Affäre: HC Strache und die Wiking-Jugend

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Die Vergangenheit in der „Neo-Nazi“-Szene holt den FPÖ-Obmann soeben ein weiteres Mal ein.

Zweikirchen im Kärntner Glantal: Anfang der 80er-Jahre hatte die deutsche Wiking-Jugend hier für mehrere Wochen ihre Zelte aufgeschlagen. Es wurde gesungen, gegrillt, exerziert – und das germanische Erbe hochgehalten. Bis die Staatspolizei dem Spuk ein Ende bereitete. Denn die Grenze zu nationalsozialistischer Wiederbetätigung war eine fließende gewesen. Knapp zehn Jahre später spielte Heinz-Christian Strache auf ebendiesen Wiesen, in ebendiesen Wäldern laut offizieller Version „Paintball“. Es besteht aber kein Zweifel daran, dass Strache dies, wenn überhaupt, im Kreise von amtsbekannten Neo-Nazis tat.

Einer davon ist noch heute in Deutschland höchst aktiv – etwa als Vordenker der NDP. Ein anderer ist schon vor langer Zeit aus der Szene ausgeschieden, hat sich glaubwürdig distanziert und führt ein normales bürgerliches Leben. Für ihn ist es heute besonders unangenehm, wieder mit der Vergangenheit konfrontiert zu werden. Auch ein FPÖ-Politiker-Sohn war damals mit von der Strache-Partie. Die crème de la crème der Kärntner nationalen Jugend sozusagen.

„Ich weiß es wirklich nicht“

War Strache damals auch bei der Wiking-Jugend? „Ich weiß es wirklich nicht“, meint einer der Kameraden aus vergangenen „Paintball“-Tagen zur „Presse“.

Dass Strache bei der Wiking-Jugend aktives Mitglied war, ist eher auszuschließen. Doch es gab damals in der rechten Szene immer wieder Überschneidungen der diversen Gruppen, gegenseitige Besuche und gemeinsame „Truppenübungen“. Auffallend ist jedenfalls der örtliche Zusammenhang: In Zweikirchen war sowohl die Wiking-Jugend aktiv als auch später Heinz-Christian Strache.

In der ORF-Reihe „Sommergespräche“ äußerte Ko-Interviewer Wolfgang Fellner Dienstagabend den Verdacht, dass Strache Ende der 80er-Jahre bei Aktivitäten der Wiking-Jugend in Deutschland festgenommen worden sei. Zudem soll ein Foto Strache als „Wikinger“ ausweisen. Der FPÖ-Chef dementierte das empört. Eine mögliche Klärung könnte nun bei Gericht erfolgen. Strache hatte Fellner schon vor längerem wegen der Berichterstattung in dessen Blatt „Österreich“ geklagt. Heute, Donnerstag, beginnt der Prozess.

DIE WIKING-JUGEND

Die neonazistische Organisation war 1952 durch Zusammenschluss diverser deutscher rechtsextremer Jugendgruppen gegründet worden. Die WJ erzog „Pimpfe“ und „Jungmädels“ nach Vorbild der Hitler-Jugend. 1994 wurde sie in Deutschland verboten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2007)

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