfolios sei sehr gut. Beim SEB ImmoInvest hänge dagegen viel von der künftigen Vertriebsstruktur ab, wurde das deutsche Privatkundengeschäft der SEB doch vor einiger Zeit an die spanische Santander verkauft. Ähnliche Probleme habe der KanAm Grundinvest.
Schon Aberdeen hatte erleben müssen, dass das Wohl und Wehe der Offenen Immobilienfonds am Vertrieb hängt. Die Gesellschaft hat jetzt nicht nur den Degi International in der Abwicklung, sondern seit einigen Monaten bereits den Degi Europa. Beide Produkte wurden einst von der Dresdner Bank verkauft - mit der Übernahme durch die Commerzbank kam der Vertrieb ins Stocken, die Fonds konkurrierten von da an mit den hauseigenen Produkten von Deutschlands zweitgrößtem Geldhaus.
Kleinsparer blieben auf der Strecke
In jedem Falle ist die Marktbereinigung in vollem Gange. Dabei galten Offene Immobilienfonds jahrzehntelang als solide Anlageklasse, denn Immobilieninvestments werden breit gestreut. Das änderte sich mit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Denn in der Finanzkrise nutzten gerade die Profi-Anleger die tägliche Verfügbarkeit der Gelder und zogen binnen kurzer Zeit Milliarden ab. Aus Angst vor einer Schieflage stellten deshalb etliche Fonds die Rücknahme von Anteilsscheinen ein. Auf der Strecke blieben die Kleinsparer, die später reagierten und auf einmal nicht mehr an ihr Geld kamen. Zwar öffneten manche Fonds später wieder. Doch dann sorgte hierzulande die gesetzliche Neuregelung der Anlageklasse für Verunsicherung und neue Schließungen. Die Branche kommt einfach nicht auf die Beine. (APA/Reuters)