BBC. Clinch mit der Regierung, dümmliche Berichte und ein Selbstmord.
London/Jk. Die jüngsten Skandale mögen die „schwerste Krise der BBC“ ausgelöst haben, wie Korrespondentenveteran John Simpson feststellte. Aber es ist nicht die erste in der Geschichte des Senders: In den 1980er-Jahren geriet der Sender wegen seiner Berichterstattung über Falkland-Krieg und Bergarbeiterstreiks immer wieder mit der Thatcher-Regierung aneinander. Die Zukunft des gebührenfinanzierten Senders war sogar Gegenstand einer Untersuchungskommission, der damalige Director General verlor auf Druck der Konservativen seinen Job.
Kurz nach Beginn des Irak-Krieges 2003 hat der Sender berichtet, die britische Regierung habe einen Bericht über die angeblichen Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein „aufgeblasen“. Die Vorwürfe zogen eine der langwierigsten und umfangreichsten öffentlichen Untersuchungen der britischen Geschichte nach sich. Der Sender gab nach erheblichem Druck seine Quelle preis: den britischen Waffeninspekteur David Kelly, der sich kurz darauf das Leben nahm. Mehrere Redakteure, der damalige Director General und der Chef des BBC-Trust mussten gehen. Auch der scheidende BBC-Chef Entwistle erlebte in seiner kurzen Amtszeit mehrere Krisen: So musste er sich für die ausufernde und „dümmliche“ Berichterstattung über die Feierlichkeiten zum 60. Thronjubiläum von Elizabeth II. rechtfertigen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2012)