Immoaktien im Abwärtsstrudel

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Die heimischen Immobiliengesellschaften haben in den ersten neun Monaten ihre Umsätze und meist auch ihre Gewinne gesteigert. Ihre Aktienkurse rutschten indes ab.

Schlittern Europas Immobilienmärkte in eine Krise? Glaubt man der Börse, haben die Immofirmen eine harte Zukunft vor sich. Seit Jahresbeginn verlor der Immobilien-ATX (er spiegelt die Kursentwicklung von Immofinanz, CA Immo, Conwert, S-Immo und Warimpex) 30Prozent seines Werts. Damit hielt er sich ein wenig besser als der gesamte ATX– ein schwacher Trost für die Inhaber von Immobilienaktien. Doch wie geht es weiter? Dieser Tage haben mehrere österreichische Immobiliengesellschaften ihre Zahlen für die ersten drei Quartale bekannt gegeben.

Die CA Immo steigerte in den ersten neun Monaten ihre Mieterlöse im Jahresvergleich um 56Prozent auf 192,6 Mio. Euro. Der Konzerngewinn nach Minderheiten verdoppelte sich auf 30,7 Mio. Euro. Die Erste Group erhöhte nach Bekanntgabe dieser Daten ihre Anlageempfehlung auf „Kaufen“. „Die Aktie ist von der Bewertung her sehr günstig geworden“, sagt Erste-Analyst Christoph Schultes. Seit Jahresbeginn ist der Preis der Aktie um fast ein Drittel geschrumpft, der Vermögenswert pro Aktie („Net Asset Value“) blieb aber annähernd gleich. Kauft man eine CA-Immo-Aktie, bekommt man über diesen Umweg einen Rabatt von mehr als 60Prozent auf ihre Immobilien. Auch Alfred Reisenberger von der Wiener Privatbank gefällt die CA-Immo-Aktie unter den heimischen Immobiliengesellschaften am besten: Der starke Deutschland-Schwerpunkt und der ausgewogene Mix aus Gewerbe- und Wohnimmobilien wirkten sich stabilisierend aus.

Angst vor Osteuropa

Einen ähnlichen Rabatt gibt es für die Immofinanz-Aktie– das Geschäftsjahr des Unternehmens endet aber erst am 30.April, und für das zweite Geschäftsquartal liegen noch keine Zahlen vor. Die Immofinanz-Aktie hat seit Jahresbeginn 28Prozent ihres Werts eingebüßt. „Das Unternehmen leidet unter der Risikoscheu der Anleger, die möglichst wenig in Osteuropa investiert sein wollten“, sagt Reisenberger. Bei der S-Immo und der Conwert beträgt der Abschlag zwischen 40 und 50Prozent. Die S-Immo hat in den ersten neun Monaten ihren Umsatz um ein Fünftel auf 153 Mio. Euro gesteigert und den Periodenüberschuss von 1,3 Mio. auf 20,3 Mio. Euro erhöht. Dagegen sank der Gewinn der Conwert um 87Prozent auf 6,1 Mio. Euro. Als Ursache gab man Einmaleffekte an, die den Vorjahresgewinn in die Höhe getrieben hatten: So hatte man damals die Immobilien der kurz zuvor übernommenen Immobiliengesellschaft Eco Business aufgewertet. Der Umsatz konnte dagegen um 85 Prozent auf 681 Mio. Euro gesteigert werden.

Das Unternehmen habe zwar ein relativ sicheres Geschäftsmodell – es ist auf Wohnimmobilien in Österreich und Deutschland spezialisiert –, doch trübe der häufige Managerwechsel das Bild, meint Reisenberger: Seit Jahresbeginn tauschte die Conwert bereits zwei Mal ihren Chef aus. Auch die Erste Group stuft die Conwert-Aktie nur mit „Halten“ ein. Der Hotelentwickler Warimpex häufte dagegen in den ersten neun Monaten einen Verlust von 2,8 Mio. Euro an und hofft, das im vierten Quartal noch wettmachen zu können. Der Umsatz stieg um acht Prozent auf 81 Mio. Euro. Seit Jahresbeginn wurde das Papier des Hotelentwicklers besonders stark abgestraft, es fiel um 60Prozent. Die Aktie der S-Immo verlor im gleichen Zeitraum ein Fünftel ihres Werts, ähnlich wie die der Conwert.

Die heimischen Immobilienfirmen konnten heuer bis dato ihren Umsatz und zumeist auch ihren Gewinn steigern. Dem negativen Trend an den Börsen konnten sie sich aber nicht entziehen. Ihre Aktien verloren zwischen 20 und 60Prozent. Experten meinen, dass sie nun sehr günstig geworden sind. Für Anleger ist Vorsicht geboten: Es könnte weiter nach unten gehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2011)

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