„Die ganze Sache ist kabarettreif“

Interview. Eugen Adelsmayr hofft nach Richterspruch auf internationale Unterstützung. Er behauptet, das Urteil sei auf Grundlage eines gefälschten Gutachtens gefallen.

Die Presse: Sind Sie überrascht von dem Urteil?

Eugen Adelsmayr: Es fällt mir schwer, das vernünftig zu kommentieren. Die ganze Sache ist kabarettreif. Ich dachte aber gar nicht, dass es ein Urteil geben wird, sondern, dass der Prozess weitergeht. Dass sie sich juristische Taschenspielertricks einfallen lassen werden. Ich habe schon geahnt, dass sie den indischen Kollegen von meinem Fall entkoppeln, er war ja anfangs auch Zeuge der Anklage. Aber den Kollegen freizusprechen und mich zu verknacken, das ist schon unverfroren.

Und was sagen Sie zur Urteilsbegründung?

Die Begründung steht in der Regierungszeitung: Der Richter folgte Ashrafs Gutachten, also der Fälschung, in der behauptet wird, es hätte eine schriftliche Anordnung zur Nichtwiederbelebung gegeben. Das ist alles erstunken und erlogen. Sie konnten ja nicht einmal eine mündliche Anordnung beweisen (alle Zeugen der Anklage sagten aus, eine solche Anordnung nie von Adelsmayr gehört zu haben;Anm.). Das Originalgutachten wurde hingegen ignoriert. Das ist wirklich ein Affentheater.

Wie geht es nun weiter?

Es ist nicht vorbei, mein Wille ist ungebrochen. Es gibt eine Berufungsfrist von 14 Tagen, es kann also sein, dass der Staatsanwalt beruft, da ihm das Urteil zu milde ausgefallen ist. Ob sie das noch einmal durchziehen wollen, ist fraglich. Ich muss jetzt mit dem Außenamt diskutieren, wie es weitergeht, wenn die Frist abgelaufen ist und das Urteil rechtskräftig wird.

Rechnen Sie mit internationaler Unterstützung?

Ich hoffe, dass es über Amtswege Reaktionen gibt oder dass Amnesty International eingreift. Das können sie ja erst machen, sobald das Urteil rechtskräftig ist. Man muss ja sehen, dass da etwas falsch gelaufen ist. Und: Es ist mir völlig egal, was die da unten für ein Urteil fällen, aber ich wünsche mir eine Reaktion von europäischer Seite.

Sie wollen Ihr Buch jetzt ins Englische übersetzen lassen.

Es ist als Waffe gedacht. Ich hoffe, dass es sich dadurch auch in den Emiraten verbreitet. Es gibt zudem bisher unveröffentlichte Dokumente, die ich in den nächsten Auflagen einarbeiten will. Das könnte meinen Widersachern schaden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILE AUSTRIA DUBAI MERCY KILLING VERDICT
Österreich

Fall Adelsmayr: EU-Kommissarin will vermitteln

Die EU habe den Fall "von Anfang an" genau verfolgt, sagt Forschungskommissarin Geoghegan-Quinn. Derzeit wird gewartet, ob Dubai einen internationalen Haftbefehl ausstellen will.
Wahrscheinlich wird sich Eugen Adelsmayr in der EU frei bewegen können.
Österreich

Fall Adelsmayr: Neues Verfahren in Österreich möglich

Adelsmayr wird nicht berufen: "Ich bin nur müde, es ist wahnsinnig anstrengend". Das endgültige Urteil entscheidet über seine Reisefreiheit.
Weltjournal

Adelsmayr: „Habe sie gereizt und provoziert“

Der österreichische Mediziner Eugen Adelsmayr wies das Rashid-Krankenhaus im Prozess auf einen schweren grundsätzlichen Fehler hin – und dürfte so staatliche Behörden gegen sich aufgebracht haben.
Verurteilt Dubai gefangen oesterreich
Weltjournal

Verurteilt in Dubai, gefangen in Österreich

Der Arzt Eugen Adelsmayr wurde im Mordprozess schuldig gesprochen. Erst, wenn das Urteil rechtskräftig ist, kann Dubai die Auslieferung des Mediziners beantragen. Nur in Österreich ist er weiter sicher.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.