Wer eine Wohnung hat, trennt sich nur im Notfall davon. In den Stadtzentren ist das Angebot schon knapp geworden. Qualität der Wohnungen nimmt ab. Viele weichen daher auf Einfamilienhäuser aus.
Wien/B.l. Immobilienbesitzer haben unter der Krise kaum gelitten. Von 2007 bis 2011 haben sich die Preise für gebrauchte Wohnungen in Wien um 34,6 Prozent auf 2555 Euro pro Quadratmeter verteuert. Das geht aus einer Erhebung der Onlineplattform Immobilien.net hervor. Für eine neuwertige Wohnung zahlt man 3807 Euro.
Dabei handelt es sich um den Median (50Prozent der Wohnungen sind teurer, 50Prozent billiger). In der Spitze, etwa für neue Wohnungen am Hohen Markt, habe man die 20.000-Euro-Grenze überschritten, sagt Immobilien.net-Geschäftsführer Alexander Ertler.
Am billigsten innerhalb Wiens sind gebrauchte Wohnungen in Simmering (Medianwert 1739 Euro), am meisten bezahlt man für neuwertige Wohnungen in der Inneren Stadt (9919 Euro). Bei den Preisen handelt es sich um Angebotspreise, die noch verhandelt werden können. Ertler glaubt aber nicht, dass die tatsächlichen Preise deutlich darunter liegen, schon gar nicht in guten Lagen.
Gute Qualität kaum verkauft
Doch bremst sich der Anstieg ein. Neue Eigentumswohnungen verteuerten sich gegenüber dem Vorjahr „nur“ um 1,2Prozent. Ursache ist das sinkende Angebot. Auch die Qualität nimmt ab, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme oft nicht mehr. „Wer eine Wohnung hat, trennt sich nur dann davon, wenn er unbedingt Geld braucht“, berichtet Ertler. Es sei denn, es handelt sich um weniger gute Qualität.
Als Alternative bleibt die Miete. Wer einen neuen Mietvertrag abschließt und nur auf dem freien Markt fündig wird, stößt in Wien auf Angebote von durchschnittlich 10,7 Euro pro Monat und Quadratmeter (netto, ohne Betriebskosten). Die Unterschiede sind beträchtlich: Ein Viertel der Wohnungen wird um weniger als 8,7 Euro, ein Viertel um mehr als 13,2 Euro angeboten. Auch hier kann der tatsächliche Preis etwas niedriger liegen.
Trotz der relativ hohen Preise kann sich Miete im Vergleich zum Kauf rechnen– vor allem, wenn man noch nicht das passende Objekt gefunden hat. Aus einer Mietwohnung auszuziehen ist günstiger, als eine Wohnung zu kaufen und wieder zu verkaufen. Beim Kauf fallen Nebenkosten von etwa zehn Prozent an. Nutzt man die Wohnung nicht selbst, muss man bei einem Verkauf künftig auch noch Vermögenszuwachssteuer zahlen.
Die andere Alternative zur Eigentumswohnung ist, aufs Land auszuweichen. Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern wächst wieder, im Vorjahr stiegen die Preise um 6,4Prozent. Gefragt sind stadtnahe Lagen: Während man im niederösterreichischen Bezirk Mödling durchschnittlich 2633 Euro pro Quadratmeter zahlt, kann man in Waidhofen an der Thaya um 611 Euro kaufen. Auf Wertzuwachs sollte man dabei nicht spekulieren.
Grundstücke als Anlage
Auch bei den Grundstücken haben die Preise angezogen, und zwar um 3,5Prozent. Weil Vorsorgewohnungen teuer geworden sind, weichen auch viele Anleger auf Grundstücke als Geldanlage aus.
Was Sie beachten sollten bei ... Immobilien
Tipp 1
Verhandeln. Wer neu eine Wohnung mietet und nur auf dem freien Markt fündig wird, stößt in Wien auf Angebote von durchschnittlich 10,7 Euro pro Monat und Quadratmeter (netto, ohne Betriebskosten). Doch die Unterschiede sind beträchtlich, auch handelt es sich um Angebotspreise–verhandeln schadet nicht, allzu viel Spielraum gibt es aber nicht.
Tipp 2
Einfamilienhäuser. Wer billig kaufen will, sollte sich im Waldviertel oder in der südlichen Steiermark umschauen. Dort erhält man oft Häuser um weniger als 700 Euro pro Quadratmeter. Je näher zur Stadt, desto näher rücken die Preise an städtisches Niveau: Ein Haus in Mödling kostet mit 2633 Euro pro Quadratmeter kaum weniger als eine Wohnung in Wien.
Tipp 3
Grundstücke.Viele, denen die Renditen von Vorsorgewohnungen zu gering sind, weichen auf Grundstücke im Speckgürtel aus. Brach liegende Grundstücke werfen zwar keine laufenden Erträge ab, verursachen aber auch kaum Kosten, vor allem, wenn man sie mit Eigenkapital kauft. In guter Lage sind die Preise jedoch schon deutlich gestiegen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2012)