Unternehmen:"Prognosen für 2013 sind zu optimistisch"

Jüngste Konjunkturprognosen und steigende Aktienkurse deuten eine Erholung an. Die meisten Unternehmen bleiben skeptisch.

Wien/Auer. Die beiden bekanntesten Wirtschaftsforscher Österreichs stellen der heimischen Wirtschaft eine Erholung in Aussicht. Aber halten die Einschätzungen der Ökonomen in der Realität auch stand? „Ich habe lange genug Prognosen gemacht, um zu wissen, wie unzuverlässig sie sind“, sagt Bernhard Felderer, langjähriger Chef des Instituts für Höhere Studien. Zumindest die Investoren dürfen sich dem positiven Urteil anschließen. Seit Monaten gehen die Aktienindizes kräftig nach oben. So legte der ATX etwa im vergangenen Halbjahr um knapp ein Viertel an Wert zu.

Hört man sich aber bei jenen um, die den Aufschwung bringen sollen – bei den Unternehmen – ist von der guten Stimmung viel weniger zu spüren. „Anfang des Jahres erwarten wir etwas mehr Aufträge. Aber nur, weil unsere Kunden ihre Lager zu Jahresende traditionell leeren“, sagt etwa Voestalpine-Chef Wolfgang Eder. Die Stahlbranche zählt, ähnlich wie die Halbleiter- oder Transportindustrie, zu den Sektoren, die konjunkturelle Umbrüche besonders früh zu spüren bekommen. Auch Franz Struzl, Chef des Industrieausrüsters RHI, ist für das kommende Jahr nur „gedämpft optimistisch“.

Erste Besserung zur Jahresmitte möglich

Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun erwartet weder einen größeren Einbruch noch einen Aufschwung. „Wir haben eine Seitwärtsbewegung budgetiert.“ Die positiven Prognosen mancher Experten kann er nicht nachvollziehen. „Es ist für mich schwer zu erkennen, woher das Wachstumspotenzial kommen soll.“

Ähnlich sieht das der Kärntner Halbleiterhersteller Infineon, der konjunkturelle Trendwenden meist ein halbes Jahr im Voraus an seinen Auftragseingängen ablesen kann. Die Prognosen für 2013 seien demnach „in Summe etwas zu optimistisch ausgefallen“, sagt Infineon-Österreich-Finanzvorstand Oliver Heinrich. In der Automobil- und Energiebranche würden die Aufträge ebenso zurückgehen wie bei der öffentlichen Hand. Eine erste Besserung sei frühestens zur Jahresmitte zu erwarten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2012)

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